Landtagswahl in Vorarlberg  

erstellt am
20. 09. 04

ÖVP erringt absolute Mehrheit – FPÖ verliert massiv
Wien (öj) - Am Sonntag (19. 09.) wurde in Vorarlberg der Landtag neu gewählt. Landeshautpmann Herbert Sausgruber, er gilt als eine der schwarz-blauen Bundespolitik kritische VP-Führungspersönlichkeit, konnte das Ergebnis der letzten Wahl 1999 (45,76 %) deutlich verbessern und erreichte mit 54,86 % die wieder die absolute Mehrheit. Die ÖVP wird über 21 der 36 Mandate im Landtag verfügen. In einer ersten Reaktion stellte Sausgruber fest, er sehe wohl auch einen Auftrag seiner Landsleute, Vorarlberg möglichst unabhängig von Wien und Brüssel weiterzuregieren, räumte damit ein, daß seine kritische Haltung zu manchen Entscheidungen der Bundesregierung ein Teil des Wahlerfolges ausmachten. Sausgruber stellte aber ebenso deutlich fest, daß er viele der Entscheidungen (Stichwort: Steuerreform) mitbeschlossen habe.

In Serie bleiben die dramatischen Verluste für die FPÖ, die von ihren im Wahlgang 1999 erreichten 27,4 % auf 13 % abstürzte und nurmehr über 5 Mandate verfügt. Ein Zugewinn für die SPÖ, die von 13 % (1999) auf 16,9 % zulegen konnte, führte - erstmals seit 15 Jahren - wieder an die zweite Stelle im Ländle und erlangt somit 6 Mandate. Auch die Grünen konnten sich mit einem Gewinn von 4,2 % der Stimmen nunmehr 10,16 % erreichen, was ihnen 4 Mandate im Landtag bringt.

Partei

Stimmen

Prozent

Mandate

ÖVP

79445

54,86

21

SPÖ

24484

16,91

6

FPÖ

18782

12,97

5

Grüne

14706

10,16

4


 

 Schüssel: Großartiger Erfolg für LH Sausgruber
Vorarlberger haben Leistungen Sausgrubers honoriert
Wien (övp-pd) - ÖVP-Bundesparteiobmann Bundeskanzler Dr. Wolfgang Schüssel hat am Sonntag (19. 09.) dem Vorarlberger Landeshauptmann Dr. Herbert Sausgruber zu seinem großartigen Wahlerfolg gratuliert. "Die gesamte ÖVP-Bundespartei freut sich mit Herbert Sausgruber. Die Leistungen der ÖVP- Vorarlberg wurden von den Wählern honoriert", betonte der Bundeskanzler.

Sausgruber signalisiere Verlässlichkeit und Eigenständigkeit, diese Botschaften haben die Vorarlbergerinnen und Vorarlberger überzeugt, so Schüssel. So habe die ÖVP Vorarlberg mehr zulegen können als SPÖ und Grüne gemeinsam.

Das Ergebnis sei ein persönlicher Verdienst Sausgrubers. Er fahre gemeinsam mit seinem Team einen erfolgreichen Kurs, der der Bundespolitik bereits vieles vorweggenommen habe, wie zum Beispiel ein ausgeglichenes Budget sowie eine moderne Landesverwaltung. Sausgruber sei es außerdem gelungen, wirtschaftliche Leistungsfähigkeit und hohen sozialen Standard zu verwirklichen, sowie Vorarlberg europafähig zu machen, so Schüssel abschließend.

   
Bures: SPÖ hat ihr Wahlziel klar erreicht
Seit 15 Jahren wieder Platz zwei – Sausgruber hat mit Distanzierung zu Schüssel gepunktet
Wien (sk) - "Die SPÖ Vorarlberg hat sich ein hohes Wahlziel gesteckt und unter der Führung der starken Spitzenkandidatin Elke Sader deutlich erreicht: erstmals seit 1989 ist die SPÖ in Vorarlberg wieder auf Platz zwei", freut sich SPÖ-Bundesgeschäftsführerin Doris Bures am Sonntag (19. 09.) über den deutlichen Zugewinn an Vertrauen bei der heutigen Landtagswahl in Vorarlberg. Die SPÖ habe mit Gesundheit und Pensionen auf die richtigen Themen gesetzt; als einzige Partei mit einer Frau an der Spitze habe die SPÖ Vorarlberg im Wahlkampf zeigen können, dass sie die Probleme der Menschen ernst nehme und ihre Interessen tatkräftig vertrete. Bures verwies darauf, dass die SPÖ in Bregenz, der Heimatstadt von Elke Sader, einen großartigen Zugewinn von 9,54 Prozent erreichen konnte. Die SPÖ-Bundes- geschäftsführerin geht davon aus, dass die SPÖ als zweite Kraft in Vorarlberg in der Landespolitik eine wichtige und konstruktive Rolle spielen werde.

