Wirtschaftspolitik / Arbeitsmarkt  

erstellt am
03. 02. 05

Arbeitsmarkt Ende Jänner: Arbeitslose +1,1%, Beschäftigte +1,4% gegenüber dem Vorjahr
Knapp ein Drittel der Arbeitslosen hat Einstellzusage - Zahl der offenen Stellen um 11% über dem Vorjahreswert
Wien (bmwa) - Der Bestand an vorgemerkten arbeitslosen Personen liegt Ende Jänner 2005 mit 316.017 um 3.569 bzw. 1,1% über dem vergleichbaren Wert des Vorjahres. Mit 99.744 haben knapp 32% der vorgemerkten Personen bereits eine Einstellzusage für einen neuen Arbeitsplatz. Die Arbeitslosigkeit der Männer ist mit +1.582 (+0,8% auf 207.459) gestiegen, während jene der Frauen um +1.987 bzw. +1,9% auf 108.558 zugenommen hat. Die Zahl der unselbständig Beschäftigten ist nach den vorläufigen Beschäftigtendaten des Hauptverbands der österreichischen Sozialversicherungsträger (ohne geringfügige Beschäftigungsverhältnisse) mit 3.152.210 um 43.907 bzw. 1,4% höher als Ende Jänner 2004 (Männer: 1.669.941, das sind +16.484/+ 1,00%, Frauen: 1.482.269, das sind + 27.423/+ 1,88%).

Bartenstein: Wirtschaftsaufschwung bringt noch keine Entspannung
Bedauerlicherweise bringe der Wirtschaftsaufschwung noch nicht die erhoffte Entspannung am Arbeitsmarkt, sagte Wirtschafts- und Arbeitsminister Dr. Martin Bartenstein. Offensichtlich sorge das derzeitige Wachstum von rd. 2 % zwar für einen deutlichen Beschäftigungsanstieg von 1,4 % oder 44.000 Beschäftigten mehr im Jahresabstand, dies sei aber nicht ausreichend, um das gestiegene Arbeitskräftepotential vollständig am Arbeitsmarkt unterzubringen. Neben dem Trend zur höheren Frauenbeschäftigung wirke sich hier der Zuzug von Arbeitskräften gerade auch aus alten EU-Ländern und in schwächerem Ausmaß die steigende Beschäftigung älterer Arbeitnehmer aus, sagte Bartenstein.

Österreichs Arbeitslosenquote im EU-Vergleich auf Platz 3
EUROSTAT weist Ende Dezember 2004 für Österreich eine Arbeitslosenquote von 4,5% aus. Österreich liegt damit im internationalen Vergleich nach wie vor sehr günstig. Die österreichische Arbeitslosenquote liegt nach Irland (4,3%) und Luxemburg (4,4% im November) an dritter Stelle in der Europäischen Union. Die durchschnittliche Arbeitslosenquote der EU-25 beträgt 8,9% (November 2004) und liegt damit deutlich über dem österreichischen Wert.
Zwtl.: +11,1% bei den offenen Stellen

Der positive Trend bei der Entwicklung der offenen Stellen hat sich verstärkt: Ende Jänner liegt die Zahl der beim Arbeitsmarktservice gemeldeten offenen Stellen mit einem Bestand von 21.446 um +11,1% (+2.145) über dem vergleichbaren Wert des Vorjahres. Deutliche Zuwächse verzeichnen vor allem die unternehmensbezogenen Dienstleistungen (+31,6%; +1.271), der Handel mit +10,6% (+275) sowie das Bauwesen (+23,8%; +327)
Zwtl.: Verweildauer

Die durchschnittliche Dauer einer Arbeitslosigkeitsepisode lag Ende Jänner 2005 bei 107 Tagen. Die Verweildauer ist somit um 9 Tage länger als im Jänner 2004.
Zwtl.: Rückgang bei der Langzeitarbeitslosigkeit

Bis Ende Jänner 2005 ist die Zahl der Langzeitarbeitslosen mit einer Vormerkdauer über einem Jahr gegenüber dem Vergleichsmonat des Vorjahres um -6.818 bzw. -29,6 % auf 16.179 kräftig zurückgegangen.

Entwicklung in den Bundesländern
Zu Jahresbeginn 2005 ist die Arbeitslosigkeit nur in Wien (-5,4%; -5.085) rückläufig, während sich in den anderen Bundesländern ansteigende Zahlen ergeben. Allerdings ist der Rückgang in Wien vor allem auf die deutliche Erhöhung des Aktivitätsniveaus bei den Schulungen des Arbeitsmarktservice (um +6.337 bzw. +54,1%) zurückzuführen. Den stärksten - relativen - Anstieg verzeichnet Vorarlberg mit +13,8% (+1.281) gefolgt von Tirol (+6,7%; +1.214), Oberösterreich (+6,4%; +2.327), Burgenland (+4,4%; +551), Steiermark (+3,8%; +1.764), Niederösterreich (+2,1%; +1.164). In Kärnten (+0,3%; +75) und in Salzburg (+1,9%, +278) ist nur ein geringfügiger Anstieg zu beobachten.

