"Kirche, Kunst, Moral und Recht"  

erstellt am
11. 01. 04

Erzbischof-Rohracher-Preise 2004 für AbsolventInnen der Universität Salzburg
Salzburg (universität) - Mit Preisen des Erzbischof-Rohracher-Studienfonds wurden Ende Dezember 2004 Gerlinde Katzinger, Elisabeth Kandler-Mayr, Peter Klammer, Rupert Struber, Monika Gruber und Roland Kerschbaum – alle AbsolventInnen der Universität Salzburg - für ihre herausragenden Dissertationen und Diplomarbeiten, die thematisch mit der Erzdiözese in Verbindung stehen, ausgezeichnet. Der Fonds unterstützt Forschungen zu Kirche, Kunst, Moral und Recht in Salzburg bzw. solche Arbeiten, die bei der Bewältigung pastoraler Aufgaben der Erzdiözese dienen. Die Erzbischof-Rohracher-Preise werden alle drei Jahre vergeben.

Mit einem von Wissenschaft bisher wenig beachteten Thema setzte sich Gerlinde Katzinger, Universitätsassistentin am Fachbereich Praktische Theologie, in ihrer Dissertation auseinander. Sie befasste sich mit dem kirchlichen Bauwesen aus Sicht der Rechtsgeschichte, des öffentlich-staatlichen, des Völkerrechts und des kanonischen Rechts. In Österreich fällt, so die Autorin, die Befugnis, kirchliche Gebäude errichten und erhalten zu dürfen, unter das Grundrecht der korporativen Religionsfreiheit, das in Artikel 15 StGG geregelt ist. Das Völkerrecht schützt Kirchen und andere Kultusgebäude auch auf internationaler Ebene: im Krieg entweder als Kulturgut wegen ihrer historischen, künstlerischen, architektonischen bzw. religiösen Bedeutung, im Frieden vor Bedrohungen wie etwa der zunehmenden Umweltverschmutzung. Immer schon haben architektonische, liturgische und künstlerische Fragen kirchliche Bauwesen eine zentrale Rolle gespielt. In neuerer Zeit kamen dazu vielgestaltige Probleme des Denkmalschutzes. Nun gibt es eine Aufarbeitung rechtlicher Fragestellungen für Österreich und speziell für die Erzdiözese Salzburg.

Elisabeth Kandler-Mayr untersuchte die kirchlichen Rechtsnormen und die Denkmalschutz-Gesetzgebung in Österreich und Bayern im Hinblick auf die von der römisch-katholischen Kirche Salzburgs bewahrten Güter. Diese sind wesentlicher Teil unseres kulturellen Erbes. Für ihren Schutz sorgt sowohl das staatliche Denkmalschutz- wie das Kirchenrecht. Dieses kirchlichen Eigenrecht hat auch aktuelle Bedeutung bei der Erstellung staatlicher Denkmallisten.

Wie unterschiedlich von der kirchlichen und weltlichen Gerichtsbarkeit im frühneuzeitlichen Salzburger Lungau das Faktum behandelt wurde, dass eine Frau in „Unehren beschlaffen“ wurde, zeigte Peter Klammer in seiner Dissertation. Bis zum Ende des 17. Jahrhunderts machte sich die Kirche in Form des geistlichen Gerichts zum Anwalt der geschwängerten und um die Ehe betrogenen Frauen, die hier nicht nur ihre verlorene Ehre einklagen konnten, sondern oft auch materielle Abgeltungen erhielten. Von Seiten der weltlichen Gerichtsbarkeit gab es keine Hilfe, sondern ausschließlich Strafen.

Wie man im 18. und 19. Jahrhundert in Salzburg das Problem der „Deficienten-Priester“ zu lösen versuchte, zeigte Rupert Struber in seiner Dissertation. Kleriker, die ihre Standespflichten verletzt hatten, wurden in Korrektionsanstalten diszipliniert. Zu solchen wurden die Priesterhäuser in Salzburg, von Maria Kirchenthal, St. Johann in Tirol St. Ulrich am Pillersee und Schernberg umfunktioniert und dabei ihrer ursprünglichen Aufgabe, junge Priester auf die Seelsorge vorzubereiten, zweckentfremdete.

Die preisgekrönten Arbeiten von Roland Kerschbaum und Monika Gruber sind kunsthistorischen Themen gewidmet. Johann Franz Pereth und sein Sohn Johann Friedrich wirkten im 17. Jahrhundert Erzstift Salzburg.

Ausgehend von umfangreichen Archivforschungen gibt Monika Gruber ein Bild ihres Wirkens als Maler von frühbarocken Altarbildern, Tafelbildern für Landpfarren, Klöster, Bruderschaften und private Auftraggeber sowie der Josephskapelle in der Franziskanerkirche. Beide Künstler standen dem süddeutschen Kunstkreis nahe, der vor allem italienische, aber auch niederländische Einflüsse verarbeitete.

Roland Kerschbaum, befasste sich mit den künstlerischen Entwicklungslinien der Kanzeln in Salzburger Kirchen vom 16. bis ins 18. Jahrhundert. Mit der Bestandsaufnahme und Beschreibung aller noch existierenden Kanzeln verknüpft der Autor Überlegungen zu den geistes- und kulturgeschichtlichen, theologischen und gesellschaftlichen Entwicklungen vom Spätmittelalter bis zum Klassizismus. Denn auch (Kirchen)Kunst immer ein Spiegelbild der Zeit und ihrer Gedankenwelt.
     
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