Das Erreichen der absoluten Mehrheit durch die ÖVP wertet Bures als "persönlichen Erfolg für Landeshauptmann Sausgruber". Dieser sei klar auf Distanz zur Politik von Bundeskanzler Schüssel gegangen; er habe unmissverständlich klar gemacht, dass ein Auftritt Schüssels im Wahlkampf unerwünscht sei. "Wir sind in wesentlichen Dingen anderer Auffassung als ein großer Teil der Regierung", hatte Sausgruber am 30. August in der "Presse" gemeint - "und damit gepunktet", fügte Bures hinzu.

Die Grünen hätten einen "Achtungserfolg" erzielt, so Bures, die davon ausgeht, dass auch die Grünen vom Bundestrend gegen Schwarz-Blau profitieren konnten.

Die FPÖ habe als einzige Partei im Vorarlberger Wahlkampf die Politik der Regierung vertreten. Dafür, und für ihre unsoziale Politik und ihre leeren Versprechungen, habe sie wieder einmal die Rechnung präsentiert bekommen. Selbst in seinem Heimatbundesland sei Vizekanzler Gorbach für seine Politik eine klare Absage erteilt worden.

Schließlich gratulierte Bures der Vorarlberger SPÖ und ihrer Spitzenkandidatin Elke Sader sehr herzlich zu ihrem Wahlerfolg. Für die Bundes-SPÖ sei dieser Erfolg eine weitere Bestätigung: "Der nunmehr zwölfte Wahlsieg in ununterbrochener Reihenfolge unter SPÖ-Vorsitzenden Alfred Gusenbauer zeigt, dass wir auf dem richtigen Weg sind."

 

 Haubner: Bittere Niederlage für Egger
FPÖ-Chefin erwartet keine Auswirkungen auf Bundespartei
Wien (fpd) - Für den Vorarlberger FPÖ-Spitzenkandidaten Dieter Egger war das Ergebnis der Landtagswahl eine "bitteren Niederlage, an der es nichts daran zu rütteln" gebe. Schuldzuweisungen an die Bundespolitik vermied Egger. Ob die FPÖ künftig in der Vorarlberger Landesregierung vertreten sein werde, sei noch offen. Trotz absoluter Mehrheit suche die ÖVP nach einem Partner. Für Egger sei nun "die ÖVP am Zug".

FPÖ-Chefin Ursula Haubner sah keine Schuld der Bundespartei an der Wahlniederlage der FPÖ in Vorarlberg. In den zwei Monaten, in denen die neue Parteiführung nun im Amt ist, sei es nicht möglich gewesen, das davor verloren gegangene Vertrauen wieder zurück zu gewinnen. Auf Bundesebene habe sich die Partei aber stabilisiert und sei "gut aufgestellt". Die Führungsspitze sei geschlossen, deshalb erwarte sie auch keine innerparteilichen Turbulenzen nach dieser Niederlage.

Auch als Abfuhr für die Bundespolitik wollte Haubner das Ergebnis der Landtagswahl nicht gewertet sehen. „Im Vorarlberger Wahlkampf haben Bundesthemen nur eine geringe Rolle gespielt“, sagte die FPÖ-Chefin. Dennoch werde man das Ergebnis genau analysieren und sich überlegen, wo man ansetzen müsse, um Verbesserungen zu erzielen.

Haubner gestand zwar ein, dass sich die FPÖ ein besseres Ergebnis gewünscht hätte und dem verloren gegangen zweite Platz hinter der ÖVP nachtrauere. „Wenn man die in Vorarlberg erreichten 13 Prozent auf den Bund umlegen würde, dann wäre das ein Aufwärtstrend. Hätte die FPÖ diese 13 Prozent auf Bundesebene, dann wäre das ein Zeichen, dass sie weiter vorwärts kommt und eine gute Basis, auf der man aufbauen kann“, erklärte Haubner.

 

 Vorarlberg-Wahl: Van der Bellen "hoch erfreut"
Auswirkungen auf Stabilität von Schwarz-Blau
Wien/Bregenz (apa) - Der Bundessprecher der Grünen, Alexander Van der Bellen, ist über das Abschneiden seiner Partei in Vorarlberg "hoch erfreut". Wie er Sonntagabend (19. 09.) gegenüber der APA erklärte, sei die Verdoppelung der Mandate "eine sehr schöne Bestätigung für die Arbeit der letzten fünf Jahre". Aus bundespolitischer Sicht erwartet er Auswirkungen auf die Stabilität von Schwarz-Blau.

Van der Bellen verweist darauf, dass Vizekanzler Hubert Gorbach neben dem freiheitlichen Spitzenkandidaten Dieter Egger im Wahlkampf plakatiert worden sei. Die Niederlage sei zwar geringer ausgefallen als etwa in Niederösterreich oder Tirol. Trotzdem sei damit zu rechnen, dass die Bundes-FPÖ noch nervöser sein und noch weniger Verlässlichkeit an den Tag legen werde.

Aber auch für die Bundes-ÖVP sei der Wahlausgang keineswegs beruhigend. Schließlich habe die Vorarlberger Volkspartei sich jede Präsenz der Bundespartei im Wahlkampf verbeten. Er, Van der bellen, sei "von Haus aus davon ausgegangen, dass die Vorarlberger ÖVP die absolute Mehrheit in der Tasche hat".
         
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