Unterschiedlicher Trend bei den Jugendlichen
Die Jugendarbeitslosigkeit hat im Jänner 2005 um +0,8% (+386) gegenüber dem Vergleichsmonat des Vorjahres leicht zugenommen. In der Altersgruppe der bis 19-Jährigen ist die Arbeitslosigkeit allerdings mit -3,7 % (-417 auf 10.787) nach wie vor rückläufig. Hingegen ist sie bei den 20- bis 24-Jährigen mit +2,2% bzw. +803 auf 38.053 gestiegen.

Die internationale Jugendarbeitslosenquote (15 bis 24 Jahre) beträgt in Österreich mit 9,6% nach wie vor nur die Hälfte des europäischen Durchschnitts (18,1% im November 2004).
Zwtl.: Lehrstellenmarkt

Die Zahl der Lehrstellensuchenden hat im Jänner geringfügig zugenommen (+101 bzw. +2,3% auf 4.561). Bei den gemeldeten offenen Lehrstellen ist mit +204 bzw. +9,9% auf 2.274 eine etwas deutlichere Zunahme zu verzeichnen. Der Lehrstellenandrang hat sich mit 2,0 Suchenden pro offener Stelle in der Folge um 0,2 verringert. Im Auftrag des Bundesministers für Wirtschaft und Arbeit werden bis zu 7.800 Ausbildungsplätze für Jugendliche, die keinen entsprechenden Lehrplatz bzw. Arbeitsplatz finden, zur Verfügung gestellt.
Zwtl.: Abnahme der Altersarbeitslosigkeit

Die Arbeitslosigkeit der über 49-Jährigen entwickelte sich mit einer Abnahme von -0,4% (-224 auf 57.075) weiterhin günstig. In teilweisem Unterschied zu den Vormonaten ist dabei die Arbeitslosigkeit in der Altersgruppe der 50- bis 54-Jährigen (+315 oder +1,1%) gestiegen, während sie bei den 55- bis 59-Jährigen (-729 oder -3,3%) erneut gesunken ist. Bei den über 59-Jährigen ist ein leichter Zuwachs von +190 bzw. +3,7% zu verzeichnen.

Entwicklung nach Branchen
Die Zahl der vorgemerkten Personen ist sowohl in der Sachgütererzeugung (-176; -0,3%) als auch im Handel (-314; -0,7%) und in der Öffentlichen Verwaltung (-342; -3,9%) gegenüber dem Vorjahreswert rückläufig. Auch im Kredit- und Versicherungswesen (-1,8%; -55) gibt es eine geringe Reduktion der Arbeitslosigkeit.

Nach wie vor steigt die Arbeitslosigkeit insbesondere bei den unternehmensbezogenen Dienstleistungen (+408; +1,9%%), den sonstigen Dienstleistungen (+604; +4,2%) sowie in den Saisonbranchen Bau (+493; +0,6%) und Fremdenverkehr (+669; +2,2%).
Zwtl.: Arbeitslosigkeit nach Ausbildungskategorien

Ähnlich dem Vormonat ist Ende Jänner 2005 bei den vorgemerkten Arbeitslosen mit mittlerer Schulbildung (-1,6%; -250) und höherer schulischer Ausbildung (-0,1%;) eine Abnahme zu verzeichnen. Zunehmende Arbeitslosigkeit gibt es dagegen bei Personen mit akademischem Abschluss (+4,9%;+438) und vor allem bei den Gruppen ohne abgeschlossene Schulbildung (+3,4%; +453) und jenen mit Pflichtschulabschluss (+1,9%; +2.451). Anteilsmäßig entfallen rund 85% des Bestands aller Arbeitslosen auf Personen ohne abgeschlossene Schule sowie Personen mit Pflichtschulabschluss oder Lehrabschluss.

Schulungen und Förderungen des Arbeitsmarktservice
Mit 48.065 liegt die Zahl der Personen in Schulungen im Jänner 2005 um +8.730 bzw. +22,2% über dem Vorjahresniveau. Differenziert nach Altersgruppen sind die Schulungsaktivitäten für Jugendliche und auch für über 49-Jährige kräftig zunehmend. Die Schulungsteilnehmer/innen rekrutieren sich schwerpunktmäßig aus den Berufsgruppen Büroberufe (8.484), Handel (6.600), Metall-/Elektroberufe (6.246) und den Hilfsberufen (5.528). Aus diesen Berufsgruppen kommen rund 56% aller in Schulung befindlichen Personen.

