Wittgenstein-Preis 2004 an den Historiker Walter Pohl  

erstellt am
06. 07. 04

Fünf START-Preise für Nachwuchsspitzenforscher als Versprechen für die Zukunft
Wien (fwf) - Bildungsministerin Elisabeth Gehrer präsentierte am Montag (05. 07.) im Rahmen eines Pressegesprächs gemeinsam mit Georg Wick, Präsident des Wissenschaftsfonds FWF, den diesjährigen Wittgenstein-Preisträger Walter Pohl. Der Historiker Walter Pohl erhielt den mit 1,5 Mio. EUR bestdotierten und renommiertesten Wissenschaftspreis der Republik verliehen. Neben Walter Pohl, dem Empfänger des "österreichischen Nobelpreises", wurden fünf Nachwuchsforscher mit den begehrten START-Preisen ausgezeichnet. Der START-Preis ist dieses Jahr jeweils mit 1,2 Mio. EUR für sechsjährige Forschungsprojekte dotiert.



v.l.n.r.: Thomas Prohaska (START-Preisträger). Michael Kunzinger (START-Preisträger)
Gerhard Schütz (START-Preisträger), Walter Pohl (Wittgenstein-Preisträger), Bundesministerin Elisabeth Gehrer, Thomas Bachner (START-Preisträger) und Vassil Palankovski (START-Preisträger)

Foto: © Noll / Spiola

Bundesministerin Gehrer unterstrich die Wichtigkeit der Wissenschaftsförderung und wies darauf hin, dass diese Bundesregierung mehr frisches Geld der österreichischen Forschung zur Verfügung stellt als jemals eine Regierung zuvor. Für die Nachwuchsförderung sind Programme wie der Wittgenstein-Preis oder die START-Projekte von herausragender Bedeutung. Die Weiterentwicklung der Stipendienprogramme ist Frau Bundesministerin Gehrer ein besonderes Anliegen, denn Wissenschaftsförderung heißt Talentförderung. Die Bildungsministerin dankte dem Präsidenten des FWF, Georg Wick, für die ausgezeichnete und bewährte Abwicklung der beiden Exzellenz-Förderschienen "Wittgenstein-Preis" und "START-Programm".

Georg Wick betonte, dass der Wittgenstein-Preis und das START-Programm ein idealtypisches Beispiel guter Zusammenarbeit und einer perfekten Arbeitsteilung zwischen BMBWK und dem FWF sind. "Wenn es uns gelingt, die Abwicklung dieser Exzellenzprogramme als beispielgebende Kooperation auch auf Programme des BMBWK - u. a. im Stipendienbereich - auszuweiten, dann werden wir alle, die Steuerzahler, die Politik und die wissenschaftliche Gemeinschaft, in Österreich davon profitieren." Das START-Programm und der Wittgenstein-Preis haben die österreichische Grundlagenforschungs-Landschaft nachhaltig zum Besseren verändert. Wenn es gelingt, weiterhin exzellente Forschungsgruppen zu etablieren und auszubauen, wie jene um Walter Pohl, dann ist Österreich auf dem besten Weg auch die Wissenschaft als "Trademark" des Landes zu etablieren.

Walter Pohl ist Universitätsdozent an der Universität Wien und leitet als Direktor das Institut für Mittelalterforschung der Österreichischen Akademie der Wissenschaften. Er beschäftigt sich seit Jahren überaus erfolgreich mit frühmittelalterlicher Geschichte und Kultur, insbesondere mit ethnischen Prozessen in dieser Epoche, und wurde als einer der führenden Vertreter der "Wiener Schule der historischen Ethnografie" europaweit als der Forscher der Völkerwanderung bekannt. "Das Mittelalter" - so Walter Pohl - "bietet einzigartige Möglichkeiten, langfristige ethnische Prozesse zu untersuchen. Die Art, wie ethnische Identitäten zur Grundlage politischer Macht wurden, ist den Europäern gemeinsam und geht in vieler Hinsicht auf das Frühmittelalter zurück. Die Erforschung der Heranbildung von Völkern kann viel zum Verständnis der heutigen Welt beitragen."

Die diesjährigen START-Preisträger: Ein Jurist, ein Mathematiker, ein Techniker, ein Chemiker und ein Bio-Physiker.

Thomas Bachner (Wirtschaftsuniversität Wien) untersucht die "Effekte der Europäisierung des Gesellschaftsrechts" und möchte im Zuge seines START-Projekts - ausgehend von einem evolutionstheoretischen Verständnis - neue Erkenntnisse über die europäische Rechtsangleichung als nicht-linearen, offenen Prozess gewinnen.


Michael Kunzinger (Universität Wien) möchte mittels nichtlinearer distributioneller Geometrie bislang nicht exakt fassbare, genuin nichtlineare singuläre Probleme, wie zum Beispiel die Ausbreitung von Schockwellen im Erdinneren, gemeinsam mit einer von ihm mitbegründeten internationalen Forschungsgruppe mit der Bezeichnung "DIANA" mathematisch untersuchen.


Vassil Palankovski (Technische Universität Wien) wird die Simulation von modernen Halbleiterbauelementen im Nano-Struktur-Bereich vorantreiben. Mittels hochkomplexer Softwaretechnologie, so genannter TCAD-Programme sollen aufwändige Tests von Halbleiterbauelementen zunehmend eingespart werden.


Thomas Prohaska (Universität für Bodenkultur Wien) hat sich zum Ziel gesetzt, hochpräzise Isotopenanalytik am Standort Wien zu etablieren und auszubauen. Durch die Analyse von Isotopenverhältnissen kann man die Herkunft und die Echtheit verschiedenster Substanzen, wie zum Beispiel von Lebensmitteln, Gesteinen oder organischen Überresten, nachweisen.


Gerhard J. Schütz (Universität Linz) betreibt unter Zuhilfenahme nanoskopischer Methoden das Studium molekularer Dynamiken in lebenden biologischen Zellen. Diese allgemein einsetzbare Methode soll im Bereich der Immunologie, konkret bei der Formierung der immunologischen Synapsen der T-Zellen-Aktivierung, angewandt werden.

Die START- und Wittgenstein-Preise wurden in diesem Jahr zum neunten Mal vergeben. Die Entscheidung wurde von der Internationalen START-/Wittgenstein-Jury getroffen. Die Jury setzt sich aus renommierten ExpertInnen aus dem Ausland zusammen, um eine bestmögliche Objektivierung der Entscheidung sicherzustellen. Der Jury-Vorsitzende ist Herwig Kogelnik, Auslandsösterreicher und an den Bell-Laboratorien in den USA tätig.

Sowohl das START- als auch das Wittgenstein-Programm sind für alle wissenschaftlichen Disziplinen offen. Die Gelder dürfen ausschließlich für Forschungsarbeiten verwendet werden. Die Programme werden vom Wissenschaftsfonds FWF im Auftrag des Bildungsministeriums (BMBWK) durchgeführt.

     
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