Bildungspolitik / Pisa-Studie  

erstellt am
26. 11. 04

 Gusenbauer: "Regierung wurstelt auf einem immer niedrigerem Niveau weiter"
Villach (sk) - "Wenn nicht heute begonnen wird, einen Kurswechsel in der Bildungspolitik einzuleiten, werden wir in wenigen Jahren vor einer noch schlimmeren Situation stehen", warnte SPÖ-Vorsitzender Alfred Gusenbauer angesichts der neuesten PISA-Daten am Donnerstag (25. 11.) bei einer gemeinsamen Pressekonferenz mit Kärntens Landeshauptmannstellvertreter Ambrozy, Landesrat Reinhard Rohr und Hubert Pucher von der FSG, in Villach. Gusenbauer forderte eine "tabulose" Diskussion über das österreichische Bildungssystem und verwies auf das Bildungsprogramm der SPÖ, das nächste Woche am Bundesparteitag beschlossen werden wird. Das "Team Gusenbauer" besuchte Villach im Rahmen der "Startklar-Tour" und wurde vom gf. SPÖ-Klubobmann Josef Cap, der SPÖ-Kultursprecherin Christine Muttonen u.v.a. begleitet.

"Bei all den Veränderungen, die eine bewegte Zeit mit sich bringt, haben die Menschen das Bedürfnis, dass sie sich auf einige Punkte verlassen können, das gilt auch für die Bildung", unterstrich Gusenbauer. Die wirtschaftlich erfolgreichsten Staaten Europas seien auch die, die über die besten Bildungssysteme verfügen, zeigte Gusenbauer auf. Neueste PISA-Daten haben ergeben, dass Österreichs Schüler bei der Lesekompetenz von Platz zehn auf Platz 19 abgerutscht sind. "Schon Platz zehn war nicht sensationell", so Gusenbauer, aber schon bei der letzten PISA-Studie habe sich die Bundesregierung in "Selbstbeweihräucherung" geübt, so Gusenbauer. Neueste PISA-Daten hätten ergeben, dass Österreichs Schüler bei der Lesekompetenz von Platz zehn auf Platz 19 abgerutscht sind: "Die Bundesregierung hat die Signale nicht erkannt", kritisierte der SPÖ-Vorsitzende. Auch jetzt beschwichtige die Bundesregierung nach dem Motto "ist ja alles nicht so schlimm". "Wenn Platz 10 Weihrauch und Platz 19 Beschwichtigung und Nichtstun heißt, dann heißt das nichts anderes, als dass diese negative Entwicklung weitergeht", sagte Gusenbauer.

Das SPÖ Bildungsprogramm sieht den Kindergarten nicht als "Aufbewahrungsstätte", sondern als Bildungsstätte. "Der Kindergarten ist die optimale Chance für fremdsprachige Kinder, Deutsch so zu erlernen, so dass sie in der Schule keine Probleme haben", unterstrich Gusenbauer und forderte flächendeckende Kindergärten. Das SPÖ-Bildungsprogramm spricht sich außerdem für eine individuelle Begabtenförderung, die Erschaffung von 100.000 Ganztagsschulplätzen bis zum Jahr 2010 und das Modell der kooperativen Mittelschule aus. Gusenbauer forderte, die Selektionskriterien in den Schulen zu überdenken, da in der österreichischen Schule eine Auswahl nicht nach Fähigkeit, sondern nach Unfähigkeit erfolge. Der Bundesregierung stellte Gusenbauer kein gutes Zeugnis aus: "Sie wurstelt auf immer niedrigerem Niveau weiter.

 

  Amon: SPÖ-Verhalten fügt Österreich schweren internationalen Schaden zu
Wien (övp-pk) - Der Spekulationswettlauf, den die SPÖ mit einer Vielzahl von Protagonisten derzeit im Hinblick auf einzelne kolportierte Zahlen aus der PISA-Studie betreibe, füge Österreich international schweren Schaden zu, sagte ÖVP-Bildungssprecher Werner Amon, MBA, am Donnerstag (25. 11.). "Die SPÖ-Vertreter haben die genauen Zahlen genauso wenig wie ich sie habe", führte Amon aus. Tiefgreifende Analysen über das Ergebnis könnten und würden erst im Anschluss an die Präsentation am 7. Dezember erfolgen. "Alles, was die SPÖ jetzt über vermeintliche Zahlen, Ursachen und Ergebnisse von sich gibt, ist in höchstem Grade unseriös und entbehrt jeder wissenschaftlichen Grundlage!", so Amon.

