Wissenschaft "hautnah" erleben  

erstellt am
10. 02. 05

Gesellschaft für Dermopharmazie tagt erstmals in Wien
Wien (gd) - Am 14. und 15. März steht Wien im Zeichen der Forschung rund um die Haut: Im Rahmen ihrer 9. Jahrestagung schlägt die Gesellschaft für Dermopharmazie (GD) ihre Zelte zum ersten Mal in Österreich auf. Von Arzneimitteln über Qualitätssicherung bis zur Wundbehandlung dreht sich in den Räumlichkeiten der Veterinärmedizinischen Universität zwei Tage lang alles um das größte menschliche Organ. Im wissenschaftlichen Fokus stehen dabei besonders Innovationen in der Therapie chronischer Wunden, einen Schwerpunkt setzt der Dermatologe und Universitätsprofessor Dr. Hugo Partsch mit seinem Vortrag über die Behandlung venöser Beingeschwüre. Neben zahlreichen Experten aus den Bereichen Medizin, Pharmazie, Chemie und Kosmetik wird auch Gesundheitsministerin Maria Rauch-Kallat die Tagung besuchen.

"Ulcus cruris" im Blickpunkt der Forschung
Mit einer Vielzahl an Vortragsthemen bietet das Tagungsprogramm Einblick in medizinische Innovationen und aktuelle Forschungsergebnisse, Aspekte der Qualitätssicherung und Kostenregulation werden ebenfalls diskutiert. Im Zentrum des Interesses steht neben der Behandlung der Hauterkrankungen Neurodermitis und Psoriasis (Schuppenflechte) auch das venöse Unterschenkelgeschwür (Ulcus cruris venosum), das im Volksmund meist als "offenes Bein" bezeichnet wird.

"Hauptfaktoren für die Auslösung eines offenen Beingeschwürs sind Krampfaderleiden und Folgezustände nach tiefen Beinvenenthrombosen", erklärt Dr. Hugo Partsch das besonders bei älteren Menschen verbreitete Problem. In den Industrienationen ist rund 1% der Bevölkerung von diesem Leiden betroffen, in Österreich sind das rund 80.000 Personen, wobei Frauen insgesamt eher gefährdet sind als Männer. Als Risikofaktoren gelten neben der genetischen Veranlagung vor allem Übergewicht, ungesunde Ernährung sowie Bewegungsmangel durch überwiegend sitzende oder stehende Tätigkeit.

Behandlungserfolg durch moderne Therapie
"Während eine normale Wunde eine Verletzung der gesunden Haut darstellt, ist das venöse Unterschenkelgeschwür ein Substanzdefekt auf der pathologisch veränderten, also vorgeschädigten Haut", so der Experte. Am Anfang des Krankheitsbildes steht eine Venenschwäche oder Venenthrombose, die auch oft unbemerkt ablaufen kann. Durch geschwächte oder defekte Venenklappen kommt es zu einem Rückstau in den Beinvenen, was auf Dauer zu Krampfadern, Venenentzündungen und Thrombosen führt. Die Blutgefäße stehen unter erhöhtem Druck, der langsam zu einer dauerhaften Ernährungsstörung des Gewebes führt. Äußerlich ist dies an der bräunlichen Verfärbung der Haut am Unterschenkel zu erkennen, auch kleinste Wunden können nicht mehr zuheilen und werden chronisch.

Die Basisbehandlung eines Ulcus cruris venosum besteht immer in einer Kompressionstherapie. Entscheidend ist auch das Erkennen und Behandeln des jeweiligen Auslösers. So besteht beispielsweise bei Krampfadern die Möglichkeit, die erkrankten Venenabschnitte zu operieren, mittels Radiowellen oder Laserbehandlung zu verlöten oder mit Schaum zu veröden. Die offene Stelle wird zunächst mit Kompressionsverbänden und nach Abheilung mit Kompressionsstrümpfen behandelt.

"Die Schwierigkeit besteht meist nicht darin, die Wunde zu schließen, sondern sie dauerhaft geschlossen zu halten", weiss Dr. Partsch. In der so genannten Therapiephase empfehlen sich daher starre Fixverbände, nach dem ersten Abheilen, in der Erhaltungsphase, muss mit Kompressionsstrümpfen weiter behandelt werden. Unschöne Optik ist dabei jedoch längst Vergangenheit: "Gerade in den letzten Jahren wurden sehr moderne Alternativen zum herkömmlichen Material entwickelt, die sich auch für jüngere Menschen gut eignen und zur Kleidung kombiniert werden können", so Partsch.

Umfangreiches Tagungsprogramm
Die Behandlung des venösen Beingeschwürs wird Thema des zweiten von vier Mittagsseminaren sein, die gemeinsam mit drei Symposien und einer Posterausstellung das wissenschaftliche Hauptprogramm der Tagung ergänzen.

Am zweiten Veranstaltungstag wird unter anderem Bundesministerin Maria Rauch-Kallat ein Grußwort an die Tagungsteilnehmer richten. Organisiert wird der Kongress vom Wirtschaftsbetrieb der GD, der ID-Institute für Dermopharmacy GmbH, und der Gesellschaft Österreichischer Chemiker (GÖCH). Wissenschaftliche Tagungsleiter sind die beiden langjährigen GD-Mitglieder Professor Dr. Claudia Valenta von Institut für Pharmazeutische Technologie der Universität Wien und Professor Dr. Werner Aberer von der Hautklinik der Medizinischen Universität Graz.

Die GD - Ziele und Wirkungsbereiche
Die Gesellschaft für Dermopharmazie setzt sich international für die Förderung der wissenschaftlichen Forschung, die Verbreitung neuer Erkenntnisse und die Förderung der Zusammenarbeit von Apothekern, Ärzten und anderen Fachpersonen ein. Dermopharmazie ist ein interdisziplinäres Gebiet der Medizin und Pharmazie, das sich mit der Vorbeugung und Behandlung von Hautkrankheiten durch äußere oder innere Anwendung von Arzneimitteln, Kosmetika oder Nahrungsergänzungsmitteln beschäftigt.

Weitere Informationen zur Tagung sowie das detaillierte wissenschaftliche Programm stehen im Internet unter http.//www.gd-online.de zur Verfügung.
     
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