Mindestens 5.000 Lkw bis 2006 auf rollende Landstraße verlagern  

erstellt am
15. 06. 04

Haslauer: Schutz der Alpen durch Verlagerung von der Straße auf die Schiene
Salzburg (lk) - Einen Schwerpunkt im Kampf gegen den Lkw-Transit will Verkehrsreferent Landeshauptmann-Stellvertreter Dr. Wilfried Haslauer in den kommenden fünf Jahren auf den kombinierten Verkehr legen: „Die Verlagerung des Güterverkehrs von der Straße auf die Schiene ist die einzige Möglichkeit, um angesichts des rasant wachsenden Warenverkehrs die ökologisch sensible Region der Alpen zu schützen“, stellte Haslauer am Montag (14. 06.) klar.

Zwischen 1991 und 2000 wurde eine Steigerung des Lkw-Transitverkehrs um 14 Prozent pro Jahr verzeichnet. „Die Tauernautobahn ist eine wichtige Verbindungsstrecke zu unseren neuen und zukünftigen EU-Nachbarn in Südost-Europa und auch zu den Adriahäfen Triest und Koper. Es ist daher davon auszugehen, dass der Warenverkehr durch unser Land künftig noch drastischer ansteigen wird“, so Wilfried Haslauer.

Um den kombinierten Verkehr auf der Schiene, die „rollende Landstraße“, attraktiver zu machen, seien Leistung und Qualität zu steigern und zusätzliche Transportkapazitäten bereit zu stellen. „Auf Grund technischer, rechtlicher, administrativer und organisatorischer Hemmnisse haben wir heute vielfach eine untragbare Transportdauer: Für die Strecke von 380 Kilometer zwischen Salzburg und Koper braucht die Bahn heute im Extremfall bis zu 37,5 Stunden – das entspricht einer durchschnittlichen Geschwindigkeit von rund zehn Kilometern pro Stunde, womit die Frage nach der Wettbewerbsfähigkeit dieses Angebotes wohl beantwortet ist“, sieht Haslauer gravierende Schwächen im bestehenden Angebot. Die in vielen Industriezweigen praktizierten Just-in-time-Konzepte würden pünktliche und vor allem wettbewerbsfähige, hochwertige Transport- und Logistikketten erfordern: „Der stetig steigende Straßengüterverkehr erfordert eine Steigerung und Optimierung des schienengebundenen Transports. Vergleichs-größe ist der Lkw“, so der Verkehrsreferent.

Aktionsplan Tauern-Bahn
Die Länder Salzburg und Kärnten sowie das Verkehrsministerium haben daher vom Logistik-Kompetenz-Zentrum Prien einen Aktionsplan „Tauern-Bahn“ erarbeiten lassen, der seit Jänner dieses Jahres vorliegt. Projektziele sind unter anderem die Verbesserung der Konkurrenzfähigkeit durch Erhöhung der Transportqualität und Verkürzung der Transportdauer, Handlungsempfehlungen für Maßnahmen im Bereich der Infrastruktur und Fahrplangestaltung, die Einrichtung neuer Zugverbindungen sowie die Optimierung der Terminalstrukturen und Schieneninfrastruktur.

Drei Sofortmaßnahmen
Kurzfristig sieht der Aktionsplan Tauern-Bahn die Einführung dreier marktgerechter Produkte des kombinierten Verkehrs vor, deren Einführung bis 2006 vorgesehen ist:
Unbegleiteter kombinierter Verkehr (UKV)- Shuttle Salzburg-Villach: getaktete Verbindung mit vier täglichen Zugpaaren und optimierten Terminalaufenthalten. Auf nationaler Ebene sind noch Verhandlungen mit den Eisenbahnverkehrsunternehmen, den Frächtern und Spediteuren sowie dem Verkehrsministerium zu führen. Roll on-Roll off (RO-RO)- Brücke Triest-Raum Salzburg/Bayern: getaktete Verbindung mit vier täglichen Zugpaaren, Verlängerung der RO-RO-Schiffsverbindung aus der Türkei über Österreich nach Deutschland. UKV-Direktverbindung München-Villach/Triest/Koper: Verbindung der Südhäfen zu den bayerischen Wirtschaftszentren, Reduzierung der Laufzeiten des Verkehrs nach Osteuropa und Asien um drei bis vier Tage. Langfristig sollen sich die drei neuen Produkte finanziell selbst tragen. Für die Startphase sind finanzielle Zuschüsse seitens des Bundes möglich.

5.000 Lkw auf 18 neuen Zügen
„Relativ kurzfristig ist durch die Realisierung der drei Produkte eine Verlagerung von zirka 5.000 Lkw pro Monat von der Straße auf die Schiene zu erreichen, das entspricht 18 zusätzlichen Zügen pro Tag“, erläutert Wilfried Haslauer. Darüber hinaus können nach Abschluss der im Generalverkehrsplan 1a beschlossenen Ausbaumaßnahmen für die Tauern-Bahn spätestens ab 2006 zusätzlich bis zu 30 Prozent mehr Güterzüge gegenüber 2003 eingeplant werden, wobei die Fahrtzeiten dann um fast 20 Prozent zu reduzieren sind – das entspräche weiteren zusätzlichen 15 Zügen pro Tag oder zirka 6.000 Lkw pro Monat. „Fernziel ist die Realisierung eines durchgehend zweigleisigen Ausbaus der Tauernstrecke – das würde eine Kapazitätssteigerung von plus 89 Prozent gegenüber 2002 oder zusätzlichen 96 Zügen entsprechen“, so Haslauer.
     
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