Konjunktur zu Jahresbeginn verhalten  

erstellt am
23. 02. 05

Wien (wifo) - Die heimischen Industrieunternehmen beurteilten im Jänner ihre Auftragslage zurückhaltender als Ende 2004. Auch hinsichtlich der längerfristigen Geschäftserwartungen hat sich die Zuversicht leicht abgeschwächt. Die Dynamik der Expansion im Export ließ etwas nach; bislang sind die Anzeichen für eine Beschleunigung des Wachstums der Binnennachfrage schwach.

Die Konjunkturumfrage des WIFO für das I. Quartal 2005 zeigt, dass die Konjunkturerholung um den Jahreswechsel etwas an Kraft eingebüßt hat. Die befragten Unternehmen beurteilten ihre aktuelle Geschäftslage nach wie vor positiv, jedoch war der Anteil der Unternehmen, die die Auftragslage als sehr gut bezeichneten, geringer als zuletzt. Die Einschätzung einer weiteren Steigerung der Produktion überwog um 8 Prozentpunkte, knapp weniger als im Durchschnitt der letzten fünf Quartale. Auch hinsichtlich der Entwicklung in den kommenden drei Monaten verringerte sich der Optimismus gegenüber dem Herbst des Vorjahres. Das ging auch auf das Nachlassen der hohen Expansionsdynamik im Außenhandel zurück. Der Bestand an Exportaufträgen wurde in der Konjunkturumfrage ungünstiger beurteilt. Neben dem schwächeren Nachfragewachstum bei wichtigen europäischen Handelspartnern trug dazu auch die deutliche Aufwertung des Euro gegenüber dem Dollar bei.

Die weltwirtschaftlichen Rahmenbedingungen sind nach wie vor recht unterschiedlich. Während die Wirtschaft der USA weiterhin kräftig wächst, verstärkt sich die Konjunktur im Euro-Raum kaum. Im IV. Quartal stieg in den USA das reale BIP gegenüber der Vorperiode um 0,8%. Der private Konsum blieb kräftig und hatte einen merklichen Anstieg der Einfuhr zur Folge. Der Export der USA profitierte jedoch nicht von der Dollarschwäche und schrumpfte.

Sowohl im Durchschnitt der EU als auch im Euro-Raum wuchs die Wirtschaft im III. Quartal um nur 0,3% (II. Quartal +0,5%). Im Gegensatz zu den USA leistete die Inlandsnachfrage kaum einen positiven Wachstumsbeitrag, lediglich der Export stützte die Konjunktur. Besorgniserregend ist vor allem die anhaltende Schwäche der privaten Konsumnachfrage. Auch für das IV. Quartal geben die Indikatoren keine Belebung wieder: Die realen Einzelhandelsumsätze des Euro-Raumes lagen im Dezember 2004 um lediglich 0,5% über dem Vorjahr, nach 0,2% im November.

In Deutschland zeichnet sich nach der jahrelangen Konjunkturflaute noch kein kräftiger Aufschwung ab. Zwar wuchs die Wirtschaft 2004 erstmals seit drei Jahren wieder, die Zunahme fiel aber mit +1,7% angesichts der starken internationalen Konjunktur und eines beträchtlichen Arbeitstagseffektes gering aus.

Die Abschwächung im außenwirtschaftlichen Umfeld könnte zur Zurückhaltung der heimischen Unternehmen in ihren Investitionsabsichten beitragen. Die Betriebe der Sachgütererzeugung, des Versorgungssektors und der Bauwirtschaft planen laut WIFO-Umfrage im Jahr 2005 keine Ausweitung der Investitionen gegenüber dem Vorjahr. Allerdings ist die Entwicklung der Investitionstätigkeit nach den steuerbedingten Vorzieheffekten Ende 2004 schwierig zu beurteilen.

Die Inlandsnachfrage erholte sich in Österreich im 2. Halbjahr 2004 leicht. Bauinvestitionen und Bauproduktion profitierten von Steueranreizen. Im Einzelhandel dürften die Umsätze nach der Stagnation im 1. Halbjahr seit Mitte 2004 real um etwa 2% expandieren.

Quelle: http://www.wifo.at
Autor: Marcus Scheiblecker
     
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