Bildungspolitik / "Pisa-Aktionsprogramm der SPÖ"  

erstellt am
17. 02. 05

 Gusenbauer präsentiert "PISA-Aktionsprogramm der SPÖ"
Bildung als Schwerpunkt im Budget 2006 - Mittel für Ganztagsschulen verankern
Wien (sk) - Das "PISA-Aktionsprogramm der SPÖ", das aus einem Sofortprogramm mit kurzfristigen Maßnahmen und dem PISA-Aktionsplan 2012 mit mittelfristigen Maßnahmen besteht, präsentierte SPÖ-Vorsitzender Alfred Gusenbauer Mittwoch (16. 02.) in einer Pressekonferenz vor der Sitzung des SPÖ-Präsidiums. "Die Schienen für eine neue, moderne Schule wurden gelegt. Nun geht es darum, den Zug in Fahrt zu setzen und in die richtige Richtung zu bringen", so Gusenbauer. Ziel der SPÖ sei es, mit diesem Aktionsprogramm zum einen schon für das Schuljahr 2006/2007 Verbesserungen in der Schulqualität zu erzielen und zum anderen das Schulsystem nachhaltig zu reformieren sowie Österreichs Schüler für die PISA-Studie 2012 fit zu machen. Für die Finanzierung der Reformen forderte der SPÖ-Vorsitzende einen sofortigen und ehrlichen Kassasturz. Die Mittel für die Ganztagsschulen müssen im Budget 2006 verankert werden.

Gusenbauer zeigte sich zufrieden damit, dass in die Debatte rund um eine Verbesserung des Schulsystems Bewegung gekommen sei, indem die ÖVP seinen Vorschlag für eine Beseitigung der Zwei-Drittel-Mehrheit aufgenommen hat. Der entsprechende Initiativantrag der SPÖ liege vor. Nun, nachdem die Schienen gelegt wurden, gelte es, "den Zug in Fahrt zu setzen und in die richtige Richtung zu bringen". Die SPÖ habe genau aus diesem Grund ein PISA-Aktionsprogramm ausgearbeitet. Hintergrund dafür sei, dass 2006 die nächste PISA-Studie ansteht, und man alles dafür tun müsse, um zumindest geringe Verbesserungen zu erzielen, mehr werde wahrscheinlich heute nicht mehr möglich sein. Dafür habe die SPÖ ein Sofortprogramm bis 2006 ausgearbeitet. Der PISA-Aktionsplan 2012 ziele auf die PISA-Studie 2012 - getestet werden dann die heute Achtjährigen - und eine grundlegende Verbesserung der Qualität des Bildungssystems ab.

Zu den wesentlichen Veränderungen für das Schuljahr 2006/2007 gehöre, dass dafür gesorgt werden muss, dass jeder, der einen Ganztagsschulplatz für sein Kind will, diesen auch tatsächlich bekommen muss. Der Staat müsse dafür die Garantie abgeben. Die Ganztagsschule biete Kindern und Eltern die besten Möglichkeiten und sei die pädagogisch sinnvollste Variante, wobei der SPÖ-Vorsitzende betonte, dass es die Wahlfreiheit zwischen Ganztagsschule und Halbtagsschule geben müsse. Der Vorteil der Ganztagsschule sei auch, dass das Thema Schule nach dem verschränkten Unterricht für Schüler und Eltern beendet sei, danach sei echte Freizeit möglich. Der VP-Vorschlag für mehr Angebot an Nachmittagsbetreuung erfülle den pädagogischen Ansatz nicht.

