Oper gegen Operette als ein Kampf der Giganten  

erstellt am
19. 07. 04

Aida & Gräfin Mariza: St. Margarethen und Mörbisch – zwei Spektakel-Produktionen im Burgenland
Eisenstadt (bvz.at) - Auf der einen Bühne tummeln sich lebende Elefanten und achtzehn Pferde, auf der anderen eine Dampflokomotive, ein Motorrad und eine Pferdekutsche. Im Burgenland ist der Kampf der Giganten ausgebrochen.

Der eine Intendant, Wolfgang Werner, spricht von 150.000 BesucherInnen, die er heuer anstrebt und knallt dem anderen, Harald Serafin, das Feuerwerk mitten in den lyrischen Schlussteil des zweiten Aktes. Dieser wiederum nennt – stolz auf mehr als 200.000 Gäste, die er dieses Jahr erreichen wird – die „Aida“ nur mehr Eida (gesprochen wie‘s rohe Ei) und knallt seine Raketen in die traurige Schlusssequenz des Kollegen. Feindschaften wollen gepflegt werden!

Der deutlich sichtbare Konkurrenzneid erfreut Publikum und Feuilleton, wäre aber nicht nötig; denn beide Großveranstaltungen sind ausgebucht und bieten – im Rahmen ihrer Möglichkeiten – absolute Topqualität.

Natürlich muss man weder Oper noch Operette auf Bühnen in der Dimension von mindestens einem Fußballplatz mögen; wer‘s aber gerne hat, ist bei Giuseppe Verdis „Aida“ im Steinbruch von St. Margarethen genauso gut aufgehoben wie bei Emmerich Kálmáns „Gräfin Mariza“ auf der Seebühne von Mörbisch.

Auch wenn‘s die Herren Intendanten übereinander nicht gerne hören werden, so gilt doch: Beide verbinden eindrucksvolle Bühnenbilder und eine immense Show mit ausgezeichneten Inszenierungen und großartigen Künstlern, die auch die lyrischen, feinen Szenen zu Erlebnissen machen.

Eine Wertung ist reine Geschmacksache und wird auch von der Vorliebe für Oper oder eben Operette abhängen; wer aber den Rausch eines fast perfekt gestylten Spektakels sucht, ist da wie dort gut aufgehoben. THOMAS JORDA

Quelle:

     
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