Nach sensationellem Jahr 2004 schwächt sich Industriedynamik ab  

erstellt am
27. 01. 04

Österreichs Industrie gewinnt im Vorjahr Weltmarktanteile – Weltwirtschaftliche Rahmenbedingungen für 2005 schlechter
Wien (ba-ca) - Der Konjunkturindikator der Bank Austria Creditanstalt (BA-CA) lag im Dezember mit 2,2 genauso hoch wie im November, und damit erneut unter dem Wert vom Oktober 2004. "Damit zeigt der BA-CA Konjunkturindikator, dass die Phase der stärksten Dynamik für die österreichische Wirtschaft vorüber ist", sagt Marianne Kager, Chefvolkswirtin der BA-CA. Ausgelöst wurde der Rückgang durch die sinkende Stimmung der Industrie sowohl in Österreich als auch im Euroraum. Dass sich die Stimmung der österreichischen Industrie wieder etwas verschlechterte, ist nach Meinung der Ökonomen der BA-CA, nach dem sehr dynamischen ersten Halbjahr 2004 und der sich abkühlenden Weltwirtschaft zu erwarten gewesen. Österreichs Industrie konnte von der starken Weltwirtschaft 2004 deutlich profitieren und dürfte mit einem Wachstum der Industrieproduktion 2004 von rund 7 Prozent die dynamischste Industrie aller EU-15 Länder gehabt haben. Sie wuchs damit fast dreimal so schnell wie der EU-15 Durchschnitt. Österreichs Industrie konnte zwar nicht so dynamisch wachsen wie etwa Polen (16 Prozent), ließ aber immerhin die Industrie der Slowakei oder Sloweniens hinter sich. Mit Abstand war dabei die Fahrzeugindustrie mit einem Plus von 31 Prozent, gefolgt von Erdöl, Maschinenbau sowie Eisen- und Metallwaren am dynamischsten.


"Die Dynamik der Industrie war in erster Linie dem Export zu verdanken", so Marianne Kager. Nach ihrer Einschätzung waren Österreichs Exporte mit 11 Prozent 2004 ebenfalls deutlich dynamischer als jene anderer EU-Länder (EU-15 Durchschnitt 7 Prozent). Dabei waren die USA, Slowenien und Russland unter den wichtigsten Exportländern Österreichs. Der Zuwachs bei den Exporten nach Deutschland lieferte den größten Beitrag zum gesamten Wachstum.

Nach Meinung der BA-CA Ökonomen hat Österreichs Industrie damit sogar überproportional von der Weltwirtschaftserholung profitieren können. "Österreichs Industrie konnte 2004 seinen Weltmarktanteil erhöhen", so Stefan Bruckbauer von der BA-CA. Deutliche Marktanteilsgewinne konnte Österreich dabei in Deutschland und in den USA erzielen, aber auch in China. Marktanteilsverluste mußte Österreich jedoch in der Schweiz und in den neuen EU-Mitgliedern hinnehmen.

Diese hohe Dynamik wird sich jedoch nach Meinung der BA-CA Ökonomen 2005 nicht fortsetzen. Dafür sprechen die sich 2005 verschlechternden Rahmenbedingungen. So wird das Wachstum der wichtigsten Exportregionen 2005 niedriger als 2004 liegen. "Die nachlassende Weltwirtschaft zusammen mit dem starken Euro werden Österreichs Konjunktur 2005 dämpfen", so Bruckbauer. Daher kommt der sich belebenden Inlandskonjunktur nach Meinung der BA-CA die entscheidende Bedeutung zu. Hier erwarten die Ökonomen der BA-CA deutlichere Impulse als 2004. Dazu sollten die verbesserte Beschäftigungssituation, die verbesserte Stimmung und nicht zuletzt auch die expansive Fiskalpolitik durch die Erhöhung des öffentlichen Defizits um 0,5 Prozent des BIP beitragen.

Dämpfend wirkt sich nach Meinung der Ökonomen allerdings die deutlich gestiegene Inflation aus, wobei Österreich zu Jahresende erstmals seit drei Jahren wieder eine höhere Inflation als der Euroraumdurchschnitt aufwies. Der deutlich stärkere Anstieg der Inflation in Österreich wurde nicht durch die Energiepreise sondern vor allem durch den starken Anstieg der Mieten ausgelöst. Dies wird direkt und indirekt - durch die Bindung der Mieten an den VPI - zu Realeinkommensverlusten führen.

Laut Marianne Kager wird es Österreichs Wirtschaft trotzdem 2005 fast schaffen, die nachlassende Auslandsnachfrage durch die Belebung der Inlandsnachfrage auszugleichen. Mit 1,9 Prozent erwarten die Ökonomen der BA-CA nur eine geringfügig niedrigeres Wachstum als 2004 (2 Prozent). Risken für ihre Prognose sehen die Ökonomen der BA-CA in der Entwicklung von Euro und Öl. "Ein Eurokurs von 1,40, wie wir ihn 2005 erwarten, kostet Österreichs Wirtschaft im Vergleich zu 2005 fast 0,5 Prozent Wachstum", so Stefan Bruckbauer. In einem Extremszenario mit einem Eurokurs von 1,60 und einem Ölpreis von 80 USD würde Österreich nur mehr 0,7 Prozent wachsen. Größer noch als einen extrem starken weiteren Euro- oder Ölpreisanstieg beurteilen die Ökonomen der BA-CA jedoch die Gefahr einer spürbaren Abkühlung im Euroraum, allen voran in Deutschland. Allerdings erwarten dies die Ökonomen nicht in ihrer Prognose. Stattdessen gehen sie nach einem schwachen ersten Halbjahr im Euroraum von einer Beschleunigung des Wachstums im zweiten Halbjahr und 2006 aus.

     
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