Gusenbauer wies auch auf die Tatsache hin, dass es derzeit eine erhebliche Hürde für die Schaffung von Ganztagsschulen gebe, die durch die Aufhebung der Zwei-Drittel-Mehrheit nicht beseitigt werde. So müssen alle Schüler einer Klasse für eine Ganztagsschule angemeldet sein und je zwei Drittel der Lehrer und Eltern im Schulforum müssen dafür sein. "Dies ist die Verlagerung der Zwei-Drittel-Mehrheit auf die Ebene der Schulautonomie", so der SPÖ-Vorsitzende, der betonte, dass es nicht sein könne, dass die Lehrer und Eltern in den Konflikt geschickt werden. Es sei die Pflicht der Politik, Ganztagsschulen anzubieten, und das Recht der Eltern, im Angebot wählen zu können. Für den SPÖ-Vorsitzenden ist es auch durchaus denkbar, dass Ganztagsschule und Halbtagsschule an einem Schulstandort geführt werden können. Auf jeden Fall müsse dies ein Schwerpunkt der politischen Arbeit des heurigen Jahres und im Budget 2006 sein. Um auf 100.000 zusätzliche Ganztagsschulplätze zu kommen, müssten jedes Jahr 10.000 Plätze geschaffen werden.

Weitere Maßnahmen im SPÖ-Sofortprogramm für eine neue Schule:

  • Schaffung eines modernen und praxisorientierten Naturwissenschaftsunterrichts, vor allem im Hinblick darauf, dass bei PISA 2006 Naturwissenschaften abgefragt werden. Gusenbauer nannte als hervorragende Einrichtung in diesem Zusammenhang das "Haus der Mathematik" und die Arbeit von Rudolf Taschner, "Wissenschafter des Jahres 2004". Es gehe darum, auf spielerische Art das Thema aufzugreifen und diese Methoden dann in das Regelschulwesen überzuführen.
  • Leseförderung, wobei das Hauptproblem, wie PISA 2003 ergeben habe, die Berufsschüler seien: Für sie sei die Berufsschule oft die letzte Möglichkeit, sinnzusammenhängend lesen zu lernen. Die Leseförderung in den Berufsschulen sei darum zu verstärken, wobei es auch zu einer zeitlichen Umverteilung von der betrieblichen Ausbildung hin zur Schule kommen könne.
  • Will man die individuelle Förderung verstärken, dann müsse die Regierung das "Lehrerabbauprogramm" beenden.
  • Zur Umsetzung der Ganztagsschulen müsse ein Finanzplan erstellt werden. Die Regierung preise in Sonntagsreden die Wichtigkeit der Bildung, wenn sie dies ernst meint, dann müsse sie jetzt im Budget 2006 einen entsprechenden Schwerpunkt setzen. "Im Budget 2006 müssen die Mittel für die Ganztagsschulen verankert sein", so Gusenbauer, der sich der Forderung des Leiters des österreichischen PISA-Zentrums, Günter Haider, einen Kassasturz durchzuführen, anschloss.


Der PISA-Aktionsplan 2012
Neben diesem Sofortprogramm legt die SPÖ einen "PISA-Aktionsplan 2012" vor, der die flächendeckende Schaffung von Ganztagsschulen vorsieht. Kernzeit soll von 9 bis 15 Uhr sein, von 7 bis 9 Uhr und von 15 bis 18 Uhr muss es zusätzlich eine bedarfsorientierte Betreuung der Kinder geben. Das Recht der Eltern auf eine Ganztagsschule müsse umgesetzt werden. Außerdem müsse die Möglichkeit für eine gemeinsame Schule der Sechs- bis 15-Jährigen mit individueller Förderung geschaffen werden. Das letzte Kindergartenjahr sei als eine Art Vorschuljahr zu führen. Die öffentliche Hand habe die Verpflichtung, flächendeckend ein Kindergartenangebot mit einem letzten Vorschuljahr zu schaffen. In einer zweiten Phase, wenn klar ist, wie dieses Angebot angenommen wird, sollen jene Kinder, die Sprach- und Kommunikationsdefizite aufweisen, im Rahmen dieses Angebots verpflichtend das Vorschuljahr absolvieren. Weitere Maßnahmen: Gemeinsame Ausbildung der LehrerInnen von Volksschule, Hauptschule, AHS-Unterstufe und Berufsschule sowie eine unabhängige Überprüfung der Schulqualität.