 

Stummvoll: Österreich mit international guten Arbeitsmarkt-Daten
Die Bundesregierung schafft Anreize für bessere Beschäftigungsmöglichkeiten - Werbelinie der AK ist an Geschmacklosigkeit nicht zu übertreffen
Wien (övp-pk) - "Der Wirtschaftsaufschwung bringt leider noch nicht die erhoffte Entspannung am heimischen Arbeitsmarkt. Der deutliche Anstieg an Beschäftigten um rund 44.000 Personen ist aber als positives Signal zu werten", sagte ÖVP-Budget- und Finanzsprecher Dr. Günter Stummvoll am Mittwoch (02. 02.) zu den neuesten AMS-Daten. Tatsache sei auch, dass sich Österreich im internationalen Vergleich der Arbeitsmärkte nach wie vor im Spitzenfeld befinde. "Während die SPÖ und die Arbeiterkammer bei jeder Veröffentlichung von Arbeitsmarktdaten ihr ritualisiertes Krankjammern zum Programm gemacht haben und öffentlich zur Schau stellen, setzen die Entscheidungsträger dieses Landes konkrete Maßnahmen, die auch greifen", sagte Stummvoll und verwies auf die Geschmacklosigkeit der Arbeiterkammer, die mit dem Plakat-Spruch "Arbeit macht froh" jedem Arbeitslosen einen Faustschlag ins Gesicht versetze. "An welche Zeit dieser Slogan im historischen Kontext erinnert, darüber sollen sich die Verantwortlichen der AK am besten selbst den Kopf zerbrechen", so Stummvoll.

Eine Trendwende am Arbeitsmarkt, so Stummvoll, sei eng mit dem Wirtschaftsaufschwung verbunden. Erst ab einem entsprechenden Wachstum könne mit einer Entspannung gerechnet werden. "Die Prognosen der Wirtschaftsforscher, die mit einem Wachstum von 2,2 Prozent für 2005 rechnen, stimmen aber zuversichtlich."

Die EU-Kommission habe kürzlich bestätigt, dass Österreich bereits einen sehr flexiblen Arbeitsmarkt habe. Dies zeige sich beispielsweise in den Bereichen Jugendarbeitslosigkeit und Langzeitarbeitslosigkeit, bei denen Österreich auf gute Werte verweisen könne. "Arbeitslosigkeit ist ein Problem, mit dem sämtliche Staaten in Europa konfrontiert sind. Die Bundesregierung setzt die richtigen Schritte, um mehr Beschäftigung zu schaffen", so Stummvoll. Ein Beispiel dafür sei die Steuerreform. "Dadurch steigern wir das Wachstum und erreichen eine Verbesserung der Situation am Arbeitsmarkt", sagte Stummvoll abschließend.

 

 Bures: Regierung schuld an absoluter Rekordarbeitslosigkeit
"Die traurige Bilanz von fünf Jahren Schwarz-Blau"
Wien (sk) - SPÖ-Bundesgeschäftsführerin Doris Bures ist davon überzeugt, dass die hohe Arbeitslosigkeit in Österreich die "direkte Folge der falschen Politik der Regierung ist". "Die mit 316.017 absolut höchste Arbeitslosenzahl in der Geschichte der Zweiten Republik ist die traurige Bilanz von fünf Jahren Schwarz-Blau", sagte Bures. "Die schwarz-blaue Regierung hat mit ihrer neoliberalen Wirtschaftspolitik, mit Sozialabbau bei den sozial Schwachen und Steuergeschenken für die größten Unternehmen, die Arbeitslosigkeit in diese vorher nie dagewesene Höhe getrieben."

Nach den heute vom AMS veröffentlichen Daten für den Jänner ist die Arbeitslosenzahl im Jahresabstand auf 316.017 gestiegen, das sind 3.569 oder 1,1 Prozent mehr als vor einem Jahr. Wie schon in den Monaten davor hat die Arbeitslosigkeit bei den Frauen überproportional stark zugenommen. Im Fünf-Jahres-Abstand hat die Arbeitslosigkeit um rund 40.000 oder 13 Prozent zugenommen, die Jugendarbeitslosigkeit um rund 10.000 oder 25 Prozent.

Die SPÖ-Bundesgeschäftsführerin hält die Untätigkeit der Regierung angesichts der seit Jahren steigenden Arbeitslosigkeit für einen Skandal. "Die Regierung Schüssel lässt die Menschen einfach im Stich", sagte Bures. Sie fordert die Regierung auf, endlich die notwendigen Maßnahmen - eine Stärkung der Inlandsnachfrage durch Investitionen in die Infrastruktur und eine echte Entlastung für die kleinen und mittleren Einkommen - zu setzen.

