850 Jahre Schotten in Wien: "Kloster im Herzen der Stadt"  

erstellt am
01. 02. 05

Vielfältiges Jubiläumsprogramm - Schottenabt Ferenczy: "Wir wollen auf jene Werte hinweisen, die in der Alltagshektik einer Großstadt leicht untergehen"
Wien (stephanscom.at) - Mit "großem Programm" feiert das Wiener Schottenstift unter dem Motto "Kloster im Herzen der Stadt" sein 850-jähriges Bestehen. Das Benediktinerkloster "Unserer Lieben Frau zu den Schotten" ist im Jahr 1155 vom Babenbergerherzog Heinrich "Jasomirgott" gegründet worden. Er hatte die iro-schottischen Mönche von Regensburg nach Wien geholt, um eine neue Stätte des Gebetes und der kulturellen Begegnung zu etablieren. Ursprünglich stand das romanische Gotteshaus außerhalb der Stadtmauern; ein Brand und zwei Erdbeben beschädigten das Gebäude schwer, sodaß Mitte des 15. Jahrhunderts ein neues Kloster erbaut wurde. Die grundlegende Neugestaltung der Schottenabtei fällt in das 17. Jahrhundert. 1648 wurde der heutige prächtige Kirchenbau an der Freyung vollendet, in den folgenden Jahrzehnten wurde auch die Klosteranlage von Grund auf verändert. Am Beginn des 19. Jahrhunderts erfolgte die Umgestaltung der weitläufigen Klosteranlage im Empire-Stil.

Dem Jubiläumsmotto "Kloster im Herzen der Stadt" sind sämtliche Feierlichkeiten und Veranstaltungen gewidmet, die in diesem Jahr bei den Schotten stattfinden. Dazu zählen die Osternachtfeier am 27. März mit moderner Kunst in der Liturgie, die Wiedereröffnung des erweiterten Museums am 7. Mai, der Jubiläumsgottesdienst und ein Fest auf der Freyung am 8. Mai, die Beteiligung an der "Langen Nacht der Kirchen" am 10. Juni sowie ein Geistliches Konzert im Prälatensaal am 14. September.

Wie Schotten-Abt Heinrich Ferenczy bei einem Pressegespräch am Montag sagte, wolle seine Klostergemeinschaft im Herzen der Stadt die Aufgabe erfüllen, auf jene Werte hinzuweisen, die in der Alltagshektik einer Großstadt leicht untergehen. Das seien "Kontemplation" und "Mission", die auch mitten in Europa zunehmend an Bedeutung gewinne. Gerade in der Großstadt, so der Abt, stelle sich immer mehr die Frage, wonach Menschen heute beurteilt werden. Oft werde nur danach gefragt, was ein Mensch leistet, was er "bringt", wie er aussieht, welche Zeugnisse er hat. Was der Mensch im Grunde sei, werde immer mehr ausgeklammert. Es gehe nicht um das "Dasein", sondern um das "Haben". Dieser Entwicklung könne eine Klostergemeinschaft inmitten der Stadt eine Alternative entgegensetzen. Hier habe man viel Zeit für Dinge, die nach den Maßstäben der heutigen Leistungsgesellschaft "nichts bringen", etwa zweieinhalb Stunden Gebet pro Tag, so Abt Ferency.

Zu den Angeboten und Aufgabengebieten des Schottenstiftes zählen u.a. die geistliche Betreuung und Begleitung der Pfarrseelsorge vor allem in der Schottenpfarre, aber auch in weiteren Pfarrgemeinden der Erzdiözese Wien, das traditionsreiche Schottengymnasium, das "Benedictus-Haus" mit einer Frühstücks-Pension für zahlende Gäste, ein Jugendzentrum im "Jugendkeller" sowie eine Vielzahl kultureller Aktivitäten.

Informationen: http://www.schottenstift.at
     
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