Ökologische Gewässerentwicklung im Alpenrheintal  

erstellt am
28. 06. 04

Internationale Regierungskommission Alpenrhein IRKA tagte in Reichenau
Reichenau/Schweiz (vlk) - Die Internationale Regierungskommission Alpenrhein (IRKA) traf sich am Freitag (25. 06.) in Reichenau (Kanton Graubünden) an historischer Stelle, wo sich Vorder- und Hinterrhein zum Alpenrhein vereinigen. Die Kommission hat ein Handbuch zur ökologischen Gewässerentwicklung genehmigt und den Mitgliedsländern zur Anwendung empfohlen. Landeshauptmann Herbert Sausgruber übergibt den Vorsitz am 1. Juli an den Regierungspräsidenten des Kantons Graubünden, Stefan Engler.

Sausgruber betonte, dass der Lebensraum, der über eine halbe Million Menschen im Einzugsgebiet des Alpenrheins beheimate, durch diesen Fluss stark geprägt sei. Für die Zukunft gelte es verstärkt, "die Ziele des Hochwasserschutzes mit ökologischen Maßnahmen besser zu kombinieren". Dies werde mit dem Entwicklungskonzept Alpenrhein schrittweise umgesetzt, so der Landeshauptmann.

Mit dem im Jahr 2001 gestarteten "Entwicklungskonzept Alpenrhein" werden die unterschiedlichen Bedürfnisse von Hochwasserschutz, Trinkwasserversorgung, Ökologie, Naherholung oder Energiegewinnung untereinander abgestimmt. Das Entwicklungskonzept ist langfristig angelegt. Es soll für die nächsten 100 Jahre die nachhaltige Sicherung und Gestaltung des Alpenrheingebietes regeln.

Neues Handbuch für ökologische Gewässerentwicklung
Die Länder und Kantone mit einem gesamten Einzugsgebiet des Alpenrheins von 6.119 Quadratkilometer werden zukünftig noch vermehrt grenzüberschreitend und fachgebietsübergreifend planen und zusammenarbeiten. Mit dem Handbuch "Ökologische Gewässerentwicklung – Alpenrheinzuflüsse und Bäche im Rheintal" liegen einheitliche Anweisungen im Umgang mit Revitalisierungen und Renaturierungen vor. Landeshauptmann Sausgruber: "Es soll als Strategiepapier verstanden werden, das den Gemeinden, Behörden und Fachleute als wertvolle Stütze dient".

Weniger Schwall für mehr Natur
Entscheidend für die Verbesserung der ökologischen Verhältnisse im Alpenrhein ist die Milderung des Schwalls. Unter "Schwall" versteht man das tägliche Schwanken des Wasserspiegels als Folge des Betriebs von Wasserkraftwerken am Rhein und seinen Nebenflüssen. Diese Wasserfluten in gewissen Zeitfenstern wirken sich einerseits auf das Leben am Flussboden sowie andererseits generell auf die Artenvielfalt im Alpenrhein negativ aus. Die neue von der IRKA verabschiedete Studie "Schwallreduktion und Hochwasserspitzenminderung" kommt zum Ergebnis, dass es verschiedene Möglichkeiten zur Schwallminderung gibt, informierte Regierungspräsident Engler: "Betriebliche Einschränkungen der Wasserkraftwerke sind dabei nicht nur energiewirtschaftlich problematisch, sie sind auch wesentlich teurer als beispielsweise größere Wasserbecken, die im Nahbereich von Kraftwerken angesiedelt werden könnten. Das Wasser könnte darin angesammelt und für die Wasserlebewesen viel schonender in den Rhein zurückgeführt werden."

LH Sausgruber übergibt IRKA-Vorsitz
In den nächsten Tagen übernimmt Regierungsrat Stefan Engler, Kanton Graubünden, den Vorsitz der IRKA. Engler würdigte die sehr erfolgreichen und wegweisenden vergangenen zwei Vorsitzjahre des Vorarlberger Landeshauptmanns. Er führte dabei insbesonders die zügige und wissenschaftlich hochstehende Erarbeitung des Entwicklungskonzeptes Alpenrhein an.

IRKA – Fakten
Die IRKA wurde 1995 gegründet. Mitgliedsländer sind das Land Vorarlberg, das Fürstentum Liechtenstein und die Schweizer Kantone St. Gallen und Graubünden. Verschiedene Projektgruppen befassen sich mit den Themen Flussbau, Gewässer- und Fischökologie, Grundwasser und Energie. Ziele: Hochwassersicherheit, Revitalisierung am Alpenrhein, Sicherung des Grundwassers, Erkundung von Energiepotenzialen.

Weitere Informationen sind unter http://www.alpenrhein.net erhältlich.
     
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