Bildungspolitik / Nachmittagsbetreuung  

erstellt am
26. 01. 04

 Felzmann: Ganztägige Betreuung in Schulen begrüßenswert
Betreuung soll qualitativ und kreativ sein
Wien (övp-pk) - Als richtig und notwendig begrüßte ÖVP-Nationalratsabgeordnete Carina Felzmann am Dienstag (25. 01.) den Vorschlag von Bundesministerin Gehrer für eine umfassende Nachmittagsbetreuung. Dabei gehe es ihr als Vorsitzende der österreichischen Kreativwirtschaft auch darum, ein breites Qualitätsangebot in unterschiedlichen Kreativbereichen zu schaffen, denn nur Freizeit in der Schule absitzen, bringe niemanden etwas.

"Wir haben uns dafür eingesetzt und auch erreicht: 10 000 Plätze für Nachmittagsbetreuung stehen schon in diesem Schuljahr zur Verfügung", unterstrich Felzmann die bildungspolitischen Erfolge der ÖVP. Jetzt gehe es vor allem darum, diese Plätze mit einem qualifizierten Betreuungsangebot zu verknüpfen. Für Felzmann ist hierbei die Förderung von Kreativität vorrangig. "Gerade in der Früherziehung ist es von größter Bedeutung, unseren Kindern schon ein Bewusstsein für Design, Architektur, Literatur und Musik zu vermitteln. Das kann von der Förderung des räumlichen Verständnisses bis hin zum Verständnis von gutem Design gehen", erklärte Felzmann ihren Vorstoß.

Abschließend verwies Felzmann auf die international geschätzte Standortqualität der österreichischen Kulturnation. Daran seien seit Jahrhunderten die kreativsten Köpfe in diesem Land beteiligt. "Kreativität kann als Rohstoff unseres Landes gesehen werden - und Rohstoffe sollte man fördern. Die sinnvolle Verbindung mit Nachmittagsbetreuung liegt auf der Hand. Denn die Möglichkeit, die persönliche Entwicklung unserer Kinder positiv zu fördern, etwas anzubieten was den SchülernInnen Spaß macht und gleichzeitig damit langfristig den Wirtschafts- und Kreativitätsstandort Österreich zu sichern, ist wohl eine einzigartige Chance", schloss Felzmann.

 

 Darabos: Ganztagsschule als "pädagogisches Konzept"
Nicht als "bloße Verwahrung am Nachmittag"
Wien (sk) - "Klare Begrifflichkeiten" in der aktuellen Diskussion um die Ganztagsschule fordert SPÖ-Bundesgeschäftsführer Norbert Darabos. Für die SPÖ sei die Ganztagsschule "ein pädagogisches Konzept", mit Unterricht auch am Nachmittag, das zu besseren Leistungen führen soll. Die Ganztagsschule sei damit mehr als "bloße Nachmittagsbetreuung", so Darabos in einer Pressekonferenz am Dienstag (25. 01.) in Richtung Bildungsministerin Gehrer.

Darabos erinnerte an die ersten Reaktionen Gehrers nach Bekanntwerden der PISA-Ergebnisse: So habe Gehrer, die immerhin seit zehn Jahren die zuständige Ministerin ist, am Beginn gemauert, dann habe sie der SPÖ die Schuld gegeben, schließlich den Lehrern und dann den Eltern. Bei sich selber habe sie freilich nie die Schuld gesucht. "Mittlerweise haben ihre PR-Berater ihr offensichtlich geraten, das Mauern aufzugeben und in die Offensive zu gehen", so Darabos, "wir nehmen das zur Kenntnis". Die SPÖ sei bereit, die derzeit notwendige Zwei-Drittel-Mehrheit aufzugeben, wenn die ÖVP bereit sei, über die SPÖ-Vorschläge zu diskutieren.

Dazu gehöre auch die Ganztagsschule, wobei diese ein pädagogisches Konzept mit Nachmittagsunterricht sei und "nicht nur Verwahrung am Nachmittag" sein dürfe, betonte Darabos. "Wenn Gehrer darauf positiv reagiert, wird sie die SPÖ als Partner finden." Die SPÖ habe in ihrem Bildungsprogramm das Ziel formuliert, pro Jahr 10.000 Ganztagsschuleplätze und absehbar 100.000 Plätze an Ganztagsschulen zu schaffen, so Darabos abschließend.

 

 Rossmann: Ganztagsbetreuung flexibel gestalten
Freiheitliche Bildungssprecherin für Verlegung der Lehrerweiterbildung in Sommermonate
Wien (fpd) - In der Bildungsdebatte dürfe es insgesamt keine Tabus geben, sagte FPÖ- Bildungssprecherin Mares Rossmann hinsichtlich der Aussagen von Bildungsministerin Gehrer.

Hinsichtlich Ganztagsbetreuung merkte Rossmann an, diese dürfe keinesfalls verpflichtend sondern müsse flexibel gestaltet werden. Hier sollte man den Elternwünschen nachkommen.

Laut Rossmann sollte man darüber nachdenken, die Weiterbildung der Lehrer auch in die Sommermonate zu verlegen. Unterrichtsfreie Zeit bedeute nämlich nicht automatisch Freizeit für Lehrer. Dazu müsste man aber auch Kursangebote für den Sommer schaffen, die es derzeit nämlich nicht gebe.

Nachzudenken sei auch über ein neues Landeslehrerdienstrecht. Rossmann sprach sich in diesem Zusammenhang dafür aus, über eine Neuaufteilung der Anwesenheitspflicht der Lehrer in den Schulen zu diskutieren. Es sei für jeden Lehrer zumutbar, zwei bis drei Nachmittage pro Woche in der Schule anwesend zu sein. Damit würden sich auch alle Debatten über die Kosten einer zusätzlichen Nachmittagsbetreuung erübrigen. Eine verpflichtende Fortbildung soll es laut Rossmann nur innerhalb eines neuen Gehaltsschemas geben, daß durchaus leistungsbezogen sein könnte und die Bereitschaft zur Weiterbildung berücksichtige.

 

 Echte Ganztagsschule statt Gehrers Etikettenschwindel
Brosz: Neuverteilung der Unterrichtszeit mit Lern- und Erholungsphasen nötig
Wien (grüne) - "Die Ganztagsschule von Bildungsministerin Gehrer entpuppt sich bei näherem Hinsehen nur als Etikettenschwindel. Es geht Gehrer nämlich nicht um eine pädagogische Neuorientierung, sondern nur um eine Ausweitung der Nachmittagsbetreuung, für die noch dazu jede Finanzierung fehlt. Notwendig wäre eine Neuverteilung der Unterrichtszeit mit Lern- und Erholungsphasen über den ganzen Tag", so Dieter Brosz, Bildungssprecher der Grünen.

Für eine echte Neuorientierung bräuchte es neben zusätzlichem Personal auch Mittel für bauliche Veränderungen. "Zur Zeit ist es den SchülerInnen nicht zuzumuten, auch den Nachmittag in Schulen zu verbringen, die dazu baulich nicht geeignet sind", so Brosz.
     

Wir übernehmen hier Stellungnahmen aller vier im Parlament
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