Int. Kinder- und Jugendtheatertreffen in Wien  

erstellt am
10. 08. 04

Wien (rk) - Europa wächst und bringt mehr Freiraum für mehr Menschen, mehr Begegnung, mehr Austausch: EDERED verfolgt diese Idee schon seit 1982 und unterstützt die kulturelle Verbindung junger Menschen durch Theater. 2004 lädt die Stadt Wien - zum 2. mal Gastgeberorganisation - zum großen Treffen der Europäischen Nationen. Insgesamt 20 Länder vertreten durch jeweils 6 TeilnehmerInnen und einem Künstler kommen dieses Mal zusammen, besonderer Schwerpunkt liegt bei der Vernetzung des Ostens mit dem Westen, von Mitgliedstaaten mit Nicht- Mitgliedstaaten. Im nächsten Jahr wird EDERED nach Irland, anschließend nach Schottland und Russland ziehen.

Noch bis Mitte August arbeiten in Wien 120 TheaterstudentInnen aus 20 verschiedenen europäischen Staaten, inklusive Türkei und Israel zusammen. Vor wenigen Tagen haben international durchmischte Workshop-Gruppen mit ihrer Arbeit am Thema "RAUM" begonnen. Prominenter Teilnehmer ist Peter Sellars, der die europäische Delegation gestern, Donnerstag, besucht hat.

Das Thema "RAUM" wurde für das Wiener Treffen gewählt, weil die beiden Dimensionen Raum und Zeit nicht nur im Theater von großer Bedeutung sind. Der offene Raum, der geschlossene Raum, der öffentliche Raum, der private, der persönliche Raum, der "leere Raum" (P. Brook)..., ... der innere Raum, der äußere Raum. Theater findet immer in einem Raum statt... sobald sich ein Objekt oder ein Wesen in einem Raum befindet, beginnt eine Geschichte, beginnt Theater, beginnen Möglichkeiten. Nicht zu vergessen der Weltraum, der Kontinent, Europa, das Land, die Stadt, das Dorf. Es geht auch um politische Anliegen: Die Schaffung von Raum für Menschen ohne Recht auf Raum und Zeit ist wichtiger Bestandteil dieses internationalen Austausches. Daher werden von den Künstlern in den Flüchtlingslagern Traiskirchen und Mödling Workshops abgehalten.

Der Schwerpunkt dieses Treffens ist die länderübergreifende Vernetzung der TeilnehmerInnen und der KünstlerInnen durch Theater - neben persönlichen Erfahrungen und dem Künstlerischen spielt auch das Politische eine Rolle. Es ist die Aufgabe der KünstlerInnen - aus jedem Teilnehmerland wurde ein Vertreter, ein Schauspieler, Regisseur oder Theaterpädagoge entsandt - gemeinsam mit einem Partner aus einem anderem Land diese Workshop -Gruppen anzuleiten. Auf diese Weise wird Theater dazu verwendet, Sprach- und Kulturbarrieren sowie sonstige Vorurteile abzubauen.

Präsentation im Museumsquartier
Am Ende der zweiwöchigen Workshophase findet am 14. August ab 18.00 Uhr eine öffentliche Abschlusspräsentation an einem zentralen Ort statt: Die Höfe des Museumsquartiers werden als Plattform für dieses einzigartige Spektakel zur Verfügung stehen. 120 TeilnehmerInnen aus Belgien, Deutschland, Estland, Finnland, Frankreich, Irland, Israel, Kroatien, Litauen, Lettland, Luxemburg, Malta, Mazedonien, Österreich, Polen, der Russischen Föderation, Spanien, der Tschechischen Republik, Türkei und aus Ungarn präsentieren die Ergebnisse ihrer Workshops in 9 verschiedenen Performances.

Entwicklung einer Idee
Kinder- und Jugendtheater, Foto: Mag. Franziska Mayr-Keber Anlässlich des Jahres des Kindes veranstaltete der Europarat (Rat für kulturelle Zusammenarbeit) 1979 ein Seminar zum Thema "Kinder und Kultur im gegenwärtigen Europa" (La culture et l'enfant). Unter anderem wurde die Idee aufgebracht, mittels europäischer Kindertheatertreffen den Kulturaustausch zwischen verschiedenen Sprach- und Kulturgemeinschaften zu fördern. So bildeten im Anschluss an dieses Seminar Belgien, die BRD, Dänemark, Frankreich, GB und die Schweiz eine Arbeitsgruppe zur Realisierung europäischer Kindertheatertreffen. Belgien übernahm 1982 erstmals die Rolle des Gastgeberlandes. Das Projekt stieß auf großen Anklang bei den Teilnehmern, den Organisatoren, wie auch in der Öffentlichkeit. Das zweite Treffen fand im Jahr 1984 in der Schweiz statt: 180 Kinder aus 11 europäischen Ländern bildeten diesmal die große europäische Theatergruppe, welche letztendlich eine erstaunliche, und vor allem einmalige Performance der Öffentlichkeit präsentierte.

"European Drama Encounters - Rencontres Européenes de Drama": EDERED
1985 wurde EDERED als Organisation gegründet, um das Fortbestehen der Theatertreffen auf europäischer Ebene zu sichern und einen einheitlichen Ablauf zu entwickeln. EDERED ist ein multinationaler Verein mit dem Ziel, Menschen mit den Mitteln und Möglichkeiten des Theaters zu verbinden, die Scheu und die Barriere vor dem Fremden abzubauen. Präsident von EDERED ist Mag. Josef Hollos, der Wiener Landesjugendreferat der MA 13 (Bildung und außerschulische Jugendbetreuung).

Jedes Jahr wird von einem anderen Mitgliedsland eine Kinder- oder Jugendtheaterbegegnung veranstaltet. Dazu werden alle europäischen Staaten eingeladen, eine bestimmte Anzahl von Kindern oder Jugendlichen sowie einen Referenten in das Gastgeberland zu entsenden. Diese EDERED -Treffen finden während der Sommermonate (Juli bzw. August) statt, und dauern in der Regel zwei Wochen. Als Leitfaden für die Arbeit in den einzelnen Workshops wird jedes Jahr ein anderes Thema vorgegeben. Jedes Treffen ist eine einmalige Gelegenheit, kulturelle Unterschiede in künstlerischer und sozialer Interaktion wahrzunehmen.


Informationen: http://www.edered.com/home.asp
     
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