Bildungspolitik / Bildungsgipfel am Montag  

erstellt am
15. 02. 05

 Molterer: Abschaffung der Zwei-Drittel_Mehrheit ermöglicht Fortsetzung der Reformarbeit im Schulwesen
Mit differenziertem Schulsystem notwendige Flexibilität und Individualität im Bildungssystem erhalten
Wien (övp-pk) - "Österreich hat ein gutes Bildungssystem, das besser werden muss, weil die Qualifikation ein besonders bedeutendes Standortkriterium für Österreich ist." Mit diesen Worten begrüßte ÖVP-Klubobmann Mag. Wilhelm Molterer am Montag (14. 02.) die "offene Diskussion" im Rahmen des Reformdialoges für Österreich zu der "besonders bedeutenden Frage für die Gesellschaft, nämlich die Qualität der Ausbildung unserer Kinder".

Molterer betonte, dass die Fortsetzung der Reformarbeit im Bildungsbereich die gesamte Bandbreite von der hochqualifizierten Lehrlingsausbildung bis zur Eliteuniversität umfassen müsse. In diesem Sinne erwartet sich Molterer vom Vorschlag von Bundesministerin Elisabeth Gehrer, das Erfordernis der Zwei-Drittel-Mehrheit im Schulbereich abzuschaffen, eine "neue Dynamisierung der Schulpolitik und die Fortsetzung der Reformarbeit im Schulwesen".

Als zentrale Vorhaben nannte der ÖVP-Klubobmann die Verbesserung der Lehrerausbildung durch Pädagogische Hochschulen und das Bekenntnis zur verpflichtenden Lehrerfortbildung. In der Eingangsphase der Lehrerausbildung müsse die Eignung der künftigen Lehrer besser überprüft werden. Hinsichtlich der Sprachkompetenz ("Grundvoraussetzung zum Erfolg") schlug Molterer eine frühere Einschreibung der Kinder in die Schule sowie die Aufnahme in die Integrationsvereinbarung vor.

"Wir sollten in Österreich auch eine Diskussion über die naturwissenschaftlichen Kompetenzen unserer Kinder führen. Als weitere Eckpunkte der Bildungsreform nannte der ÖVP-Klubobmann ein optimales Qualitätsmanagement und legte ein Grundbekenntnis zur Autonomie im Schulwesen ab. "Ich begrüße die Fünf-Tagewoche als Regelfall im Pflichtschulbereich", sagte Molterer und unterstrich bei dieser Gelegenheit auch, dass die Schule dabei zwischen verschiedenen Nachmittagsbetreuungsmodellen wählen können soll.

Mit einem Bekenntnis zum differenzierten Schulsystem schloss Molterer seine Ausführungen: "Mit der Differenzierung im Bildungsbereich kann das Bildungssystem am besten auf die notwendige Flexibilität und Individualität im Unterricht eingehen."

 

 Cap: Erfreulich, dass ÖVP dem Druck Gusenbauers nachgegeben hat
Zwei-Drittel-Mehrheit: SPÖ bringt Initiativantrag ein
Wien (sk) - Als erfreulich bezeichnete der geschäftsführende SPÖ-Klubobmann Josef Cap die Tatsache, dass die ÖVP dem Druck von SPÖ-Vorsitzendem Alfred Gusenbauer nachgegeben hat und Ministerin Gehrer nun bereit ist, die Zwei-Drittel-Mehrheit bei den Schulgesetzen zu beseitigen. Wie Cap am Montag (14. 02.) am Rande des Bildungsgipfels ankündigte, werde die SPÖ auf eine rasche Umsetzung im Parlament drängen und einen entsprechenden Initiativantrag einbringen. "Wir müssen schauen, dass nun so rasch wie möglich etwas passiert und es nicht bei einer bloßen Ankündigung der Ministerin oder bei der Übernahme einer Überschrift von uns bleibt." Nun gelte es, in der Substanz Druck zu machen.

