Mautflüchtlinge gefährden vor allem Fußgänger und Radfahrer  

erstellt am
20. 01. 04

Ausweichrouten: finanzielle Ersparnis auf Kosten der Verkehrssicherheit - 2004 deutlich mehr LKW-Unfälle mit schwachen Verkehrsteilnehmern
Wien (kfv) - Seit Einführung der LKW-Maut auf Autobahnen und Schnellstraßen flüchten laut einer Studie von ASFiNAG und BMVIT etwa zwei bis drei Prozent aller Schwertransporte ins untergeordnete Straßennetz. Diese Zahl wirkt auf den ersten Blick nicht erschreckend - wenn man jedoch bedenkt, dass sich täglich rund 100.000 LKW auf Österreichs Autobahnen und Schnellstraßen bewegen, bietet sich ein anderes Bild. Viele der betroffenen Ausweichgebiete verzeichnen nun - sofern nicht bereits ein Fahrverbot verhängt wurde - eine regelrechte LKW-Invasion. Anrainer werden nicht nur durch mehr Lärm und Abgase belästigt, sondern müssen auch mit einem deutlich höheren Sicherheitsrisiko leben.

3,5 Tonnen und mehr: David gegen Goliath
Die tonnenschweren Transporte abseits von Autobahn und Schnellstraße gefährden vor allem die schwächsten Verkehrsteilnehmer, zeigen die Unfallzahlen. Beinahe jeden zweiten Tag kam es von Januar bis November des letzten Jahres auf Österreichs Landes- und Gemeindestraßen zu einem LKW-Unfall mit einem Fußgänger oder Radfahrer. Insgesamt 27 Menschen verloren dabei ihr Leben, 166 wurden verletzt. Grund zur Sorge gibt dabei die zunehmende Zahl der Todesopfer (Fußgänger: +15 Prozent, Radfahrer: +33 Prozent) bei LKW-Unfällen im untergeordneten Straßennetz. Sie führt die Gefahr der rollenden Kolosse dramatisch vor Augen.

Fast alle Unfälle im Ortsgebiet
Besonders im Ortsgebiet hinterlässt das höhere Verkehrsaufkommen seine Spuren: Hier ereigneten sich von Januar bis November 2004 83 Unfälle zwischen LKW und Fußgängern, 14 mehr als im Vergleichszeitraum des Vorjahres. Die traurige Bilanz: 75 Verletzte (+20 Prozent) und 14 getötete Fußgänger. Ein ähnliches Bild ergibt sich für Radfahrer: 85-mal (+5 Prozent) krachte es im letzten Jahr zwischen Fahrrad und LKW, 77 Menschen wurden dabei verletzt, acht bezahlten mit dem Leben.

"Dieser Trend ist alarmierend und zeigt, dass Schwertransporte abseits von Autobahnen und Schnellstraßen ein massives Risiko für ungeschützte Verkehrsteilnehmer darstellen", warnt Dr. Othmar Thann, Direktor des KfV. "Die finanzielle Ersparnis erfolgt auf Kosten der Verkehrssicherheit und gefährdet das Leben anderer."

Autobahn ist am sichersten!
Autobahnen und Schnellstaßen zählen mit Abstand zu den sichersten Fortbewegungsstrecken. Auf Freilandstrecken erhöht sich für LKW das Risiko, in einen Unfall verwickelt zu werden, um das Dreieinhalbfache, im Ortsgebiet sogar um das Sechsfache. "LKW sollten daher bevorzugt das Autobahn- und Schnellstraßennetz benutzen.", appelliert Thann.

Seit Monaten unterstützt das KfV die betroffenen Länder bei der Ermittlung des Ausweichverkehrs sowie bei der Planung geeigneter Gegenmaßnahmen wie beispielsweise Fahrverbote, Gewichts- oder Geschwindigkeitsbegrenzungen für LKW. Die Maut selbst sei jedoch nicht zu kritisieren, stellt Thann klar, denn diese werde zur Erhaltung, Sanierung und Neubau des Straßennetzes verwendet und trage so zur Sicherheit bei.
     
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