Zeitgeschichte aus einem ungewöhnlichen Blickwinkel  

erstellt am
20. 08. 04

Obertrumer Sommerausstellung präsentiert Geschichten, die alte Sterbebilder erzählen
Salzburg (lk) - Zeitgeschichte aus einem ungewöhnlichen Blickwinkel wird derzeit im Heimatmuseum von Obertrum am See erzählt: Die diesjährige Sommerausstellung im Museum im Einlegerhaus präsentiert unter dem Motto „Christliche Andenken – Alte Sterbebilder erzählen Geschichte(n)“ einen Teil der eindrucksvollen Sammlung von Sterbebildern von Dr. Gerhard Huber aus Salzburg, der mit diesem interessanten Hobby ein Stück Zeitgeschichte festhält. Die Ausstellung ist bis Ende September jeden Freitag und Samstag von 14.00 bis 17.00 Uhr und jeden Dienstag von 17.00 bis 19.00 Uhr geöffnet.

Sterbebilder, wie wir sie heute kennen, haben noch keine sehr lange Geschichte. Es gibt sie erst seit etwa 200 Jahren. Vor allem die Sterbebilder aus dem 19. Jahrhundert sind eine Fundgrube an unterschiedlichsten Informationen, die einen manchmal auch zum Schmunzeln anregen z. B. durch die Berufsbezeichnungen.

Auf die künstlerische Gestaltung der Bildseite des Sterbebildes wurde in der Anfangszeit größter Wert gelegt, wobei natürlich der jeweilige Zeitgeschmack großen Einfluss auf die Aufmachung hatte. Vor allem der Jugendstil brachte eine enorme Vielfalt von künstlerisch interessanten und großteils hochwertigen Produkten hervor.

Seit einigen Jahren werden häufig Natur- oder Landschaftsansichten abgebildet, was einen Rückschluss auf den Bedeutungsverlust der Religion im Alltagsleben der Menschen zulässt. Auch beim Erinnerungstext hat sich eine neue „Nüchternheit“ durchgesetzt. Die Sammlung beinhaltet unter anderem auch die Sterbebilder berühmter Persönlichkeiten, wie zum Beispiel des amerikanischen Präsidenten John F. Kennedy, Prinzessin Diana oder des Schirennläufers Rudi Nierlich.

Die Ortsgeschichte von Obertrum in der Zeit von 1909 bis 1940 wird mit den Aufzeichnungen des Kaufmannes Mühlfellner, der damals das Bestattungswesen in Obertrum besorgte, in Erinnerung gerufen. Er führte genauestens darüber Buch, was bei einer Beerdigung verwendet wurde, wie viel etwas kostete und wie viele Sterbebilder für das jeweilige Begräbnis bestellt wurden. Auch diese Aufzeichnungen zeigen ein relativ ungeschminktes Bild der vermeintlich „guten alten Zeit“ mit ihrer hohen Kindersterblichkeit.
     
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