Cap gab zu bedenken, dass, wenn die ÖVP die Überschriften von SPÖ-Forderungen übernimmt, dies nicht bedeute, dass diese auch Realität werden. "Bei der ÖVP muss man immer aufpassen, dass sie sich nicht eine Hintertüre offen hält", so der gf. SPÖ-Klubobmann. Als positiv bezeichnet Cap die Aussicht, dass die ÖVP nun nicht mehr als Ausrede für den Reformstillstand anführen könne, dass die SPÖ bei Reformen nicht mitzieht. Mit der Abschaffung der Zwei-Drittel-Mehrheit sei dies nicht mehr möglich. "Die Beseitigung der Zwei-Drittel-Barriere ist eine wesentliche Voraussetzung dafür, dass hier wirklich Reformen im Schulsystem ohne gegenseitige Ausreden durchgeführt werden können."

Der gf. SPÖ-Klubobmann fügte hinzu, dass es aber nicht ausreiche, die Zwei-Drittel-Mehrheit abzuschaffen. Es gelte nun, aus dem "PISA-Schock" die richtigen inhaltlichen Konsequenzen zu ziehen; die Abschaffung der Zwei-Drittel-Mehrheit sei der erste wichtige Schritt gewesen. Die SPÖ wolle nun in einem parlamentarischen Unterausschuss die notwendigen Reformen diskutieren.

Zum Bildungsdialog merkte Cap in seinem Diskussionsbeitrag kritisch an: "Ein Dialog findet anders statt. "Bei einem echten Dialog würde man nicht schon im Vorfeld die Richtung vorgeben, sondern zwei, drei Tage ernsthaft und gewissenhaft diskutieren. Als Beispiel nannte Cap die gemeinsame Schule der Fünf- bis Fünfzehnjährigen. Dies hätte man bei einem richtigen Dialog ernsthaft diskutieren können und hätte auch Ergebnisse erarbeitet. "So waren es leider Frontalreferate mit einer folgenden Aneinanderreihung von Stellungnahmen", so der gf. SPÖ-Klubobmann. Cap kritisierte auch die sehr dürftige Repräsentanz und Einladung von Schülervertretern. "Es wäre schon auch sehr spannend gewesen, die Meinung von Schülerinnen und Schülern zu Themen wie 'Freude am Lernen' zu hören", betonte Cap.

Man müsse sich aber auch die Frage stellen, ob es wirklich erst des PISA-Schocks bedurft habe, um zu Reformbereitschaft zu kommen. "Wir sollten uns alle auch kritisch fragen, warum bisher nichts möglich war. Die Probleme des österreichischen Schulwesens sind uns schon länger bekannt", hielt Cap fest. Die Lehrerinnen und Lehrer sollten ebenfalls vehementer in die Veränderungen einbezogen werden, forderte Cap. "Eine engere Zusammenarbeit wäre hier ganz wichtig."

Als Resümee des Reformdialogs zur Bildung hielt Cap fest: "Bevor wir uns gar nicht treffen, ist es besser, dass wir uns so treffen. Es hätte aber demokratischer und dialogorientierter stattfinden können."

 

 Schweitzer: Steigerung der Unterrichtsqualität für Schule der Zukunft!
FPÖ präsentiert fünf Punkte zur Steigerung der Unterrichtsqualität
Wien (fpd) - Beim Reformdialog zum Thema „Bildung“ zeigte sich Staatssekretär Karl Schweitzer erfreut über das Einlenken des Koalitionspartners auf die freiheitliche Forderung nach Abschaffung der Zweidrittel-Mehrheit für Schulgesetze. „Auf der Ebene und in Sachen Beherrschen der Unterrichtssprache gibt es endlich einen Allparteien-Konsens“, erklärte Schweitzer.

