Mozarts Spuren in die Zukunft  

erstellt am
06. 07. 04

Raus und Schaden stellten die Programmdetails zu Mozart 2006 Salzburg vor
Salzburg (lk) - Landeshauptmann-Stellvertreter Dr. Othmar Raus und Bürgermeister Dr. Heinz Schaden stellten am Montag (05. 07.) in einem gemeinsamen Informationsgespräch das Basisprogramm für das Salzburger Mozart-Jahr 2006 vor. Stadt und Land Salzburg bekennen sich mit diesem Programm zu einem vielfältigen und sehr gegensätzlichen Zugang zu Mozart, bei dem das zeitgenössische Kunstschaffen und die Jugend einen großen Stellenwert einnehmen. Gleichzeitig wird auf Nachhaltigkeit besonderer Wert gelegt: Dies reicht von den baulichen Maßnahmen über den Aufbau eines europäischen Netzwerks bis hin zur Etablierung des Avantgardefestivals „Kontra.com“ und „printed in the soul“, einem kirchenmusikalischen Herbstschwerpunkt im Salzburger Kulturkalender. Dabei wird die Einbindung möglichst vieler in Salzburg für Kultur zuständigen Institutionen angestrebt.

Sieben Millionen für Programm – ein Drittel für freie Kultur und zeitgenössische Kunst

Insgesamt sieben Millionen Euro werden Stadt und Land Salzburg für die Programmatik des Mozart-Jahres 2006 aufbringen. Davon entfallen vier Millionen auf das Land und drei auf die Stadt, verteilt auf die Jahre 2005 bis 2007. Dies ist auf Grund der allgemeinen Budgetknappheit um etwa 1,5 Millionen Euro weniger als ursprünglich für die Programmatik gewünscht.

Die Tourismuseinrichtungen von Stadt und Land Salzburg tragen weitere 1,5 Millionen Euro für das internationale Marketing bei. Insgesamt werden für Programm und Bewerbung des Mozart-Jahres 10,646.000 Euro veranschlagt, dazu zählen auch bereits aufgebrachte Sponsorgelder. Wenn man dieses Budget auf die Bevölkerung des Landes Salzburg umlegt, liegt der Pro-Kopf-Anteil pro Bewohner/in bei 20,67 Euro. Vergleicht man dazu die kolportierten 30 Millionen Euro, die Wien in das Mozart-Jahr investiert, liegt der Wiener Pro-Kopf-Anteil bei 19,35 Euro. Zusätzlich dazu kommen noch die umfangreichen baulichen Aktivitäten mit einem Gesamtinvestitionsvolumen von 74,450.000 Millionen Euro, die von Bund, Land und Stadt und dem Mäzen Donald Kahn (der 5,162.000 Euro beisteuert) getragen werden.

Die beiden ressortverantwortlichen Politiker freuen sich besonders, dass etwa ein Drittel der von Stadt und Land bereitgestellten sieben Millionen Euro für Projekte der freien Kultur und zeitgenössischen Kunst veranschlagt sind. Besonderen Stellenwert nimmt dabei das Avantgardefestival „Kontra.com“ ein, das vom 22. April bis 16. Juli in Salzburg stattfinden wird (die Ausschreibung dazu erfolgt im Herbst 2004). Für die freie Kulturszene stehen neben „Kontra.com“ noch weitere 500.000 Euro zusätzlich zur Verfügung, die inhaltlich noch nicht verplant wurden. Damit sollen auch besonders Kulturinitiativen auf dem Land gefördert werden. Ein eigener Programmbeirat, der sich in naher Zukunft konstituiert, wird über die Vergabe dieser Gelder beraten und entscheiden. „Ich bin mir sicher, dass wir damit noch interessante, innovative Projekte realisieren können. Ich lade die Kulturschaffenden hiermit ein, Ideen zu entwickeln und einzureichen!“, hofft Bürgermeister Dr. Heinz Schaden auf rege Beteiligung.

Das Kuratorium Mozart 2006, dem die politischen Vertreter/innen von Stadt und Land Salzburg und Vertreter/innen der großen Salzburger Kultureinrichtungen angehören, beschloss vergangene Woche einstimmig das vorgelegte Basisprogramm, das sich in die Schwerpunkte Bauten, Veranstaltungen (Musiktheater und Konzerte, Ausstellungen und Sonderprojekte, Tagungen und Kongresse, Mozart in Worten) und in ein Kinder- und Jugendprogramm gliedert. Insgesamt sind rund 500 Einzelveranstaltungen geplant.

Musiktheater und Konzerte
Viel Kontroverses und Gegensätzliches verspricht der Themenschwerpunkt Musiktheater und Konzerte. Die verlängerte Mozartwoche im Jänner bietet neben dem Schwerpunkt Mozart auch Werke, die zu seinem Schaffen Bezüge herstellen, in Analogie treten oder Kontraste entstehen lassen. Die Festspiele im Sommer werden mit der Aufführung aller 22 Opern- und musiktheatralischen Werke nicht nur eine logistische Höchstleistung erbringen, sondern auch für kontroverse Diskussionen durch spannende und unkonventionelle Inszenierungen sorgen.

Das Avantgardefestival „Kontra.com“ will mit den Themen „Mensch und Maschine“ und „Der Künstler als Nomade“ in mehr oder weniger abstrakter Weise auf Mozart und seine Zeit sowie auf die Mozart-Stadt Bezug nehmen.

Über individuelle Einladungen und einen Wettbewerb werden die Künstler ausgewählt. Für Salzburger Künstler/innen und Kulturinitiativen besteht auch hier die Möglichkeit, sich an dem Avantgardefestival zu beteiligen. Die Ausschreibung wird im Herbst 2004 erfolgen, die Auswahl trifft eine Jury von internationalen Kurator/innen.

