Andersen-Schau im Wien-Museum
Wien (rk) - Für die beiden Kuratorinnen Ulrike Spring und Irene Nawrocka sind die letzten Tage
vor der Eröffnung der Schau "Andersen in Wien" im Atrium des Wien Museum (10.3. bis 30.4.) anstrengend:
Da die zwanzig übernommenen Bildfahnen der derzeit europaweit tourenden Andersen-Ausstellung, dort die selbst
zusammen gestellte Schau über den Aufenthalt des Dänen (1805 bis 1875) in Wien. Insgesamt sechs Mal,
zwischen 1834 und 1872, hielt sich der Erfinder des "hässlichen Entleins" oder des "tapferen
Zinnsoldaten" in der ehemaligen Residenzstadt auf. Immer auf Durchreise, wie Spring im Gespräch mit der
"rathaus korrespondenz" betont: So führte ihn etwa seine vierte Reise von Dresden über Prag
nach Wien, und später über Bruck/Mur nach Laibach, Triest und Venedig. Mindestens ein Drittel seines
Lebens war Andersen auf Reisen. Seine ersten Reisen - Andersens literarischer Durchbruch passiert im Jahr 1835
mit seinem Roman "Der Improvisator", zeitgleich erscheint auch seine erste Sammlung an Kinder-Märchen
- basierten noch massiv auf damals übliche Empfehlungsschreiben, die ihm auch in Wien Tür und Tor in
die gesellschaftlichen Kreise öffneten. Enge Freundschaft schloss Andersen vor allem mit Ignaz Franz Castelli,
der neben seiner Schriftstellerei auch ein großer Sammler von Tabakdosen war. Ein berühmtes Stück,
- sie soll ursprünglich Moliere gehört haben - wird auch die Andersen-Schau zeigen. Besagte Tabakdose
ging nach Castellis Tod an Grillparzer über, dessen Nachlass wiederum ging später an das Historische
Museum, sprich: dem heutigen Wien Museum.****
Ziel von Ulrike Spring, die seit zwei Jahren im Wien Museum arbeitet, sich um die Musiker-Gedenkstätten kümmert
und zuletzt den Schubert-Raum in der Schau "Altwien" im Künstlerhaus Wien gestaltete, ist es, anhand
der vielen Tagebucheintragungen Andersens einen Blick auf das damalige Wien zu ermöglichen. Auch für
die 35jährige, die jahrelang in Norwegen studiert und über "nationale Identitäten" gearbeitet
hat, entstand im Laufe der Beschäftigung mit der Person Andersen eine "neue Person". Für sie
sei Andersen vor allem ein Mensch mit großer Phantasie. Was heute scheinbar vergessen ist: Andersen war nicht
nur Verfasser diverser bis heute bekannter Märchen, sondern auch ein anerkannter Romancier - so spielt etwa
sein Roman "Nur ein Geiger" bzw. "Nur ein Spielmann" (beide Titeln gibt es), der 1838 auf deutsch
herauskam, in manchen Sequenzen in Wien - bzw. Stückeschreiber und Lyriker. Ebenso dürfte er laut Spring
ein Talent zum Zeichnen gehabt haben. Zwei Bilder aus seiner Wiener-Zeit zeigt auch die Schau. Vor allem aber verfügte
Andersen über ein großes Talent im Scherenschnitt, einer Kunsttechnik, die zu seiner Zeit sehr populär
war.
Die letzten Arbeiten für die Schau, die auch ein umfangreiches Rahmenprogramm verspricht, drängen. Bildtexte
müssen noch kontrolliert werden, da noch ein Stich aufgehängt werden. Bis zum kommenden Mittwoch, wenn
im Rahmen des Pressegespräches die Schau eröffnet wird, wird sich aber alles noch ausgehen, ist Spring
zuversichtlich. |