"Auf Basis dieser Vorschläge und der Vorschläge der Zukunftskommission sollten wir unverzüglich an die parlamentarische Arbeit gehen", so der SPÖ-Vorsitzende abschließend.


 

Amon: Gusenbauer - Ein Schelm im Zick-Zack
ÖVP steht für Schulgeldfreiheit bis zur Matura
Wien (övp-pk) - Es sei erfreulich, dass auch SPÖ-Vorsitzender Alfred Gusenbauer sich nach seinem Schwänzen des äußerst konstruktiv und ergebnisorientierten Reformdialogs Bildung der Bundesregierung nun nach zwei Tagen endlich entschlossen habe, sich auch an der Bildungsdiskussion zu beteiligen, sagte ÖVP-Bildungssprecher Werner Amon am Mittwoch (16. 02.). "Wie wichtig der SPÖ und ihrem Vorsitzenden die Bildung und die Zukunftschancen der Jugendlichen unseres Landes wirklich sind, hat sie klar dadurch zum Ausdruck gebracht, dass Gusenbauer zugunsten einer Personality- Show auf diese wichtige Diskussion bewusst verzichtet hat", so Amon.

Die Art, wie die SPÖ nun weiterhin versuche, unter den Betroffenen Panik, etwa über die Einführung von Schulgeld zu erzeugen, sei bezeichnend dafür, wie die SPÖ die Bildungsdiskussion sehe. "Für die Sozialdemokraten ist das offenbar ein reines Wahlkampfthema, bei dem es gilt, nur ja viele Anschuldigungen zu erfinden, um unser hervorragendes Bildungssystem schlecht zu reden." Der ÖVP-Bildungssprecher stellte klar: "So lange die ÖVP in der Regierung ist, wird es Schulgeldfreiheit bis zur Matura geben!"

Es sei weiters bezeichnend für die SPÖ, nun die Abschaffung der Zweidrittelmehrheit erneut infrage zu stellen. "Sie haben angekündigt, der Abschaffung ohne Wenn und Aber zuzustimmen. Zwei Tage später ist wieder alles anders - der Zick-Zack-Kurs der SPÖ wird fortgesetzt." Bildungsministerin Elisabeth Gehrer habe gestern die vollständige Abschaffung der Zweidrittelmehrheit in den Ministerrat eingebracht. "Bleiben Sie einmal bei Ihren Ankündigungen und stimmen Sie nun dem zu, was Sie vollmundig gefordert haben", so Amon in Richtung der SPÖ.

Es sei "wirklich schade, dass Gusenbauer seine Vorschläge nicht bereits am Montag in die Diskussion eingebracht" habe, merkte Amon an. Der Reformdialog sei dazu da gewesen, die Meinungen von politischen Parteien, Ländern, Sozialpartnern und Experten zu hören und daraus Schlüsse über die weiteren Reformvorhaben zu ziehen. "Diese Chance haben Sie bewusst verstreichen lassen, Herr Gusenbauer", erinnerte Amon. Fraglich sei allerdings auch, ob Gusenbauer die Diskussion seiner Vorschläge mit Bildungsexperten, die sich etwa zum großen Teil für die Weiterentwicklung des differenzierten Schulsystems ausgesprochen hätten, "nicht bewusst gescheut hat, um seine ideologischen Scheuklappen nicht ablegen zu müssen", so Amon.

