Oswald-Filmretrospektive zum 125. Geburtstag  

erstellt am
28. 01. 04

Vom 3. bis 20. Februar 2005 im Wiener Metro Kino
Wien (filmarchiv austria) - Der 1880 in Wien geborene Richard Oswald zählt zu den schillerndsten und einflussreichsten Persönlichkeiten des deutschsprachigen Kinos. Oswald drehte in seiner langen Karriere an die 120 Spielfilme, den überwiegenden Teil in Berlin. Kaum ein Regisseur und Produzent kann auf ein so umfangreiches Schaffen mit einer derart breiten Genrevielfalt verweisen. Als das Kino Ende der 10er Jahre endgültig zu einer bestimmenden gesellschaftlichen Kraft wurde, erreicht Richard Oswalds Karriere einen ersten Höhepunkt. Die nach der Weltkriegserfahrung erschütterte bürgerliche Ordnung öffnete Freiräume auch im Kino. Richard Oswald war zur Stelle, Sitten- und Aufklärungsfilme thematisieren die nach und nach aufbrechenden gesellschaftlichen Tabus: Prostitution, Homosexualität, Abtreibung, zeigen angestammte Rollenbilder in Auflösung. Oswald destillierte daraus zeitnahes, unbändig kraftvolles Kommerzkino und wurde in der kurzen aber heftigen Ära der aufgehobenen Filmzensur zum Synonym für den Kampf gegen Spießbürgertum und falsche Moral. Die Gabe, gesellschaftliche Stimmungen und Trends aufzugreifen und wirksam ins Kino zu übersetzen, blieb ihm, seine Sujets belebte Oswald vor allem mit dem intensiven, sinnlichen Spiel seiner Darsteller vor der Kamera. Superstars der Zeit und Skandalschauspieler sicherten die sprichwörtliche Zugkraft seiner Stummfilme. Und auch in der Tonfilmzeit, als er erstaunlich rasch zwischen Unterhaltungsfilm und gesellschaftlich brisanten, politischen Arbeiten wechselte, blieb Richard Oswald eine umstrittene Persönlichkeit des deutschsprachigen Kinos. Nationalsozialistischen Hetzkampagnen lieferte er willkommene Angriffsflächen und wurde bald zum am meisten anfeindeten jüdischen Regisseur. Richard Oswald musste gehen, emigrierte zunächst in sein Heimatland Österreich, schließlich über England und Frankreich nach Amerika. Sein Versuch, in Hollywood zu reüssieren, scheiterte allerdings nach nur drei Kinoarbeiten und einem TV-Film.

Zum 125. Geburtstag würdigt das Filmarchiv Austria Richard Oswald mit der weltweit bisher umfassendsten Retrospektive. Durch intensive Kooperation mit internationalen Filmarchiven und Kinematheken gelangen bei dieser Schau zahlreiche, anlässlich der Wiener Präsentation neu erstellte Restaurierungen, darunter echte Wiederentdeckungen, zur Aufführung. Für das Zustandekommen dieses in mehrjähriger Vorarbeit entwickelten internationalen Archiv-Projektes danken wir insbesondere dem Bundesarchiv-Filmarchiv Berlin, dem Filmmuseum Berlin, Gosfilmofond Moskau, dem Filmmuseum München, der Cinémathèque Francaise, Paris und dem Nederlands Filmmuseum Amsterdam.

Alle Stummfilme werden von Gerhard Gruber live am Klavier begleitet.
Publikation Richard Oswald. Kino zwischen Spektakel, Aufklärung und Unterhaltung

Begleitend zur Filmretrospektive erscheint im Verlag Filmarchiv Austria Richard Oswald. Kino zwischen Spektakel, Aufklärung und Unterhaltung. Jürgen Kasten und Armin Loacker führen als Herausgeber gemeinsam mit hochkarätigen AutorInnen ebenso lustvoll wie detailreich in das Kinouniversum des Richard Oswald. Die Publikation unternimmt es dabei, die Breite seines Werkes aufzuzeigen, die beschreib- und analysierbare Materialbasis zu erhöhen, Filme wieder zu entdecken und wieder entdeckte Filme für eine neue Bewertung verfügbar zu machen.

Jürgen Kasten/Armin Loacker (Hg.) Richard Oswald. Kino zwischen Spektakel, Aufklärung und Unterhaltung
576 Seiten, zahlreiche Abbildungen

Subskriptionsaktion zur Retrospektive
Statt EUR 24,90
EUR 19,90 (gültig bis 25.2. 2005)
     
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