LH Pühringer: Modell für bessere Integration von Kindern mit nicht deutscher Muttersprache  

erstellt am
14. 03. 05

Linz (lk) - 16.247 Kinder mit nicht deutscher Muttersprache besuchen im laufenden Schuljahr die oberösterreichischen Pflichtschulen. In Relation zur Gesamtschülerzahl sind das 12,58 %.

An 22 Pflichtschulen liegt der Anteil von Schülerinnen und Schülern nicht deutscher Muttersprache höher als 50 %. Diese Schulen liegen ausschließlich in oö. Städten, in denen innerhalb des Stadtgebietes mehrere Schulen der gleichen Schulgattung zur Verfügung stehen.

Um derartige Konzentrationen zu vermeiden, die sowohl für Schüler/innen mit nicht deutscher Muttersprache als auch für ihre Mitschüler/innen nachteilig sein können, schlägt Landeshauptmann Dr. Josef Pühringer als Schulreferent des Landes Oberösterreich folgende Maßnahmen vor:

  • Schülereinschreibung ein Jahr vor Schulbeginn: Wenn die Schülereinschreibung bereits ein Jahr vor Schulbeginn stattfindet, kann bei den Schülern mit nicht deutscher Muttersprache ohne großen Aufwand die Sprachkompetenz festgestellt werden.
  • Förderjahr für Schüler/innen mit geringer Sprachkompetenz: Wenn bei der Schülereinschreibung festgestellt wird, dass die Sprachkompetenz schlecht entwickelt ist, sollte es für die betreffenden Schülerinnen und Schüler im letzten Jahr vor Beginn der Schulpflicht entsprechende Förderangebote geben.
  • Neuerliche Erhebung der Sprachkompetenz drei Monate vor Schulbeginn: Drei Monate vor dem eigentlichen Schulbeginn sollte die Sprachkompetenz der Schülerinnen und Schüler mit nicht deutscher Muttersprache nochmals erhoben werden, wenn die erste Überprüfung erhebliche Mängel in der Sprachkompetenz ergeben hat. Dadurch soll festgestellt werden, ob die Fördermaßnahmen entsprechend gegriffen haben.
  • Bessere Aufteilung der Schüler/innen mit mangelnder Sprachkompetenz innerhalb des Stadtgebietes: Die Aufteilung sollte so erfolgen, dass an einer Schule maximal 30 % Schülerinnen und Schüler mit mangelnder Sprachkompetenz (z.B. nach dem österreichischen Notensystem – Sprachkompetenz 3 oder schlechter) aufgenommen werden. Selbstverständlich sollten für diese Kinder weiterhin Fördermaßnahmen angeboten werden.

Bei einer Begrenzung mit 30 % Anteil an der Gesamtschülerzahl kann auch die Integration besser gelingen. Nachdem die Schulen mit einem hohen Anteil von Schülerinnen und Schülern mit nicht deutscher Muttersprache ausschließlich in Städten liegen, kommt es zu keiner weiträumigen "Verschickung" von Kindern, sondern lediglich zu Organisationsmaßnahmen innerhalb eines Stadtgebietes. Aufgrund der hohen Qualität der Schülertransporte ist eine verbesserte Aufteilung der Schüler mit keinen Härten verbunden.

"Wir brauchen keine Ausländerdiskussion an den Schulen, sondern optimale Modelle für den gemeinsamen Unterricht von Schülerinnen und Schülern mit nicht deutscher Muttersprache und den österreichischen Schülerinnen und Schülern", betont der Landeshauptmann. "Der von mir skizzierte Weg kann einer unter möglichen sein."

Expertenhearing am 30. März
Als Schulreferent des Landes hat Pühringer für 30. März 2005 zu dieser Gesamtproblematik zu einem Expertenhearing unter Einbeziehung aller Landtagsfraktionen geladen. Einladungen sind an den Obmann des Schulausschusses im Landtag, die Klubobmänner und Schulsprecher aller Fraktionen, Präsident und Vizepräsidentin des Landesschulrates, Expertinnen und Experten der beiden Pädagogischen Akademien, des Landesschulrates und der Fachabteilungen des Landes, Elternvertreter und Leiter/innen besonders betroffener Schulen ergangen. Darüber hinaus wurden die Leiterin der Abteilung Interkulturelles Lernen im Bildungsministerium, zwei Sprachwissenschafter von der Universität Wien und ein Experte für Erwachsenenbildung im Bereich Interkulturelles Lernen und Sprachen von der Universität Klagenfurt eingeladen.

"Es geht darum, gemeinsam mit den Expertinnen und Experten die besten Modelle für eine gute, menschlich vertretbare und den Schülerinnen und Schülern optimal dienende Form der Integration zu finden", so der Landeshauptmann zum Ziel des Expertenhearings. In Oberösterreich gebe es bereits eine Reihe von sehr gut laufenden Schulprojekten in diesem Zusammenhang, aber durchaus auch Klagen von Betroffenen im städtischen Raum.

Nach dem Expertenhearing werde sich der Schulausschuss des Oö. Landtags und die Oö. Landesregierung mit den Ergebnissen beschäftigen, soweit das Land dafür kompetenzmäßig zuständig ist, betont Landeshauptmann und Schulreferent Pühringer.

     
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