Zu den durchsichtigen linkspopulistischen Aussagen Gusenbauers, der ÖVP-Bildungssprecher habe selbst die Einführung von Schulgeld gefordert, verwies Amon auf die OTS098 der APA-MultiMedia vom 27. Juli 2001, mit der direkt von einer Veranstaltung berichtet worden sei. "Es ist bezeichnend für die Sozialdemokraten a la Gusenbauer, dass, wenn man sich für Lehrlinge und dafür, dass auch ihnen unentgeltlich Leistungen zur Verfügung gestellt werden, ausspricht, sofort haltlose Vorwürfe in den Raum gestellt werden", sagte Amon. "Wie der Schelm denkt, so redet er auch!", schloss der ÖVP- Bildungssprecher.

 

 Haubner: Klare Absage an Schulgeld
SPÖ betreibt Panikmache auf dem Rücken der Schüler und Eltern
Wien (fpd) - "Mit der FPÖ in der Regierung wird es kein Schulgeld in Österreich geben", kommentierte FPÖ-Bundesparteiobfrau Ursula Haubner die Aussagen von SPÖ-Vorsitzendem Alfred Gusenbauer am Mittwoch (16. 02.). Gusenbauer versuche anscheinend billiges politisches Kleingeld auf dem Rücken der Schüler und Eltern zu wechseln. "Anscheinend herrscht in der SPÖ das Motto "Bewusst mit abstrusen Spekulationen die Bevölkerung verunsichern, irgendetwas wird schon hängen bleiben. Das ist keine Bildungspolitik sondern Einbildungspolitik", betonte Haubner.

Die Bundesregierung erfülle endlich eine langjährige Forderung der FPÖ, nämlich die Abschaffung der 2/3-Mehrheit und jetzt versuche Gusenbauer diese wieder einzuführen. Haubner forderte Gusenbauer auf endlich einen geraden Weg anstatt eines Zick-Zack-Kurses zu beschreiten. Jetzt sei es wichtig das ambitionierte Reformprogramm umzusetzen und ein System der Wahlfreiheit bei Tagesbetreuung zu verwirklichen.

Haubner erinnerte auch daran, dass, ausgehend vom Berufsfindungsjahr, es auch zu einer Neuregelung der Berufsreifeprüfung kommen müsse. "Bei der so wichtigen Bildungsdebatte sind die Lehrlinge ein unverzichtbarer Teil. Die Berufsreifeprüfung muss in Zukunft kostenlos sein", so Haubner. Zur Zeit habe ein Lehrling netto etwa 1.400 Euro an privaten Kosten, wenn er diesen Weg einschlage. Dies müsse geändert werden. "Wenn Schulgeldfreiheit, dann für Alle", so Haubner abschließend.

 

 Für Schulgeldfreiheit und gegen Scheindiskussion
Brosz fordert von SP u. VP kostenlose Schulen sicherzustellen - Schon jetzt Schulgeld in ganztägigen Schulformen
Wien (grüne) - „Schulgeld kommt für die Grünen selbstverständlich nicht in Frage,“ so der Bildungssprecher der Grünen, Dieter Brosz, am Mittwoch (16. 02.). „Gehrers Beteuerungen kein Schulgeld einheben zu wollen sind alles andere als glaubwürdig. Schon jetzt wird in ganztägigen Schulformen Schulgeld eingehoben. Wie sonst sollen die über die Verpflegungskosten hinausgehenden beträchtliche Beiträge von bis zu 150 Euro bezeichnet werden?“ so Brosz weiter.

„Anstatt eine Scheindiskussion zu führen in welchen Gesetzen Schulgeldfreiheit geregelt werden soll, sind sowohl ÖVP als auch SPÖ aufgerufen, kostenlose Schulen tatsächlich sicherzustellen. Gerade in Wien werden sowohl bei der Nachmittagsbetreuung als auch im Kindergartenbereich geschmalzene Beiträge eingehoben. Die Wiener SPÖ hat dabei auf soziale Verträglichkeit zu wenig Rücksicht genommen“, so Brosz abschließend.
       

Wir übernehmen hier Stellungnahmen aller vier im Parlament
vertretenen Parteien – sofern vorhanden! Die Redaktion

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