"Industrie braucht unbedingt flexiblere Arbeitszeiten"  

erstellt am
24. 01. 04

Um den Unternehmensstandort Österreich und damit auch Arbeitsplätze nachhaltig abzusichern, ist eine rasche Flexibilisierung der Arbeitszeit unbedingt notwendig
Ybbsitz (nöwpd) - Diese Forderung erhebt Wolfgang Welser, Vizepräsident der Industriellenvereinigung und neuer Obmann der Bundessparte Industrie in der Wirtschaftskammer Österreich. Welser ist Vorstandsvorsitzender der Welser Profile AG mit der Zentrale in Ybbsitz im Mostviertel. Das auf die Erzeugung von Profilen und Rohren aus Stahl spezialisierte Unternehmen zählt mit 930 Beschäftigten in Österreich sowie weiteren 500 bei einem deutschen Tochterwerk und mit einem Produktionsumsatz von über 300 Millionen Euro zu den größten Privatbetrieben Niederösterreichs.

"Es muss möglich sein, die Arbeitszeit an die aktuelle wirtschaftliche Situation und die momentane Auftragslage der Betriebe anzupassen. Der Gesetzgeber sollte daher nur noch einen Höchstrahmen vorgeben, also z.B. eine tägliche Normalarbeitszeit von zehn Stunden, eine tägliche Höchstarbeitszeit von zwölf Stunden und eine wöchentliche Gesamtarbeitszeit von 60 Stunden", verlangt Welser. Das sei durchaus auch im Interesse der Arbeitnehmer, weil diese sich dann sicherer Jobs und regelmäßiger, fixer Monatseinkommen gewiss sein könnten.

Er wolle jedenfalls für die österreichische Wirtschaft eine "proaktive Standortpolitik" machen, kündigt Welser an. Das gelte insbesondere auch für den Bereich Forschung und Entwicklung. "Da sind wir trauriges Schlusslicht in der Europäischen Union. Um die Forschungsquote bis zum Jahr 2010 auf drei Prozent des BIP zu heben, wären allein für 2005 zusätzliche Budgetmittel in Höhe von 100 Millionen Euro erforderlich", rechnet der IV-Vizepräsident vor. Ganz wichtig sei, auch Klein- und Mittelbetrieben den Zugang zu Forschungsergebnissen der Wissenschaft zu ermöglichen. "Hier fehlen aber zur Zeit leider die steuerlichen Absetzmöglichkeiten", kritisiert Welser.

Apropos Steuern: "Wirtschaftsfeindliche" Abgaben, wie die Kredit- und Werbesteuer, sollten ersatzlos abgeschafft werden. Die Erbschaftssteuer wiederum bedürfe einer grundlegenden Novellierung. "Familienbetriebe sollten von der Erbschaftssteuer befreit sein, solange kein Vermögen aus der Firma entnommen wird", schlägt Welser vor. Denn derzeit seien die Unternehmen gezwungen, Stiftungen einzurichten.

Insgesamt 130 Millionen Euro hat die Welser Profile AG in den vergangenen vier Jahren an ihren Betriebsstandorten Ybbsitz und Gresten im Mostviertel sowie Bönen im deutschen Bundesland Nordrhein-Westfalen investiert. Derzeit bildet das Unternehmen mehr als 100 Lehrlinge aus. Der niederösterreichische Profil- und Rohrerzeuger ist der größte nicht-konzerngebundene Kunde der voestalpine. (mm)
     
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