Reform der Lehrerausbildung nicht ohne die Kirche  

erstellt am
18. 02. 05

Hofrat Christine Mann: Pädagogische Akademien in kirchlicher Trägerschaft werden nicht in öffentlichen Hochschulen aufgehen
Wien (stephanscom.at) - Die katholische Kirche wird auch in Zukunft in der Pflichtschullehreraus-, Fort- und Weiterbildung eine wesentliche Rolle spielen. Dies betonte die Leiterin des Interdiözesanen Amtes für Unterricht und Erziehung, Hofrat Christine Mann, am Donnerstag (17. 02.) im Gespräch mit "Kathpress". Pädagogische Akademien in kirchlicher Trägerschaft würden jedenfalls nicht in öffentlichen Hochschulen aufgehen. Es gehe dem Bildungsministerium ja in erster Linie um Schaffung von Vernetzungen zwischen der Aus- und Weiterbildung. Das dürfe man nicht auf den Aspekt "Einsparung" reduzieren.

Nach den konkreten Plänen der Regierung sollen aus mehr als 50 Pädagogischen und Religionspädagogischen Akademien und Instituten sowie aus den Berufspädagogischen Akademien maximal zehn Pädagogische Hochschulen werden. Seit 1999 gebe es das Akademiestudiengesetz, dessen Umsetzung noch ausstehe, erinnerte Christine Mann. Manche Bereiche seien aber jetzt schon an den Pädagogischen Akademien "versuchsweise, jedoch erfolgreich" verwirklicht.

Es sei "verwunderlich", wie viel "ideologiebeladene Energie" jetzt in die Diskussion um mögliche Trägerschaften der künftigen Pädagogischen Hochschulen investiert werde und wie "erschreckend wenig" in die Frage nach der Optimierung der Qualität der Lehrerausbildung, stellte Christine Mann im Hinblick auf jüngste Äußerungen aus der SP-Bildungspolitik fest. Um die Optimierung der Qualität gehe es aber; alles andere sei nur "Mittel zum Ziel". Die Leiterin des Interdiözesanen Amtes für Unterricht und Erziehung warnte davor, das Prinzip der Trennung zwischen Staat und Kirche gegen das Faktum der praktischen Kooperation von Staat und Kirche auszuspielen. Man dürfe an den guten und gelingenden Formen von Zusammenarbeit, wie sie sich "im Bereich von Bildung, Caritas und Gesundheitswesen zum Wohl der Menschen in Österreich bewähren", nicht vorbei leben.

"Dem Zweckfreien Raum geben"
Christine Mann plädierte für eine "überparteiliche Lobby" zur Sicherung einer Schule, die sich in veränderten gesellschaftlichen Gegebenheiten nicht nur schwerpunktmäßig auf Qualifikation beschränkt. Ebenso gelte es, sich über einen Bildungsbegriff zu verständigen, der nicht nur auf wirtschaftliche Verwertbarkeit und nicht nur auf Zurüstung von jungen Menschen für den Arbeitsmarkt setzt, sondern auch all das verstärkt in den Blick nimmt, was die menschliche Persönlichkeit ausmacht: Das Musische, das Kreative, die religiös-ethisch-philosophische Dimension von Bildung, die Beschäftigung mit Sinn- und Wertfragen. All das habe erfreulicherweise in den Lehrplänen der letzten Jahre einen Niederschlag gefunden, wodurch Standards geschaffen wurden, "die Österreich europaweit ganz vorne stehen lassen". Die Kirche stehe, wo auch immer sie sich in den Bildungsbereich einbringe, für dieses "breite und menschengerechte Ideal von Bildung", das auch dem Zweckfreien Raum gebe.

In diesem Zusammenhang appellierte Christine Mann an die sozialdemokratischen Bildungspolitiker, "sich ihrer Wurzeln bewusst" zu sein. Sie habe sich etwa sehr gewundert, dass keine einzige der SP-Wortmeldungen zum PISA-Reformdialog die "ökonomistische Engführung" des Bildungsbegriffs in Frage gestellt habe. Es gehe darum, zuerst die "wirklich bewegenden Sachfragen" nach Sicherung von Unterrichtsqualität und Lehrerausbildung zu diskutieren. Bildung ziele in erster Linie nicht auf einen "funktionierenden", sondern auf einen "mündigen" Menschen ab, der auch "Widerstand leisten und sich verweigern kann", wo es angebracht ist. Gerade im heurigen Österreich-Jubiläumsjahr werde vieler Menschen gedacht, die sich nicht durch "stromlinienförmige Anpassung", sondern durch Eigenständigkeit und die Bereitschaft, "gegen den Strom zu schwimmen", ausgezeichnet hätten.

Im Hinblick auf die organisatorischen Fragen der künftigen Lehrerausbildung erinnerte Hofrat Mann daran, dass der Entwurf für ein Organisationsgesetz noch aussteht. Der entscheidende Aspekt sei die Qualität. Derzeit würden 40 Prozent aller Pflichtschullehrkräfte an kirchlichen Einrichtungen ausgebildet. Dass dort überaus qualitätvoll gearbeitet werde, hätten auch die PISA-Studien bestätigt. "Das kann nicht einfach weggewischt werden", so die Leiterin des Interdiözesanen Amtes für Unterricht und Erziehung.
     
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