Kulturpolitisches Ziel der Stadt Salzburg ist es, dieses Avantgardefestival in einer verkleinerten Form über das Mozart-Jahr hinaus als zweijähriges Festival zeitgenössischer Musik fortzusetzen.

Bei „printed in the soul“ von 22. Oktober bis 5. November steht die geistliche Musik von Mozart und der Salzburger Kirchentradition im Mittelpunkt. Auch diese Programmschiene soll in den Folgejahren fix in den Salzburger Veranstaltungskalender Eingang finden.

Ein umfangreiches ganzjähriges Konzertprogramm bieten die verschiedensten Salzburger Veranstalter/innen mit den Höhepunkten Mozartwoche und Salzburger Festspiele sowie dem Zyklus „Junger Künstler“ und dem neuen Programmsegment „Dialoge“ der Internationalen Stiftung Mozarteum.

Ausstellungen
Die Ausstellungen „Viva! MOZART“ (finanziell unterstützt von der Firma Reber als Exklusivsponsor) im neuen SalzburgMuseum auf dem Mozartplatz und die Sonderschauen in Mozarts Geburts- und Wohnhaus werden ganzjährig gezeigt, die Sonderschau „Erdenklang und Himmelston“ im Dommuseum in den Sommermonaten.
Kinder- und Jugendprogramm

Einen wichtigen Schwerpunkt bildet das Kinder- und Jugendprogramm unter dem Motto „Mozart gehört bewegt“. Eigenes Tun, Kreativität, Vernetzung und Nachhaltigkeit stehen hier im Vordergrund zu den Themenkreisen wie Musikpädagogik und Musikausbildung, Mozart und moderne Musikformen, Mozart und Tanz, Begabtenförderung. Unter anderem werden Projekte von verschiedenen Institutionen wie beispielsweise Musikum Salzburg, Akzente, Universität Mozarteum und Radiofabrik eingebunden und unterstützt. In unmittelbarem Umfeld der Mozart-Ausstellung im SalzburgMuseum soll ein Aktionsraum für die kreative Auseinandersetzung mit den Themen der Ausstellung zur Verfügung stehen. Viele Einzelprojekte wie ein Kindermusikfest oder M’s Mini-Reporters werden das Mozart-Jahr für die Kinder und Jugendlichen zu einem nachhaltigen Erlebnis machen.

Tagungen und Kongresse

Das Programm der Kongresse und Tagungen reicht vom Treffen aller Musikpädagog/innen Österreichs über wissenschaftliche Symposien bis hin zu einem großen Meeting der europäischen Musikuniversitäten im Herbst. Unter dem Titel „Sustainable Mozart – Kultur und Nachhaltigkeit“ werden in zehn Diskussionsforen zwischen Februar und Dezember 2006 Themenfelder mit internationalen Persönlichkeiten aus Musik, Literatur, bildender und darstellender Kunst, Philosophie, Politik und Medien diskutiert und am Ende des Jahres zu einem Salzburger Thesenpapier zusammengeführt. „Diese Gesprächsreihe zeigt auch, dass wir bemüht sind, das Mozart-Jahr nachhaltig für Salzburg zu nutzen. Es ist nicht unser Ziel, ein Ein-Jahres-Event durchzuführen, dessen Strahlkraft wenige Wochen nach dem Ende der Veranstaltungen verpufft. Wir wollen die Ergebnisse und Impulse des Mozart-Jahres mitnehmen und in der Zukunft weiter entwickeln“ betont Bürgermeister Heinz Schaden.

Publikationen und Sonderprojekte
Unter dem Motto „Mozart in Worten“ sind u. a. ein „Salzburger Mozart-Lexikon“, ein Katalog zur Ausstellung „Viva! MOZART“ und Kongressdokumentationen vorgesehen.

Zu den Sonderprojekten zählt ein jeweils dreitägiges Stadtfest zum Beginn und zum Ende des Mozart-Jahres, das die gesamte Bevölkerung Salzburgs wie auch Gäste in dieses Festjahr einbeziehen soll.

Bereits auf eigenen Beinen steht die Salzburger Initiative der „Europäischen Mozart-Wege“. Dieser Verein von derzeit rund 80 Städten und Organisationen aus neun Ländern soll weit über das Mozart-Jahr hinaus ein reales und virtuelles Netzwerk mit einem europäischen Veranstaltungskalender mit Mozart-Bezug werden. Der Verein finanziert sich durch Mitgliedsbeiträge.

Infrastrukturmaßnahmen für die Zukunft
Durch den Impuls des Mozart-Jahres werden enorme Verbesserungen im Infrastrukturbereich ermöglicht, die allen Salzburger/innen weit über das Jahr 2006 hinaus direkt oder indirekt zugute kommen. Hier sind vor allem der Umbau des Kleinen Festspielhauses, die Renovierung der Felsenreitschule und die Adaptierung der Universitätsaula als zeitgemäßer und vor allem behindertengerechter Konzert- und Veranstaltungssaal zu nennen.

Die zukunftsweisenden Baumaßnahmen im Festspielbezirk dienen der Qualitätssicherung der Salzburger Festspiele, die – abgesehen vom künstlerischen Niveau - nur mit adäquaten räumlichen und technischen Möglichkeiten ihren Status als wichtigstes Musikfestival der Welt erhalten können. Weitere Großprojekte, die 2006 fertig gestellt werden sollen, sind der Umbau des Gebäudes der Universität Mozarteum auf dem Mirabellplatz und der Neubau des Musikums Salzburg, vormals Salzburger Musikschulwerk. Diese beiden Projekte kommen der Musikerziehung und -ausbildung in Salzburg zugute.
     
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