Bischof Küng: "Heute fehlt es weithin an einem tiefen Glauben"  

erstellt am
23. 02. 05

Bei vielen gebe es „eine Art Sonntagschristentum“, das trotz regelmäßigen Besuchs der Heiligen Messe kein Verlangen nach echter Veränderung zeige
St. Pölten (kath.net/dsp) - Familie und Eucharistie war das Thema von Diözesanbischof Klaus Küng, in der Bischofskonferenz auch für die Fragen von Ehe und Familie zuständig, bei der diesjährigen Priesterstudientagung am Dienstag (22. 02.) im Bildungshaus St. Hippolyt in St. Pölten.

Die Eucharistie gehöre zum Kern unserer großen Hoffung, sagte der Bischof in seinen Ausführungen. Gerade in Zusammenhang mit der Eucharistie erleben Seelsorger heute oft große Not. Für viele Priester sei es belastend, wenn trotz größter Anstrengungen in der liturgischen Gestaltung der Besuch der Gottesdienste kontinuierlich zurückgehe. Dennoch sei die Eucharistie geradezu der Quellgrund „für die große Familie Gottes, die Kirche“ wie auch „für deren kleinste Keimzelle, die christliche Familie“.

Die Eucharistie sei Mitte, Höhepunkt und Quelle des christlichen Lebens, vor allem des christlichen Ehe- und Familienlebens. Sie sei dabei auch „Quelle ehelicher Treue und ehelichen Lebens“. Christus habe die tiefste Offenbarung gebracht, was Liebe und Hingabe bedeuten, wies der Bischof hin. Gerade in der Eucharistie werde die Vereinigung und Gemeinschaft mit ihm ermöglicht. Sie sei daher die ganz besondere Schule von Ehe und Familie und des christlichen Lebens überhaupt. Die Familie, so der Bischof weiter, soll „so etwas wie eine Kirche im Kleinen sein“, denn sie sei „der wichtigste Ort der Inkulturation des Glaubens“. Eheleute sollten sich gegenseitig beistehen, um in ihrem Christsein zu reifen und ihre Kinder zu begleiten, den in ihnen verborgenen Schatz zu heben.

Damit die Eucharistie zur Quelle christlichen Lebens werden kann, brauche sie auch Voraussetzungen, sagte der Familienbischof. Ein wichtiger Schlüssel dafür sei „der Glaube an die Gegenwart des Herrn in der Kirche“, vor allem an seine sakramentale Gegenwart. Es bedürfe weiters einer „bestimmten Ausrichtung des Verstandes und des Herzens“ auf den würdigen Empfang der Beichte und Eucharistie hin sowie eine „Bereitschaft zur Umkehr“ zu „ernsthaftem persönlichen Bemühen“ um ein konsequentes Christsein.

Heute fehle es dagegen weithin an einem tiefen Glauben, bedauerte Bischof Küng. Ebenso an der Bereitschaft zur Umkehr. Bei vielen gebe es „eine Art Sonntagschristentum“, das trotz regelmäßigen Besuchs der Heiligen Messe kein Verlangen nach echter Veränderung zeige. Bei vielen brenne „zuwenig Feuer im Herzen“, meint der Bischof. Dagegen sei es wichtig, aus der Messe zu leben und das Leben aller in diesen Gottesdienst „hineinzutragen“, damit dadurch das Leben der Menschen in Christus verwandelt werden kann. Es gehöre zu den Aufgaben der Christen, auch den anderen, vor allem den Familien diesen Weg zu zeigen. Denn Glaube und die Glaubensvollzüge seien Geschenke Gottes „Wir können nur Hinweise geben, Horizonte öffnen, geistliche Erfahrungen vermitteln“.

Mit dem Hinweis auf die Frage der wiederverheirateten Geschiedenen und ihre Nichtzulassung zur Kommunion meinte der Bischof, es könne die Hinwendung zu Christus in der Eucharistie „ein guter Weg sein“ zu entdecken, „dass Gott allen nahe ist“ und dass er nie zu lieben aufhöre, „auch wenn im Leben etwas krumm gelaufen ist.
     
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