Blick hinter die Kulissen  

erstellt am
08. 03. 05

Andersen-Schau im Wien-Museum
Wien (rk) - Für die beiden Kuratorinnen Ulrike Spring und Irene Nawrocka sind die letzten Tage vor der Eröffnung der Schau "Andersen in Wien" im Atrium des Wien Museum (10.3. bis 30.4.) anstrengend: Da die zwanzig übernommenen Bildfahnen der derzeit europaweit tourenden Andersen-Ausstellung, dort die selbst zusammen gestellte Schau über den Aufenthalt des Dänen (1805 bis 1875) in Wien. Insgesamt sechs Mal, zwischen 1834 und 1872, hielt sich der Erfinder des "hässlichen Entleins" oder des "tapferen Zinnsoldaten" in der ehemaligen Residenzstadt auf. Immer auf Durchreise, wie Spring im Gespräch mit der "rathaus korrespondenz" betont: So führte ihn etwa seine vierte Reise von Dresden über Prag nach Wien, und später über Bruck/Mur nach Laibach, Triest und Venedig. Mindestens ein Drittel seines Lebens war Andersen auf Reisen. Seine ersten Reisen - Andersens literarischer Durchbruch passiert im Jahr 1835 mit seinem Roman "Der Improvisator", zeitgleich erscheint auch seine erste Sammlung an Kinder-Märchen - basierten noch massiv auf damals übliche Empfehlungsschreiben, die ihm auch in Wien Tür und Tor in die gesellschaftlichen Kreise öffneten. Enge Freundschaft schloss Andersen vor allem mit Ignaz Franz Castelli, der neben seiner Schriftstellerei auch ein großer Sammler von Tabakdosen war. Ein berühmtes Stück, - sie soll ursprünglich Moliere gehört haben - wird auch die Andersen-Schau zeigen. Besagte Tabakdose ging nach Castellis Tod an Grillparzer über, dessen Nachlass wiederum ging später an das Historische Museum, sprich: dem heutigen Wien Museum.****

Ziel von Ulrike Spring, die seit zwei Jahren im Wien Museum arbeitet, sich um die Musiker-Gedenkstätten kümmert und zuletzt den Schubert-Raum in der Schau "Altwien" im Künstlerhaus Wien gestaltete, ist es, anhand der vielen Tagebucheintragungen Andersens einen Blick auf das damalige Wien zu ermöglichen. Auch für die 35jährige, die jahrelang in Norwegen studiert und über "nationale Identitäten" gearbeitet hat, entstand im Laufe der Beschäftigung mit der Person Andersen eine "neue Person". Für sie sei Andersen vor allem ein Mensch mit großer Phantasie. Was heute scheinbar vergessen ist: Andersen war nicht nur Verfasser diverser bis heute bekannter Märchen, sondern auch ein anerkannter Romancier - so spielt etwa sein Roman "Nur ein Geiger" bzw. "Nur ein Spielmann" (beide Titeln gibt es), der 1838 auf deutsch herauskam, in manchen Sequenzen in Wien - bzw. Stückeschreiber und Lyriker. Ebenso dürfte er laut Spring ein Talent zum Zeichnen gehabt haben. Zwei Bilder aus seiner Wiener-Zeit zeigt auch die Schau. Vor allem aber verfügte Andersen über ein großes Talent im Scherenschnitt, einer Kunsttechnik, die zu seiner Zeit sehr populär war.

Die letzten Arbeiten für die Schau, die auch ein umfangreiches Rahmenprogramm verspricht, drängen. Bildtexte müssen noch kontrolliert werden, da noch ein Stich aufgehängt werden. Bis zum kommenden Mittwoch, wenn im Rahmen des Pressegespräches die Schau eröffnet wird, wird sich aber alles noch ausgehen, ist Spring zuversichtlich.
     
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