Die Hand als Ausdrucksmittel  

erstellt am
13. 07. 04

Ausstellung "Beredte Hände" ab 17. Juli in der Residenzgalerie
Salzburg (lk) - Hände stehen für das Begreifen der Welt – so sahen es bereits griechische Philosophen. „Beredte Hände“ heißt deshalb eine Ausstellung, die am Samstag, 17. Juli, 11.00 Uhr, in der Salzburger Residenzgalerie eröffnet wird und bis 1. November 2004, täglich von 10.00 bis 17.00 Uhr, zu sehen ist. Im Mittelpunkt der Ausstellung steht die Bedeutung von Gesten in der Kunst vom 16. Jahrhundert bis zur Gegenwart.

In der Antike bediente sich der Redner aus dem reichen Fundus der Gebärde, um seine Aufführungen zu inszenieren und die Aussage seiner Rede zu unterstreichen. Der barocke Höfling entwarf mit feinsinniger Gestik im höfischen Zeremoniell die Galanterie aus der immer weiter verfeinerten Gebärde der Hand. Die Hand und ihre Gestik ist ein wesentliches künstlerisches Motiv, indem sie die tragende Funktion der gesprochenen und geschriebenen Sprache vor allem im Bild übernimmt. Künstler vermögen durch das Augenmerk auf die menschliche Hand den Verlauf und den Inhalt eines Gespräches im Bild allgemein verständlich zu inszenieren und dem Betrachter zu vermitteln.

Künstler wie Anton Maulbertsch, Paul Troger, Bernardo Strozzi, Guercino, Caravaggio und Frans Francken zeigen in ihren Werken ihre großartige Kenntnis der natürlichen Handbewegungen im sprachlichen Ausdruck und im Affekt, als auch ihr genaues Wissen der zu ihrer Zeit wissenschaftlich intensiven Aufarbeitung antiker Rhetorikgesten. Künstler des 19. und beginnenden 20. Jahrhunderts, wie Friedrich Amerling, Wilhelm Leibl oder Albin Egger-Lienz verlassen die Tradition der klassischen Bedeutungen und setzen die Hände als wichtigste Träger von inneren Spannungen und Emotionen zum Teil äußerst expressiv in Szene. So wird die Hand auch in den Anfängen der tonlosen Filmkunst, die als Rahmenprogramm thematisch in die Ausstellung integriert ist, als entscheidendes Ausdrucksmittel eingesetzt.

Seit der Moderne – gezeigt werden zeitgenössische Gemälde, Fotos und Videos – bleibt die Hand weiterhin wichtiges Symbol und sprachliches Element. Manchmal erscheint sie sogar als unabhängiges und selbstständiges Wesen. Sie ist zum einen wichtiger sprachlicher Träger in der Jungendkultur (Hip-Hop etc.), zum anderen wird die Hand zum eigenständigen Individuum, das Inneres nach außen spiegelt. In der Gegenwartskunst – gezeigt werden Werke u. a. von Günter Brus, Gerhard Rühm, Max Böhme, Ketty LaRocca und Inge Morath – ist die Hand wichtiges Symbol und Sprachelement, oft als eigenständiges Individuum gesehen.
     
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