Die ÖSV Läufer eroberten in der vergangenen Saison sensationelle 97 Podestplätze

Vorschau auf den Ski-Weltcup

Wenn man seine Nase aus dem Fenster steckt, so spürt man, daß die sinkenden Temperaturen die kalte Jahreszeit ankündigen. Das ist die Zeit, in der auch unsere Wintersportler wieder ins Licht der Öffentlichkeit gerückt werden.

Wie haben Meisnitzer, Maier & Co die Sommerpause, die es ja eigentlich für Sportler nicht gibt, verkraftet? Der Skirennsport hat sich längst zu einer Ganzjahresdisziplin entwickelt. Immer neue Trainingsmethoden werden an den Athleten getestet um aus ihnen ein Maximum an Leistung herauszuholen. Schließlich müssen die Vorjahreserfolge doch zumindest wiederholt werden.

Ein sicherlich schwieriges Unterfangen. 97 Podestplätze eroberten die ÖSV Läufer in der vergangenen Saison, ein sensationeller Rekord. Bei der damaligen Leistungsstärke der Skiläufer war es ein einfaches über ihre Siege zu berichten. Die Höhepunkte herauszustreichen war die größte Anforderung an den Sportkolumnisten.

PR-Heuriger und Autogrammstunden
Wie werden unsere Sportler mit der Doppelbelastung fertig? Einerseits sollen sie auf der Piste für tolle Leistungen sorgen, andererseits werden sie als Werbeträger für den ÖSV und letztendlich auch für unser Land Österreich eingesetzt. Das zeigte sich wiedereinmal dieser Tage in Wien: PR-Arbeit wurde großgeschrieben, Heurigenbesuche, Produktpräsentation und Autogrammstunden verlangten den Sportlern oftmals mehr ab als ein Weltcuprennen. Eine Fülle von Adabeis zeigte sich schulterklopfend mit den Rennläufern; es ist wieder populär einen Skistar zu kennen. Obwohl es oft gerade diese Leute sind, die den Sportler, falls es für diesen einmal nicht so gut läuft, wie einen heißen „Erdapfel“ fallen lassen.

Doch nicht die bisweilen mangelnde Charakterstärke der Schickeria ist hier Thema, sondern vielmehr eine Vorschau auf den kommenden Rennwinter.

Wer sind die Gegner der Österreicher im Kampf um den Gesamtweltcup? Bei den Herren sind dies sicherlich die beiden Norweger Lasse Kjus und Kjetil Aamodt, die als große Favoriten gelten. Viel vorgenommen hat sich für heuer Stefan Eberharter.

Aber auch Christian Mayer und Hans Knauß, der sich allerdings beim Gletschertraining verletzt hat und in den ersten Saisonrennen pausieren muß, sind in den engeren Favoritenkreis einzuschließen. Und dann natürlich Hermann Maier.

Auch heuer die Favoriten: Maier und Meisnitzer
Er ist auch heuer wieder der, den es zu schlagen gilt — obwohl er in der letzten Saison nur Dritter des Gesamtweltcups wurde. Die Frage ist, ob Maier seine Rückenprobleme in den Griff bekommen hat. Um die Strapazen eines langen Rennwinters zu verkraften, bedarf es unbedingter körperlicher Stärke. Hat Maier richtig trainiert so sollte der Weg zum Gesamtweltcup nur über ihn laufen. Die ersten Saisonrennen werden darüber besseren Aufschluß geben können.

Bei den nicht minder erfolgreichen Damen heißt die große Favoritin Alexandra Meisnitzer. Sie war die dominante Erscheinung des vergangenen Rennwinters. Für sie gilt Ähnliches wie für Hermann Maier: Bleibt sie gesund, wird sie in der Entscheidung um den Weltcup ein gewichtiges Wort mitzureden haben. Wer hätte das Zeug dazu, ihr den Titel streitig zu machen? Aus der eigenen Mannschaft bieten sich hier einige Läuferinnen wie etwa Renate Götschl oder Michaela Dorfmeister an. Doch auch die Konkurrenz aus dem Ausland scheint den Leistungsabstand verringert zu haben. Besonders die Läuferinnen des Deutschen Skiverbandes haben nach der verpatzten letzten Saison einiges gutzumachen. Und das erschwert durch die Tatsache, daß Katja Seizinger, die Topsportlerin der vergangenen Jahre, ihren Rücktritt bekanntgegeben hat.

Es ist sehr schwer, Prognosen zu stellen
Wahrscheinlich geben die ersten Rennen der neuen Saison Aufschluß über den Leistungsstandard der Konkurrenz. Doch die Saison ist lang und viel kann passieren. Die Nationalmannschaft der Damen wie auch die der Herren steht jedoch für eine dermaßen geballte Ladung an Spitzensportlern, daß hier trotzdem eine vorsichtige Prognose gewagt sein darf.

Der kommende Winter wird sicher wieder für tolle Erfolge der ÖSV-Athleten sorgen. Aber bleiben diese aus, so verfallen wir doch, bitte, nicht wieder in tiefe Depressionen. Erinnern wir uns vielmehr an die großartigen Leistungen unserer SkirennläuferInnen der vergangenen Saisonen. Da der Ehrgeiz unserer Spitzensportler dermaßen ausgeprägt ist und dieser Ehrgeiz zu siegen zu hervorragenden Leistungen führen wird, dürfte diese Sorge unbegründet sein.

Das „Österreich Journal“ wird jedenfalls regelmäßig über die aktuellen Entwicklungen im Gesamtweltcup berichten — mit Vorschauen auf die wichtigsten Rennen und einem Vor-Ort-Lagebericht aus St. Anton, das Austragungsort für die Ski WM 2001 sein wird.