Eröffnung der Salzburger Festspiele  

erstellt am
26. 07. 04

Ansprachen von Landeshauptfrau Gabi Burgstaller und von Regisseur István Szabó
Salzburg (lk) - „Die Salzburger Festspiele sind ein großartiges Geschenk an die Welt. Unsere Aufgabe ist es, sich dieses Geschenkes und der Verantwortung, die uns daraus erwächst, würdig zu erweisen. Kunst und Politik haben die Pflicht, mit den ihnen eigenen Mitteln die Menschen zu führen, sie die neue, die gute Welt entdecken zu lassen, die ihnen verborgen ist.“ Dies betonte Landeshauptfrau Mag. Gabi Burgstaller am Freitag (23. 07.) bei der Eröffnung der Salzburger Festspiele 2004 in der Felsenreitschule. Für Bundespräsident Dr. Heinz Fischer sind die Salzburger Festspiele ein europäisches Festival. Dem komme im Jahr der Erweiterung der Europäischen Union und der Diskussion um eine europäische Verfassung besondere Bedeutung zu. Der ungarische Regisseur István Szabó ging als Festredner auf die Verantwortung von Filmemachern und Publikum ein, den manipulativen Interessen der Macht beim Medium Film nicht auf den Leim zu gehen.

Landeshauptfrau Gabi Burgstaller widmete sich in ihrer Begrüßungsansprache auch der aufgeflammten Nachfolge-Diskussion: Prof. Peter Ruzicka habe mit seinem Team die Festspiele sicher – auch stilsicher – in das 21. Jahrhundert geführt. Man setze dabei nicht auf spektakuläre Brüche, sondern auf eine organisatorische Weiterentwicklung mit manchmal leise, aber stets kraftvollen Akzenten. Dieser, 2003 begonnene, erfolgreiche Weg soll vom Intendanten fortgesetzt werden, so Burgstaller.

Burgstaller: Beste Lösung für die Zukunft der Festspiele
Für das Kuratorium müsse es Ziel sein, die beste Lösung für die Zukunft der Salzburger Festspiele umzusetzen. Burgstaller ersuchte in diesem Zusammenhang „um Respekt vor den Leistungen der jetzigen Intendanz und um Geduld bei der Entwicklung des künftigen Profils. Aufregend und von höchster Qualität müssen die Festspiele sein, einzigartig, auf der Basis einer ästhetischen Grundposition“, so die Landeshauptfrau wörtlich. Neben diesem höchsten künstlerischen Anspruch wünscht sich die Landeshauptfrau eine größtmögliche Demokratisierung der Festspiele. Burgstaller: „Ich unterstütze jedes Bemühen, den Zugang zur Kunst, zur Musik und zum Schauspiel, zu öffnen.“

Die Salzburger Festspiele stünden nicht nur vor großen künstlerischen, sondern auch vor außergewöhnlichen organisatorisch-technischen Herausforderungen. Als Beispiele führte Burgstaller den Bau des „Hauses für Mozart“ mit der Eröffnung im Jahr 2006, den Umbau der Großen Universitätsaula sowie die Neugestaltung des Max-Reinhardt-Platzes an „über die noch leidenschaftlich, aber letztlich zu einem baldigen guten Ende zu diskutieren sein wird.“ Am Ende werde der gesamte Festspielbezirk als Herz und Hirn und Ort der Seele und des Motors der kulturellen Weltgeltung der Salzburger Festspiele im neuen Glanz erstrahlen, zeigte sich die Landeshauptfrau überzeugt.

Szabó: Zwischen den Zeilen des Films lesen lernen
„Ein Filmdokument dokumentiert niemals die Wahrheit, sondern nur einen Teil der Wirklichkeit, den der Betrachter hinter der Kamera auswählen will“, ist für den Festspielredner István Szabó Warnung und Aufruf zugleich, sowohl als Filmschaffender als auch als Filmkonsument Verantwortung zu tragen, um nicht der enormen Macht der laufenden Bilder für negative Vorhaben zu erliegen. „Talent ist nur eine Fähigkeit, die man gebrauchen kann. Leider zu allem“. Filmemacher, so Szabó, tragen die Verantwortung, dass sie ihre Kamera nicht als Waffe von Politik missbrauchen lassen, die Zuschauer seien verantwortlich dafür, dass sie lernen hinter die Bilder zu sehen, so wie sie im 20. Jahrhundert gelernt hatten, zwischen den Zeilen zu lesen. Natürlich gebe es immer politische Interessen, die Fälschungen, Irreführung, Manipulierung des Publikums verlangen. Und immer wieder fänden sich Fachleute, sogar Künstler, die dazu bereit sind. Politik sei immer bestrebt, ihre momentane Ideologie geltend zu machen, die Kunst zu erobern, Künstler zu verführen, zu korrumpieren. Wobei es für Szabó auch löbliche Gegenbeispiele gibt, wie etwa Endre Gellért, der während der stalinistischen Zeit in Ungarn die vorübergehende politisch motivierte Ausschaltung seines vorgesetzten Theaterintendanten als dessen Vertreter nicht zu seinem persönlichen Vorteil ausnutzte.

Das Originäre am Film, das ihn von anderen Kunstformen unterscheidet, ist für den Ungarn Szabó die Nahaufnahme vom lebenden menschlichen Gesicht, die die Geburt eines Gefühls oder eines Gedankens oder deren Veränderung im Blick eines Menschen aufzeigt. „Wir müssen lernen, die Botschaft der Blicke zu verstehen. Wenn wir gelernt haben, zwischen den Zeilen zu lesen, müssen wir lernen zu verstehen, was die Blicke ahnen lassen, die uns manchmal im Fernsehen anschauen“.
     
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