Für die Stadt Innsbruck ist die Obdachlosenhilfe ein wichtiges Thema  

erstellt am
08. 02. 05

Innsbruck (rms) - Die Stadt Innsbruck hat in den letzten Jahren dafür Sorge getragen, dass obdachlosen Mitbürgerinnen und Mitbürgern menschenwürdige Unterkünfte zur Verfügung gestellt werden können. Vor 15 Jahren sah die Situation bei weitem nicht so rosig aus wie heute: Damals bevölkerten viel mehr Obdachlose Plätze und Wege der Landeshauptstadt. Inzwischen schätzen die meisten so genannten "Sandler" die Angebote der Stadt - wie etwa eine Unterkunft im Alexihaus oder in der städtischen Herberge sowie ein regelmäßiges warmes Essen. Vor allem in den kalten Wintermonaten wird eine geheizte Behausung, dem Leben auf der Straße vorgezogen. Seit letztem Jahr läuft auch das Projekt "Vinzibus", bei dem direkt auf der Straße heiße Getränke und Speisen an die Betroffenen ausgegeben werden.

Am 2. Feber tagte der Fachbeirat Obachlosigkeit unter dem Vorsitz von Sozialreferent Vizbegm. DI Eugen Sprenger. Unter anderem wurden folgende Themen im Fachbeirat angesprochen und behandelt:

In der Gutenbergstraße 16 wird das Haus adaptiert und zusätzlich ein Lift eingebaut. Im 4. Stock entsteht eine Wohngemeinschaft mit 7 Zimmern für die Gesellschaft für Psychische Gesundheit (GPG). Am Haydnplatz konnte der Sozialkontakt inzwischen zwei Räume beziehen, wobei einer als Büro und der zweite als Aufenthaltsraum für die Mieter im Haus dient. Am Haydnplatz sind sowohl das Sozialamt der Stadt wie auch das Jugendamt in einem Wohnhaus angesiedelt. Vizebgm. Sprenger ist für eine Absiedlung dieser beiden wichtigen sozialen Einrichtungen am Haydnplatz. "Der Standort sei für die Betroffen nicht optimal", betonte Innsbrucks Sozialreferent, eine zentrale Lage mit einer besseren Anbindung an den öffentlichen Verkehr, werde daher angestrebt.

Delogierungsprävention
Im Jahr 2004 konnten 86 Delogierungsansuchen abgeschlossen werden (positiv wie negativ), 70 Fälle sind noch in Arbeit. Darunter sind auch rund 40 Dauerfälle. Erwähnenswert ist, dass aus dem Privatbereich nur 10 Fälle gemeldet wurden. Die Hausverwaltungen beantragen bereits bei sehr kleinen Rückständen einen Delogierungstitel. Dazu Vizebgm. Sprenger: "Grundsätzlich befürworte ich die kleinen Beträge, weil dadurch schneller und effizienter den Betroffenen geholfen werden kann, als bei hohen Mietrückständen." Zielsetzung sei es, für die Delogierungsprävention geeignete Schnittstellen zu finden - wo endet der Aufgabenbereich und wo beginnt die Arbeit der Betreuungseinrichtungen, um eine nachhaltige Sanierung zu erreichen.
Dabei ist auch die Frage noch nicht geklärt, ob auch die Delogierungsprävention diese nachhaltige Betreuungsarbeit leisten, oder sich nur auf das Einschreiten in der Akutsituation beschränken soll. Laut Aktionsplan, der sich bestens bewährt hat, soll sich die Delogierungsprävention nur auf die Akutfälle beschränken und dann an die Betreuungsvereine weiterleiten.

Ein weiterer wichtiger Punkt des Fachbeirates beschäftigte sich mit "wohnungslos und psychisch krank". Diese Personengruppe stellt auch in Tirol ein großes Problem dar, da seit 1990 rund 350 Langzeitbetten in den Psychatrien abgebaut wurden, und fast genauso viele Personen sind inzwischen von Wohnungslosigkeit betroffen. Allein für Innsbruck gibt es eine Zahl von 200 - 300 Personen, die jahresdurchgängig der Problemgruppe zuzurechnen sind.

Zu diesem Zweck wurde eine Arbeitsgruppe eingesetzt, um zu eruieren, welche Betreuungseinrichtungen oder Wohnformen für die betroffene Personengruppe in Innsbruck zur Verfügung gestellt werden können. Ein umfassender Bericht wurde nun dem Fachbeirat vorgelegt: Vom Alexihaus und der städtischen Herberge in der Hunoldstraße, die über einen sehr hohen Wohnstandard verfügen, bis über die Einrichtungen der Gesellschaft für Psychische Gesundheit (GPG), bis hin zu betreuten Wohnungen. Gerade in der betreuten Wohnform sieht man große Chancen für diese Klienten.

Außerdem gebe es in diesem Problemkreis eine große Anzahl an Personen, die mit der Psychatrie überhaupt nichts zu tun haben wollen, und daher nicht betreut werden können. Dieser Personenkreis macht auch keinen Gebrauch von den Einrichtungen der fachpsychatrischen Rehabilitation. Auf die Vielfalt der Bedürfnisse der Betroffenen soll nun näher eingegangen, und dazu ein breit gefächertes Angebot erstellt werden.

Sozialreferent Sprenger merkt an, dass gerade die vielen entlassenen Patienten, eine geeignete Wohnung sowie die dazugehörende Betreuung brauchen. Beispielsweise sind in Amerika psychisch kranke Obdachlose zwar harmlos, aber nicht in der Lage, ihr Leben selbst zu gestalten.

Eines der Hauptanliegen von Vizebgm. Sprenger, der in diesem konkreten Fall vorgeschlagen hat, ist ein Gipfelgespräch mit Soziallandesrätin Christa Gangl sowie Gesundheitsrätin Dr. Elisabeth Zanon, um diese Problematik zu behandeln und geeignete Lösungsvorschläge zu finden. Um die notwendigen Maßnahmen ergreifen zu können, müssen auch Mittel und Wege gefunden, um die Finanzierung der Sozialprojekte zu sichern, so Sprenger.
     
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