Schönborn: "Bekenntnis zum christlichen Erbe und zur Toleranz"  

erstellt am
17. 12. 04

Adventbegegnung des Erzbischofs von Wien mit dem ORF - Kardinal und ORF-Generaldirektorin betonen gute Zusammenarbeit
Wien (stephanscom.at) - Die Notwendigkeit, sich zum christlichen Erbe und gleichzeitig zu religiöser Toleranz zu bekennen, betonte Kardinal Christoph Schönborn bei der traditionellen Adventbegegnung mit dem ORF im Hinblick auf die aktuellen Entwicklungen in Europa. Der Wiener Erzbischof zitierte am Dienstagabend aus der unverdächtigen Hamburger "Zeit": Glaubensferne sei ein "Minderheitenprogramm, eher eine Episode in der Geschichte, als ihr Ziel und Endzustand". Es sei offenkundig, dass die wichtigsten geistigen Auseinandersetzungen der Gegenwart nicht zwischen Atheismus und Religion, sondern zwischen verschiedenen Religionen stattfinden.

Kardinal Schönborn erinnerte daran, dass etwa bei der "Wallfahrt der Völker" in Mariazell im Mai das neue Interesse der Menschen an Religion deutlich sichtbar geworden sei. Zugleich sei Mariazell ein "Highlight" der Zusammenarbeit zwischen Kirche und ORF gewesen. Als Zeichen des Interesses an Religion wertete der Wiener Erzbischof auch den neuen Lehrgang der Wiener Akademie für Evangelisation über die "Medienkultur und die Frage nach Gott". Es gebe offensichtlich auch bei vielen Verantwortlichen im Medienbereich das Bedürfnis nach verstärkter Auseinandersetzung mit der Gottesfrage.

Im Hinblick auf das "Jubiläumsjahr" 2005 - 60 Jahre Zweite Republik, 50 Jahre Staatsvertrag, 10 Jahre EU-Mitgliedschaft - verwies der Wiener Erzbischof darauf, dass nächstes Jahr auch des 100. Jahrestages der Geburt von Kardinal Franz König zu gedenken ist. Auch die Stadt Wien werde dies im September mit einem großen Kardinal-König-Symposion tun.

ORF-Generaldirektorin Monika Lindner betonte ihrerseits das gute Verhältnis von ORF und Kirche. Der ORF sei sich der Verantwortung bewusst, zu einer positiven Bewusstseinsänderung im Zusammenleben der Menschen unterschiedlicher Herkunft, Religion und Weltanschauung beizutragen. Zugleich hob Monika Lindner hervor, wie sehr Kardinal Schönborn durch seine Worte bei den Begräbnissen von Kardinal König und Bundespräsident Thomas Klestil vielen Menschen Trost vermittelt habe.

Beim Wortgottesdienst in der Franziskanerkirche hatte Kardinal Schönborn vor den ORF-Leuten an die drei Grundfragen erinnert, die sein Vorvorgänger Franz König oft formuliert hatte: Woher komme ich, wohin gehe ich, welchen Sinn hat mein Leben. Diese existenziellen Fragen, die alle Menschen betreffen, sollten auch in den Sendungen aufleuchten. Zweifellos seien die Medien "kein Predigstuhl", aber es müsse auch Berichte darüber geben, was an Heil geschieht. Im nüchternen Blick auf die Wirklichkeit lasse sich oft sehen, wie Menschen Befreiung und Erlösung erleben. Dabei sei immer zu beachten, dass niemand gezwungen sei, zu glauben. Die Freiheit der Menschen müsse immer "zutiefst geachtet" werden.
     
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