Für die FPÖ nannte fünf konkrete Punkte zur Steigerung der Unterrichtsqualität:

  1. Die Schulen seien verpflichtet, sich nachweisbar um Qualitätssicherung zu bemühen. Diese solle mit Hilfe eines Schulprogrammes und einer Schulbilanz erreicht werden, die verpflichtend gelegt und auch rechtlich stabil verankert werden müsse.
  2. Im Bereich der Lehrerausbildung solle die getrennte Ausbildung von Lehrern für die Sekundarstufe I der Vergangenheit angehören. Die FPÖ plädiere für eine kompetente und qualitativ hochwertige Lehrerfortbildung, vor allem zur Stärkung und Professionalisierung der Fachgruppen an den Schulen, da auf sie die Hauptverantwortung für eine systematische und breite Qualitätsentwicklung auf Schulebene zukomme.
  3. Der Leistungsaspekt müsse in Hinkunft mehr Beachtung finden. Die Regelung, den erst kurze Zeit vorher durchgenommenen Stoff zu prüfen, verleite Schüler dazu, nur kurzfristig und auf einer eher oberflächlichen Ebene zu lernen. Jetzt muß aber „Leistung ein Kriterium in der Schule der Zukunft sein“.
  4. Der „Wettbewerb“ um jeden Schüler sei durch die demographische Entwicklung besonders stark geworden. Dadurch habe die Erhaltung und Steigerung der Schüleranzahl die Aufrechterhaltung von Leistungsansprüchen in den Hintergrund gedrängt. Dieser Entwicklung müsse Einhalt geboten werden.
  5. Im Bereich der Schulaufsicht fordere die FPÖ mehr Kompetenzen für Schulleiter oder Schulmanager. Es sei wichtig, ihnen ein gewisses Durchgriffsrecht gegenüber dem Lehrkörper einzuräumen und ihre Position innerhalb der Schule zu stärken.

 

 Durchbruch bei Frage der 2/3-Mehrheit von Schulgesetzen erfreulich
Van der Bellen & Brosz: ÖVP hat wochenlange Blockade offenbar beendet - Sprachliche Frühforderungen ist zentrale Aufgabe
Wien (grüne) - "Ich bin erfreut über den Durchbruch und das Einlenken der ÖVP in der Frage der vollständigen Aufhebung der überholten 2/3-Mehrheit bei Schulgesetzen", so Bundes- sprecher Alexander Van der Bellen. "Gehrer ist endlich unserer Aufforderung gefolgt, auf ihre Blockademöglichkeit zu verzichten. Auch wenn es lange gedauert hat und die ÖVP über Wochen jegliche Reformbereitschaft verweigert hat, so ist Gehrers Zusage der erste positive Schritt seit der Präsentation der Pisa-Studie. Die ÖVP hat ihre wochenlange Blockade offenbar beendet und eingesehen, dass eine sinnvolle und zukunftsgerechte Reform des Schulsystems mit einem sturen Beharren auf eine starre 2/3-Mehrheit unvereinbar ist. Wir werden nun genau darauf achten, dass die ÖVP ihr Versprechen auch einhält und rasch die entsprechenden gesetzlichen Schritte einleitet", so Van der Bellen.

Brosz: Sprachliche Frühforderungen ist zentrale Aufgabe
"Die verbesserte Frühforderung von Kindern gehört zu den zentralen Herausforderungen, beschränkt sich aber nicht auf Kinder von MigrantInnen", so Bildungssprecher Dieter Brosz, zu heutigen Regierungsaussagen beim sogenannten "Reformdialog". "Die Förderung von Kindern mit sprachlichen Defiziten kann aber nicht durch populistische Forderungen wie einen Integrationsvertrag für 5-jährige Kinder erfolgen. Alle PraktikerInnen bestätigen, dass gerade die Integration und der Austausch von Kindern mit nichtdeutscher Muttersprache mit Kindern mit deutscher Muttersprache wesentlich ist für den Spracherwerb. Eigene Kurse für 5-jährige sind sprachwissenschaftlicher Unfug. Vielmehr geht es um einen frühzeitigen Kindergartenbesuch. Alle bestehenden Hürden müssen dabei fallen", so Brosz.

"Die Regierungsparteien sollten erkennen, dass der Erwerb der Muttersprache zentral für den weiteren Spracherwerb ist. Das Ausspielen Deutsch gegen Muttersprache ist kontraproduktiv. In den letzten Jahren wurden gerade SprachförderlehrerInnen zu Hunderten abgebaut. Diese fatale Politik muss umgehend beendet werden", so Brosz.
     

Wir übernehmen hier Stellungnahmen aller vier im Parlament
vertretenen Parteien – sofern vorhanden! Die Redaktion

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