Gerade im Bildungsbereich sei es notwendig, sich die Ergebnisse und Analysen einer so umfassenden Studie genau anzuschauen, bevor man daraus Rückschlüsse ziehe. "Die nun laufende, von der SPÖ aufgeheizte Debatte fügt Österreich nicht nur national, sondern auch international schweren Schaden zu, indem unser Bildungssystem ohne jegliche fundierte Grundlage in den Schmutz gezogen wird", so der ÖVP-Bildungssprecher.

Amon zeigte sich "erschüttert über das Niveau", auf dem diese Mutmaßungen diskutiert würden. "Es kann nicht sein, dass hier gegenseitige Schuldzuweisungen, sei es an das Ministerium, die Eltern, die Volksschulen oder die Lehrerinnen und Lehrer, die hervorragende Arbeit leisten, vom Zaun brechen, bevor überhaupt Ergebnisse und Analysen veröffentlicht worden sind", schloss der ÖVP-Bildungssprecher.

 

 Rossmann für Zurücknehmen der Schuleingangsphase
Wien (fpd) - Die PISA-Studie sei zwar noch nicht veröffentlicht, aufgrund der kolportierten Daten aber sehr ernst zu nehmen, sagte FPÖ-Bildungssprecherin Mares Rossmann am Donnerstag (25. 11.), die gleichzeitig einige Vorschläge präsentierte, um dieser besorgniserregenden Entwicklung gegenzusteuern. Im Besonderen müsse hier mehr Augenmerk auf die Unterrichtssprache Deutsch vor allem hinsichtlich der Kinder mit nichtdeutscher Muttersprache gelegt werden.

Rossmann forderte das Zurücknehmen der Schuleingangsphase, die 1998 von einer SPÖ-geführten Regierung eingeführt worden sei. Die FPÖ habe damals schon Kritik daran geübt und gewarnt, daß Lernschwächen in diesem System nicht behoben, sondern ganz im Gegenteil in die oberen Klassen mitgeschleppt würden.

Weiters schlug Rossmann die Präzisierung des bestehenden Frühwarnsystems im ersten Semester der Volksschule vor. Dies wäre leicht und rasch zu verwirklichen, man benötige dafür nur eine Änderung des Schulunterrichtsgesetzes. "Ich möchte die ÖVP davon überzeugen und mit dem Koalitionspartner einen gemeinsamen Abänderungsantrag im kommenden Unterrichtsausschuß am 1. Dezember einbringen." Im Frühwarnsystem solle explizit angeführt werden, in welchem Gegenstand der Schüler oder die Schülerin das Lernziel nicht erreichen werde. Parallel dazu sollten Lehrer auch intensive Gespräche mit jenen Eltern führen, deren Kinder eine eklatante Leseschwäche hätten, und sie beraten, wie man mit dieser Problematik umgehe.

 

 Brosz: PISA-SchülerInnen absolvierten gesamte Schulzeit unter Gehrer
Wien (grüne) - "Alle bei der aktuellen PISA-Studie getesteten SchülerInnen haben ihre komplette Schullaufbahn unter der Ära von Bildungsministerin Gehrer absolviert. Sie ist nämlich seit 1995 für die Schulagenden zuständig. Gehrers Argumentation, dass Maßnahmen erst langfristig wirken, ist vollkommen richtig. Die Ministerin hätte über die gesamte Pflichtschullaufbahn der jetzt Getesteten hinweg Zeit gehabt, derartige Maßnahmen zu setzen," so der Bildungssprecher der Grünen, Dieter Brosz.

"Gehrer hat die Weichen in die vollkommen falsche Richtung gestellt. Die Ergebnisse werden nicht besser, sondern dramatisch schlechter. All jene schulischen Bereiche, in denen die SchülerInnen individuelle Angebote erhalten haben, sind in den letzten Jahren massiv eingeschränkt worden. Bei Förderkursen, Freigegenständen, muttersprachlichem Unterricht oder StützlehrerInnen wurde an der falschen Stelle gespart", so Brosz. Der zentrale Vorwurf an Gehrer lautet, dass sie die Handlungsaufforderungen der PISA-1-Studie ignoriert hat und stattdessen die Ergebnisse in unverantwortlicher Form schön geredet hat," so Brosz abschließend.
   
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