 

 Regierung unternimmt nichts, um Arbeitslosigkeit einzudämmern
Öllinger kritisiert höchste Arbeitslosigkeit nach dem Zweiten Weltkrieg scharf
Wien (grüne) - "Die Regierung unternimmt keine sichtbaren Anstrengungen, um die Arbeitslosigkeit in Österreich wirksam einzudämmen. Seit Jahren beschränkt sie sich auf das Verwalten von Arbeitslosigkeit und sieht tatenlos zu, dass schon seit Monaten die Arbeitslosigkeit auf den höchsten Werten nach dem Zweiten Weltkrieg stehen bleibt", kritisiert der Sozialsprecher der Grünen, angesichts der Rekordarbeitslosigkeit im Jänner scharf.

Bei den Arbeitslosen-Daten werde immer wieder vergessen, dass auch ungefähr 28.000 PensionsvorschussbezieherInnen und ca. 2.500 BezieherInnen von Übergangsgeld eingerechnet werden müßten. All diese Leute sind abhängig von Leistungen des AMS und können keiner Erwerbsarbeit nachgehen. Darüber hinaus finden bereits über 15.000 Jugendliche keine Lehrstelle. "Mit diesen Daten wird klar aufgezeigt, dass das Nichtstun der Regierung in der Arbeitsmarktpolitik mittlerweile Programm geworden ist", so Öllinger.

 

Arbeitsmarkt 2005 - keine Entspannung in Sicht!
Wien (ak) - Jänner-Arbeitslosenzahlen bestätigen es: Die Arbeitslosigkeit bleibt auch 2005 dramatisch hoch. Die AK Analyse zeigt: Beschäftigungsanstieg reicht nicht, um Arbeitslosigkeit wirklich abzubauen. Zusätzlich sind oft unfreiwillige Teilzeitarbeit und Scheinselbständigkeit auf dem Vormarsch.

Mitte Jänner waren laut AMS exakt 312.530 Personen arbeitslos. Recht man die Schulungsteilnehmer dazu, waren Ende Jänner 2005 mehr als 360.000 Frauen und Männer ohne Arbeit – so viele wie noch nie in der Zweiten Republik. „Diese dramatischen Zahlen zeigen, dass alle Prognosen auf wackeligen Beinen stehen, die heuer ein merkliches Sinken der Arbeitslosigkeit vorhersagen", sagt AK Präsident Herbert Tumpel, „wenn, dann sinkt die Arbeitslosigkeit höchstens in der Statistik – in Wirklichkeit bleibt sie aber das größte Problem, das wir in Österreich haben."

Knapp 27.000 zusätzliche Beschäftigte und 3.900 Arbeitslose weniger im Jahresdurchschnitt prognostizierte zu Jahresbeginn eine Studie im Auftrag des Arbeitsmarktservice AMS. Die AK Analyse zeigt aber, dass Optimismus verfrüht ist: Heuer werden 55.000 Personen zusätzlich Beschäftigung brauchen – Ältere, die wegen der Pensionsreform nicht in Pension gehen können, Jugendliche, Zuwanderer aus dem Ausland und Frauen.

„Der vorhergesagte Beschäftigungsanstieg reicht also bei weitem nicht aus, um die Arbeitslosigkeit auch wirklich abzubauen", sagt Tumpel. Das vorhergesagte Sinken der Arbeitslosigkeit bezieht sich zudem ausschließlich auf die registrierte Arbeitslosigkeit – die Entwicklung bei den Schulungsteilnehmern, beim Pensionsvorschuss und beim Übergangsgeld wird völlig ausgeblendet.

Die zusätzliche Aktivbeschäftigung wird auch 2005 vor allem Teilzeitbeschäftigung sein – hier liegt Österreich seit Jahren deutlich über dem EU-Durchschnitt. Fortsetzen wird sich der Trend in Richtung atypische Beschäftigung und Scheinselbstständigkeit. „Wenn große Supermarktketten selbstständige Regalbetreuerinnen suchen, weil das für sie am billigsten ist, kann man das nur mit sehr viel Optimismus als Gründerwelle bezeichnen", sagt Tumpel, „in Wahrheit sind das Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer, die keinen Arbeitsplatz finden und daher unsichere Einkommen und mangelnde Absicherung bei Krankheit oder Arbeitslosigkeit in Kauf nehmen müssen."
     

Wir übernehmen hier Stellungnahmen aller vier im Parlament
vertretenen Parteien – sofern vorhanden! Die Redaktion

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