Aprilwetter im Fußball

Der Jahreszeit angepaßt, herrscht im österreichischen Fußball wechselhaftes Klima: vom Aufblühen durch findige Transfers bis hin zur Eiszeit zwischen Funktionären. Von Walter Wagner.

Die Skisaison neigt sich dem Ende zu, das Interesse der Sportöffentlichkeit wendet sich, schön langsam aber sicher, wieder den sogenannten Sommersportarten zu. König Fußball verläßt sein Winterquartier und hält wieder Einzug in die heimischen Stadien.

Viel ist geschehen in der Winterpause und leider hat die wirtschaftliche Inkompetenz diverser Fußballmanager wieder einmal zum Ausschluß zweier Mannschaften aus der ersten Division geführt. Aber gehen wir chronologisch vor.

Findige Transfers
In der obersten heimischen Liga nutzten die Vereine die Pause, um am Transfermarkt tätig zu werden. Den Vogel schoß, wie könnte es auch anders sein, Vorjahresmeister Sturm Graz ab. Zwei Weltklasse Fußballer wurden verpflichtet, um die Grazer bei der Titeljagd zu unterstützen. Der Südamerikaner Andres Fleurquin gilt überhaupt als der teuerste Fußballer, der jemals in Österreich tätig war. Nicht minder spektakulär ist das Engagement des Russen Sergej Yuran. Das Halali auf den Tabellenführer FC Tirol kann, aus Grazer Sicht, beginnen.

Ganz neue Wege in der Transferpolitik beschritt Rekordmeister Rapid Wien. Mit dem Iraner Farhad Majidi wurde erstmals ein Spieler aus Asien verpflichtet. Der gelernte Stürmer gilt als dribbelstarker, wendiger Spieler. In diversen Testspielen ließ er bereits ein paarmal seine Klasse aufblitzen. Außerdem wechselte Zejlko Radovic vom GAK zu den Hütteldorfern. Auch Radovic wurde geholt, um den Angriff zu verstärken. Die interne Konkurrenz wird dadurch verstärkt, daß mit Rene Wagner und Roman Wallner zwei weitere ausgezeichnete Stürmer im Kader der Grün Weißen stehen.

Herbstmeister Tirol verpflichtete Edi Glieder von Salzburg, der mit Radoslav Gilewicz das Stürmerduo bilden soll.

Diese drei Mannschaften gelten in der Titeljagd als Favoriten, wobei man fast glauben möchte, daß Sturm Graz aufgrund des größten Kaders als Favorit zu sehen ist.

Toni Polster ist zurückgekehrt
Toni Polster ist wieder da. Der Toni, der in Deutschland für Furore gesorgt und dessen Auslandskarriere in Mönchengladbach ein unverdientes Ende gefunden hat. Keine Fußballsendung, die nicht mindestens ein Interview mit dem Wiener gebracht hat. Er war und ist immer für Bonmots gut. Polster brachte mit seiner Schlagfertigkeit sogar den Deutschen Comedy-TV-Moderator Karl Dall ins Schwitzen. Dabei gilt Dall seinerseits bei unserem nördlichen Nachbarn als die schärfste Zunge der Showbranche.

Polster spielt zwar jetzt bei der Austria, nicht aber bei der Wiener, nein, vielmehr die Salzburger Austria holte die Attraktion Polster zurück vor das heimische Publikum. Trotz seines Alters gilt er als größte Bereicherung für die heimische Liga. „Gemma Polster schaun“, sollte die Devise lauten. Die Verpflichtung Polsters gilt in Salzburg wieder als Silberstreif am Horizont, mußte doch der finanziell arg durchgebeutelte Verein diverse Leistungsträger verkaufen. Der Wiener wurde vor allem als Leithammel verpflichtet: Junge Spieler sollen am Beispiel Polsters zu ansprechenden Leistungen fähig sein.

Soweit das Wichtigste aus der Bundesliga. Fast hätte ich es vergessen: Der Austro-Kanadier und Magna-Boß, Frank Stronach, wird der Wiener Austria finanziell unter die Arme greifen. Wie war das doch gleich? Stronach ist der Liga-Präsident und sponsert gleichzeitig einen Verein?

Irgendwie, na ja. In der Politik würde man vielleicht von einem Interessenkonflikt sprechen. Aber wir sind ja nicht in der Politik. Gott sei Dank ist der Sport jungfräulich unschuldig und so etwas Böses käme uns doch nie in den Sinn, oder?

Zwei warfen das Handtuch
Was gibt es in der ersten Division neues? Leider nichts Gutes. Wiedereinmal mußten zwei Traditionsvereine das Handtuch werfen. Besser gesagt, es wurde ihnen geworfen, und zwar von der Ligakommission. Aufgrund falscher Angaben wurden zuerst Vorwärts Steyr und einige Tage später dem FC St. Pölten die Lizenzen entzogen. Das bedeutet für beide Vereine Spielverbot. Alle Spiele werden mit 0:3 strafverifiziert. Ein trauriges Kapitel Fußballgeschichte wird um zwei Vereine bereichert. Was bleibt, ist die Frage der Verantwortung. An Schuldzuweisungen nicht verlegen, prangert der Funktionär den Ligasekretär an. Dieser wiederum schiebt den sauren Apfel zurück und weist, völlig zu Recht, auf die Lizenzbestimmungen hin. Letztendlich hängt das sportliche, wie auch das finanzielle Wohlergehen eines Vereins von den Verantwortungsträgern ab. Sie sind verantwortlich für die Vereinsführung. Natürlich fällt es leicht, immer den anderen den „Schwarzen Peter“ zuzuschieben. Das „Laisser-faire“-Prinzip hat im Spitzensport nichts verloren.

Steht Strukturwandel bevor?
Die erste Division wird als Rumpfliga weitergespielt. Die Frage nach der Sinnhaftigkeit einer solchen Liga drängt sich auf.

Pläne gibt es viele, wie etwa die Aufwertung der regionalen Meisterschaften. Vielleicht ist es gerade ein Strukturwandel, der den finanziellen Nöten der Vereine ein Ende setzen kann. Denn eines bleibt zu befürchten: Mit Steyr und St. Pölten ist das Kapitel der finanzmaroden Vereine noch lange nicht zu Ende geschrieben.