Verbesserte Ariane-5 demonstriert Startkapazität für Schwerstnutzlasten  

erstellt am
15. 02. 05

Paris (esa) - Die neueste Ausführung der Ariane-5, die Nutzlasten von bis zu 10 Tonnen in die Übergangsbahn zum geostationären Orbit hieven soll, hat am Samstag (12. 02.) mit Erfolg ihren ersten Qualifikationsflug hinter sich gebracht. Nach einem perfekten Start von Europas Raumflughafen in Französisch-Guayana um 18.03 Uhr Ortszeit (22.03 Uhr MEZ) setzte der Träger (Ariane-Flug 164) seine Nutzlasten in der vorausberechneten Übergangsbahn aus.

Dieser Erfolg ebnet den Weg für die kommerzielle Nutzung der „Ariane-5 ECA“, die die gegenwärtig verwendete „Grundausführung“ Ariane-5G ablösen und die Wettbewerbsfähigkeit der europäischen Trägersysteme auf dem Weltmarkt für Startdienste sichern soll. Nach einem zweiten Flug Mitte des Jahres wird die Ariane-5 ECA Europas neues Arbeitspferd für den Transport schwerer Nutzlasten in die geostationäre Umlaufbahn und darüber hinaus sein.

Die Ariane-5 ECA verfügt über zwei verbesserte Feststoffzusatzraketen, die mit je 2,43 Tonnen mehr Treibstoff beladen sind und damit gegenüber der Grundausführung insgesamt 60 Tonnen mehr Schub leisten. Auch die kryotechnische Hauptstufe wurde aufgerüstet und kann nun 15 Tonnen zusätzlichen Treibstoff mitführen; angetrieben wird sie vom neuen Triebwerk Vulcain-2, einer Weiterentwicklung des Vulcain-1, das 20 % mehr Schub leistet. Außerdem kommt bei der Ariane-5 ECA die neue kryotechnische Hochleistungs-Oberstufe ESC-A mit dem Triebwerk HM-7B zum Einsatz, mit dem bereits die Drittstufe der Ariane-4 ausgerüstet war.

Damit bietet die Ariane-5 ECA genug Startkapazität, um kommerzielle Satelliten in fast jeder denkbaren Kombination in die Übergangsbahn zum geostationären Orbit zu befördern, und wird Arianespace in die Lage versetzen, wieder systematisch Doppelstarts anzubieten, was den bisherigen Generationen von Ariane-Trägern ihren Erfolg gesichert hat.

Kommerzielle und technologische Nutzlasten
Die Ariane-5 ECA hat drei Nutzlasten ins All befördert. Als erste wurde 26 Minuten nach dem Start der kommerzielle Satellit XTAR-EUR ausgesetzt, ein 3 600 kg schwerer X-Band-Nachrichtensatellit, der im Auftrag von XTAR LLC mitgeführt wurde. Seine kreisförmige Einsatzbahn wird XTAR-EUR unter Nutzung seines eigenen Antriebssystems erreichen. Nach seiner anfänglichen orbitalen Erprobung soll er staatlichen Kunden abhörsichere Kommunikationsdienste bieten.

Die beiden anderen Nutzlasten, der Minisatellit SloshSat-FLEVO und die mit Instrumenten ausgerüstete Maqsat-B2-Attrappe, die sich während des Flugs im Sylda-Doppelstartadapter befanden, wurden im Auftrag der ESA gestartet.

31 Minuten nach dem Start wurde die SloshSat-Einrichtung für Flüssigkeitsexperimente und ihre Überprüfung in der Umlaufbahn, ein nur 129 kg schwerer Satellit, den das nationale Luft- und Raumfahrtlabor der Niederlande (NRL) für die ESA entwickelt hat, ausgesetzt. Mit diesen auf 10 Tage angesetzten Experimenten auf dem Gebiet der Fluidphysik unter Schwerelosigkeitsbedingungen soll untersucht werden, wie sich die Schwappvorgänge in Treibstoffbehältern auf die Kontrolle eines Raumfahrzeugs auswirken.

Um die Vermehrung von Raumfahrtschrott zu begrenzen, wird der dritte Passagier, Maqsat B2, mit der Oberstufe des Trägers verbunden bleiben. Mit dieser 3 500-kg-Attrappe sollte das dynamische Verhalten eines kommerziellen Satelliten innerhalb der Nutzlastverkleidung der Ariane-5 simuliert werden. Ein eigenes Telemetriesystem übermittelte in allen Flugphasen vom Start bis zur Einbringung in die Umlaufbahn Daten über das Nutzlastumfeld. Der mit einer Reihe von Kameras ausgerüstete Satellit lieferte außerdem aufregende Bilder mehrerer Schlüsselphasen, darunter die Abtrennung der Feststoffzusatzraketen und das Aussetzen der in der oberen Hälfte des Sylda-Adapters untergebrachten Nutzlast.

„Weniger als einen Monat nach der Landung von Huygens auf Titan ist dieser Start ein weiterer großer Erfolg für Europas Raumfahrt und eine erneute Demonstration von Europas Stärken auf diesem höchst anspruchsvollen technologischen Gebiet“, sagte ESA-Generaldirektor Jean-Jacques Dordain nach dem Flug. „Der heutige Erfolg ist zudem der verdiente Lohn für all jene, die in der Industrie und in den Raumfahrtagenturen in ganz Europa so hart daran gearbeitet haben, diesen Träger wieder einsatzfähig zu machen. Unser eigenständiger Zugang zum Weltraum ist eine Voraussetzung für die erfolgreiche Durchführung unserer anderen Weltraumtätigkeiten, weswegen wir diese Kapazität uneingeschränkt aufrechterhalten müssen.“
     
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