Wiener Ehrungen für Hilde Sochor, Wolfgang Glück und Hugo Pepper  

erstellt am
06. 12. 04

Wien (rk) - "Drei große und großartige Persönlichkeiten des Wiener Kulturlebens" wurden am Freitag (03. 12.) im Wiener Rathaus von Kulturstadtrat Andreas Mailath-Pokorny ausgezeichnet: Professor Hugo Pepper, Volksbildner und Publizist, erhielt die "Ehrenmedaille


v.li.n.re.: Prof. Wolfgang Glück, Hilde Sochor und Prof. Hugo Pepper, Foto: media wien
der Bundeshauptstadt Wien in Gold", Kammerschauspielerin Hilde Sochor und Professor Wolfgang Glück bekamen das "Goldene Ehrenzeichen für Verdienste um das Land Wien".

Mailath-Pokorny bezeichnete in seiner Begrüßung Hilde Sochor als eine der bedeutendsten Schauspielerinnen des deutschen Sprachraums, die sich besonders auch im Theater in den Außenbezirken und im Rabenhof engagiere. Hugo Pepper habe Zeit seines Lebens im wichtigen Bereich der Bildung und Volksbildung gewirkt. Wolfgang Glück habe immer bedeutende literarische Werke verfilmt, besonders mit seinem Film "38" über den Umgang Österreichs mit seiner nationalsozialistischen Vergangenheit habe er ein wichtiges Thema aufgegriffen.

In seiner Laudatio stellte Peter Ulrich Lehner die vielen Seiten Hugo Peppers dar - den Volksbildner, den Ausstellungsmacher und den Autor zahlreicher Publikationen; Hugo Peppers Triebfeder war immer der Widerstand: "Widerstand als Ungebeugtheit wurde sein Lebensprinzip, vor allem Widerstand gegen demokratiefeindliche Strömungen".

Heide Schmidt bezeichnete Wolfgang Glück, mit dem sie eine langjährige Freundschaft verbindet, als "Pionier des Filmwesens". Die Kunst des Regisseurs verglich sei mit dem des Dirigenten: der eine wie der andere hole das Wesen, die Dimension des Werkes heraus.

Es sei eine Ehre, dass Hilde Sochor ihre Schauspielkunst dem Rabenhof zur Verfügung stelle, so FM4-Moderator Dirk Stermann, der derzeit mit Hilde Sochor in "Seele brennt" auf der Bühne des Rabenhofs steht. Hilde Sochor sei die erfrischendste Schauspielerin in Europa; sie habe den Rabenhof mit ihrem herzerfrischenden Charme "versochort".

Biographie Hugo Pepper
Hugo Pepper wurde 1920 in Wien geboren. Er besuchte die Schule in Wien und studierte Germanistik, Anglistik, Geschichte und Staatswissenschaften. Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges war er in den vierziger Jahren in der Politischen Bildungsarbeit im Rahmen der SPÖ tätig, übersiedelte dann in den ÖGB. Im ÖGB war er im gewerkschaftlichen Bildungswesen aktiv und hielt ab dem Anfang der fünfziger Jahre Kurse in Wiener Volkshochschulen. Dabei bevorzugte er Themen aus der Literatur und war langjähriger Leiter von Rhetorik-Kursen.

Im Jahr 1962 übersiedelte Hugo Pepper in den gewerkschaftseigenen Europa-Verlag. Hugo Pepper hat als Lektor etwa 400 bis 500 Bücher vor allem aus den Bereichen Wirtschafts- und Gesellschaftswissenschaften sowie Zeitgeschichte betreut. Gegen Ende seiner Lektorstätigkeit im Europa-Verlag übernahm er die Betreuung der schließlich auf neun Bände angewachsenen Ausgabe der Schriften Otto Bauers.

Er hat für seine volksbildnerische Arbeit bereits mehrere Auszeichnungen erhalten wie z. B. 1979 die "Otto-Bauer-Plakette", 1981 den "Victor-Adler-Preis", 1985 den "Preis der Stadt Wien für Volksbildung". 1972 wurde Hugo Pepper der Berufstitel "Professor" verliehen.

Biographie Wolfgang Glück
Wolfgang Glück wurde 1929 in Wien geboren. Mit 27 drehte er als weitaus jüngster Regisseur seinen ersten Spielfilm und wirkte danach an Kommerzfilmen mit. Er machte Kellertheater, Regieassistenz am Burgtheater, den Münchner Kammerspielen, den Salzburger Festspielen und drehte unzählige Fernsehfilme.

Mit dem "Schüler Gerber" landete er seinen ersten durchschlagenden Kinoerfolg. Der Streifen wurde mit dem Deutschen Bundesfilmpreis ausgezeichnet. Wolfgang Glück widmete sich besonders der Umsetzung literarischer Werke, etwa Traumnovelle 1969, Das Gebell nach Ingeborg Bachmann 1972, und Die kleine Figur meines Vaters 1979.

Mit seinem wichtigsten Film "38 - auch das war Wien" (1986), in dem er die jüngste österreichische Vergangenheit aufarbeitete, erregte Glück internationales Aufsehen, erhielt den österreichischen Filmpreis und wurde für den "Oscar" nominiert. An der Filmakademie der Universität für Musik und darstellende Kunst leitet er eine Regieklasse und war zeitweise Leiter der Filmakademie Wien.

Biographie Hilde Sochor
Hilde Sochor wurde 1924 in Wien-Breitensee geboren. Sie studierte nach der Matura und Kriegshilfsdienst Germanistik und Theaterwissenschaft und nahm bei Leopold Rudolf und Wolfgang Heinz Schauspielunterricht. 1948 legte sie ihre Schauspielprüfung ab und promovierte zum Dr. phil. 1949 wurde sie nach ihrem Debüt in den Kammerspielen Ensemblemitglied des Volkstheaters und blieb es unter fünf Direktionen bis 1996; sie nahm auch nach ihrem Pensionsantritt immer wieder Rollenangebote an.

Ihre Karriere begann sie in Stücken von Anzengruber, Raimund und Nestroy; im Laufe ihrer Laufbahn hat Sochor in etwa 30 Nestroy-Produktionen brilliert. In den 60er Jahren kamen neue spannende Rollen in Stücken von Brecht, Wedekind, Bruckner, Schnitzler, Horváth, Ibsen und Hauptmann dazu. 2000/01 spielte sie in der deutschsprachigen Erstaufführung von "Grace & Glorie" die Grace, seit 2002/03 konnte man sie in "Späte Gegend" von Lida Winiewicz sehen. Derzeit steht sie mit großem Erfolg mit "Selle brennt" im Wiener Rabenhof auf der Bühne.

Beim Fernsehen war sie buchstäblich vom ersten Tag an dabei - in der legendären "Familie Leitner". Außerdem hat sie in vielen Hörspielen und Filmen mitgewirkt.

Ausgezeichnet wurde Hilde Sochor u. a. mit der Ernennung zum "Professor", dem Nestroy-Ring der Stadt Wien, dem Karl-Skraup- Preis, der Wiener Ehrenmedaille in Gold sowie mit dem Titel "Kammerschauspielerin".
     
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