Sport - Kommentar

 

Was wäre, wenn …

Die EM Qualifikation ist geschlagen, und wir, ich meine unser Fußballteam, haben die Endrunde neuerlich verpaßt. Nur ein Pünktchen fehlte in der Endabrechnung. Sonst hätten wir in der Hoffnungsrunde eine rein theoretische Chance gehabt, uns für die Finalrunde zu qualifizieren. Wie bitte? Ein lächerlicher Punkt — und wir …

Bitte um Entschuldigung, aber Österreich hat in der Endrunde nichts verloren. Rückblickend auf diese desaströse Qualifikation läßt sich nur ein positiver Punkt hervorheben. Dieser Punkt mag aber entscheidend für die Zukunft des Fußballs sein:

Der längst fällige Umbau des Teams wurde unter dem neuen Trainer Otto Baric in Angriff genommen. Ich weiß nicht, was Herbert Prohaska, dessen Qualität als Trainer nicht zu leugnen ist, dazu bewogen hat, mit der nahezu selben Mannschaft, die bei der WM Endrunde in Frankreich eine bescheidene Rolle gespielt hat, die Qualifikation in Angriff zu nehmen. Das 0:9 von Valencia war nur das unverdiente Ende der Ära Prohaska als Teamchef. Warum ihm der Mut zum Umbau gefehlt hat, wird wohl als unbeantwortete Frage im zeitlosen Raum der Fußballhistorie stehenbleiben.

Wenn jetzt einige Reporter und Fans über vergebene Chancen jammern, sollten wir lieber die Möglichkeit eines Neuaufbaus ins Auge fassen, damit der Kroate Baric in Ruhe ein junges und schlagkräftiges Team aufbauen kann. Diese Mannschaft sollte dann in Zukunft so weit sein, uns vor einem typisch österreichischen Schicksal zu bewahren — nämlich den Satz: „Was wäre, wenn …“ als permanente Ausrede für das Nichterreichen eines Zieles gelten zu lassen. (Copyright by Gerhard Berger )

Ein Detail am Rande: Leider wurde die Austragung der EM Endrunde 2004, für die sich Österreich gemeinsam mit Ungarn beworben hat, an Portugal vergeben. Wieder nichts. Vielleicht das nächste Mal.

Walter Wagner