Sinn oder Unsinn der Gottesbeweise  

erstellt am
15. 02. 05

Gespräch zwischen Franziskaner und Dominikaner um eine große Frage
Graz (diözese seckau) - Der Prior des Dominikanerklosters Graz, P. Maximilian Svoboda, lud am Samstag (12. 02.) zu einem Gespräch über die Gottesbeweise ein. Dabei traten Weihbischof Franz Lackner als Franziskaner und P. Maximilian Svoboda als Dominikaner an, um die für die jeweilige Ordensgemeinschaft spezifische Sicht der Gottesbeweise darzulegen. Im Verlauf der Kirchengeschichte zeigte sich, dass die Dominikaner mit ihrer Sichtweise, die von Thomas von Aquin ausgeht, und die Franziskaner mit dem Ansatz Johannes’ Duns Scotus oft zu unterschiedlichen, wenn nicht sogar gegensätzlichen Erkenntnissen kamen. Beide Richtungen widmen sich der Frage nach der Beweisbarkeit der Existenz Gottes.

Weihbischof Lackner stellte in seinem Statement vorweg fest: „Die Gottesfrage müsste heute alles Theologisieren und Philosophieren durchdringen. Denn diese war der Hauptbeweggrund der Gottesbeweise überhaupt.“ P. Maximilian Svoboda ging in seinem Eingangsstatement ebenfalls von der Frage „Gibt es Gott?“ aus, die weitere Fragen „Wer/Was ist Gott“ nach sich ziehe. P. Maximilian stellte anschließend die Gottesbeweise des Thomas von Aquin vor.

Die beiden Gesprächspartner stimmten darin überein, dass in der Gottesfrage von Beweisen zu sprechen damals wie heute irreführend sei. Als Beweis gelte heute gemeinhin das empirisch Fassbare. Im Hinblick auf die Möglichkeit von Gottesbeweisen müsste der Begriff im Sinne von Hinweis und Aufweis gedacht werden.

„Der Erkenntnisgehalt der Gottesbeweise bleibt aber in jedem Fall sehr dünn“, sagt P. Maximilian. Aus scotischer Sicht sei dies jedoch „positiv zu deuten, nämlich: Das ‚Weniger’ hier lasse Platz für ein anderes ‚Mehr’ und weißt auf eine andere Quelle hin und diese Quelle ist die Offenbarung“, stellt Weihbischof Lackner fest. „Aus philosophischer Perspektive kann das „Dass-Sein“ Gottes aufgezeigt werden, wer Gott ist, das kann nur durch das gläubige Hören auf das Sprechen Gottes vernommen werden.
     
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