Weltwirtschaftliche Erholung und stabile Inlandskonjunktur stützen moderaten Aufschwung  

erstellt am
16. 06. 04

Wien (oenb) - Die Oesterreichische Nationalbank (OeNB) hält an ihrer Einschätzung eines moderaten Aufschwungs der österreichischen Wirtschaft im Jahr 2004 fest. In der vorliegenden Frühjahrsprognose wird für das Jahr 2004 mit +1,5% ein gegenüber der Herbstprognose (+1,6%) praktisch unverändertes Wachstum erwartet. Für die Jahre 2005 und 2006 wird eine Beschleunigung des Wachstums auf 2,4% bzw. 2,5% prognostiziert. Die am harmonisierten Verbraucherpreisindex (HVPI) gemessene Inflation wird, getrieben u. a. durch den Erdölpreisanstieg, im Jahr 2004 bei 1,7% und in den Folgejahren bei 1,5% bzw. 1,6% liegen.

Österreichs Wirtschaft profitiert von dynamischem Welthandel
Als Folge der schwachen internationalen Konjunktur und eines Rückgangs an preislicher Wettbewerbsfähigkeit durch die Euroaufwertung haben die Exporte im Jahr 2003 nahezu stagniert. Im Zuge der erwarteten dynamischen Erholung der Weltwirtschaft werden die Exporte bereits heuer eine wichtige Rolle im Aufschwung spielen. Für die Jahre 2005 und 2006 wird mit einer weiteren Beschleunigung des Exportwachstums gerechnet. Die außenwirtschaftlichen Impulse werden sich im Laufe des Jahres 2004 auf die Investitionen übertragen, die bereits in der ersten Jahreshälfte wieder anziehen dürften. Die günstigen Finanzierungsbedingungen, die Verlängerung der Investitionszuwachsprämie und die Investitionstätigkeit der öffentlichen Hand im Bereich der Verkehrsinfrastruktur werden zu einer dynamischen Entwicklung der Investitionen beitragen.



Anziehende Beschäftigung und Steuerreform stärken Einkommen ab dem Jahr 2005
Infolge des schwachen Beschäftigungswachstums, moderater Lohnabschlüsse und steigender Inflation werden sich trotz der ersten Etappe der Steuerreform die real verfügbaren Einkommen der Haushalte und damit der private Konsum im Jahr 2004 nur sehr verhalten entwickeln. Die zweite Etappe der Steuerreform wird im Jahr 2005 jedoch eine deutliche Entlastung für die Haushalte bringen, was sowohl zu einer kräftigen Zunahme des Konsumwachstums als auch zu einem Anstieg der Sparquote führen wird.

Starkes Wachstum des Arbeitskräfteangebots verhindert spürbaren Rückgang der Arbeitslosigkeit vor 2006

Eine spürbare Verbesserung der Beschäftigungssituation wird nicht vor dem Jahr 2005 erwartet. Die Anzahl der unselbstständig Beschäftigten wird 2004, wie auch schon 2003, lediglich um 0,3% zunehmen. Das Angebot an Arbeitskräften wird über den gesamten Prognosehorizont relativ stark steigen. Dazu tragen verschiedene strukturelle Faktoren wie z. B. der Anstieg der geringfügigen Beschäftigung, die Zunahme der Anzahl der aus­ländischen Arbeitskräfte und eine höhere Erwerbsbeteiligung Älterer bei. Für das Jahr 2004 wird daher ein weiterer leichter Anstieg der Arbeitslosenquote laut Eurostat auf 4,5% prognostiziert. Auch im Jahr 2005 wird das Beschäftigungswachstum noch zuwenig Dynamik haben, um die Arbeitslosigkeit spürbar zu reduzieren. Dies wird erst für das Jahr 2006 erwartet.

Leistungsbilanz bleibt annähernd ausgeglichen
Der Saldo der Leistungsbilanz hat sich im Jahr 2003 - nach einem Überschuss von 0,2% des BIP im Jahr 2002 - zwar passiviert, kann mit -0,9% aber immer noch als in etwa ausgeglichen bezeichnet werden. Für diese Entwicklung zeichnet die Handelsbilanz verantwortlich, die auch die Entwicklung der Leistungsbilanz über den Prognosezeitraum bestimmt. Für die Jahre 2004 bis 2006 wird ein Leistungsbilanzsaldo von -1,2%, -1,1% und -0,9% prognostiziert.

Anstieg der Inflation 2004 von Energiekomponente bestimmt
Nach einem Anstieg des harmonisierten Verbraucherpreisindex im Jahr 2003 um 1,3% erwartet die OeNB für das Jahr 2004 eine Zunahme der Inflationsrate auf 1,7%. Diese Entwicklung ist vor allem durch den starken Anstieg der Erdölpreise seit dem Frühjahr 2003 bedingt. Die mit 1. Jänner 2004 in Kraft getretene Erhöhung der Energiesteuern trägt mit 0,16 Prozentpunkten zur gesamten Inflation im Jahr 2004 bei. Von der Lohn- und der Nachfrageseite wird für die Jahre 2004 und 2005 kein Preisdruck erwartet.

Budgetsaldo von Steuerreform geprägt
Der Budgetsaldo nach Maastricht-Definition wird laut der vorliegenden Prognose im Jahr 2004 -1,4% des BIP (nach -1,3% im Jahr 2003) betragen. Aufgrund der Steuerreform wird für die Jahre 2005 und 2006 trotz der besseren konjunkturellen Lage eine Verschlechterung des Budgetsaldos auf -1,9% bzw. -1,7% des BIP prognostiziert.

     
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