Frankreich-Reise von Kanzler Schüssel zu einem der wichtigsten Wirtschaftspartner  

erstellt am
18. 03. 05

Positive Handelsbilanz mit Frankreich – Außenhandelsstellen in Paris und Strassburg bereiten Boden für Austrounternehmen vor
Wien (awo/pwk) - Bundeskanzler Wolfgang Schüssel traf am Donnerstag (17. 03.) mit dem französischen Präsidenten Jacques Chirac und Premier Jean-Pierre Raffarin in Paris zusammen. Es ist der erste offizielle Besuch Schüssels in Frankreich seit seinem Amtsantritt als Kanzler im Jahr 2000. Der Besuch findet im Vorfeld der österreichischen EU-Präsidentschaft im ersten Halbjahr 2006 statt. Gesprächsthemen werden unter anderem die europäische Verfassung, die bevorstehenden Beitrittsverhandlungen mit der Türkei und gemeinsame Kulturprojekte sein.

„Abseits von den kulturellen Bindungen zwischen den beiden Ländern pflegt die österreichische Wirtschaft seit Jahren hervorragende Kontakte mit ihren französischen Partnern, wie auch die jüngsten Außenhandelsstatistiken belegen. 2004 ergab sich für Österreich eine positive Handelsbilanz von 164 Millionen Euro“, sagt Walter Koren, Leiter der Außenwirtschaft Österreich (AWO) der WKÖ. 2004 legten die österreichischen Exporte nach Frankreich um 6,6% auf 3,4 Milliarden Euro zu. Frankreich ist der sechstgrößte Abnehmer österreichischer Waren. Koren: „Österreichische Exporteure sollten ihre Aktivitäten am französischen Markt in den kommenden Jahren mit anhaltender Intensität fortsetzen, um beim sich abzeichnenden Konjunkturaufschwung dabei zu sein.“ Die Struktur der österreichischen Frankreichexporte ist im Wesentlichen unverändert, wobei Zunahmen bei Nahrungsmitteln und Stromlieferungen sowie Metallbearbeitungs- und Spezialmaschinen, Mess- und Prüfgeräten, Möbeln und Schuhen zu verzeichnen sind. Die französischen Lieferungen nach Österreich stiegen 2004 um 11,8% auf 3,2 Milliarden Euro. Frankreich liegt bei den Lieferländern hinter Deutschland und Italien an 3.Stelle.

„Das Interesse österreichischer Exporteure am französischen Markt ist ungebrochen“, berichtet Philipp Marboe, österreichischer Handelsdelegierter in Paris. „Wir setzen daher unsere Beteiligungen an Fachmessen mit Gruppenständen der AWO oder die Unterstützung für Unternehmen als Einzelaussteller in unveränderter Intensität fort.“ Aber nicht nur die Exporte nach Frankreich zeigen eine positive Entwicklung. Österreichischen Firmen haben 2003 in Frankreich Investitionen von 200 Millionen Euro getätigt, während sich die französischen Investitionen in Österreich auf 24 Millionen Euro beliefen. Insgesamt haben rund 200 österreichische Unternehmen in Frankreich mit einem Gesamtvolumen von ca. 700 Millionen Euro in 38 Produktionsstätten, 141 Vertriebsniederlassungen und über 20 Dienstleitungsbetriebe investiert.

Insgesamt haben rund 200 österreichische Unternehmen in Frankreich mit einem Gesamtvolumen von ca. 700 Millionen Euro in 38 Produktionsstätten, 141 Vertriebsniederlassungen und über 20 Dienstleitungsbetriebe investiert.

Beispiele für österreichische Unternehmen mit Produktionsstätten oder Vertriebsniederlassungen in Frankreich sind etwa Kaindl Holzindustrie, Wienerberger, Mayr Melnhof, Plasser & Theurer, Egger Fritz/Spanplattenproduktion, Palfinger, AUA, Swarowski oder KTM. Einige der österreichischen Unternehmen, die erfolgreich in Frankreich tätig sind, wurden auch für den Exportpreis 2005, der am 30. Juni 2005 in der Wirtschaftskammer verliehen wird, nominiert (Frequentis Nachrichtentechnik Ges.m.H., Zeiler Ing. R. GmbH, Andritz AG).

Neben dem traditionellen Engagement in den Großräumen Paris und Lyon, insbesondere in den Bereichen Papier, Baustoffe, Holz, Verpackung und zunehmend High-Tech, investieren österreichische Firmen verstärkt in Ostfrankreich (Elsass, Lothringen und Rhône-Alpes), das dem Betreuungsbereich der Außenhandelsstelle Strassburg zufällt. „In Lothringen eröffnet etwa Magna im Frühsommer ein neues Presswerk mit vorläufig 200 Mitarbeitern auf 27.000 Quadratmetern, das auf 60.000 Quadratmeter ausgebaut werden soll“, sagt Michael Spalek, Handelsdelegierter in Strassburg. Von diesem Werk aus werden die großen Kfz-Produzenten in Frankreich und Süddeutschland, wie Renault, PSA, Smart oder Ford beliefert. Die Investitionen der Fa. Magna betragen in der ersten Stufe rund 50 Millionen Euro. Generalunternehmer für die Errichtung des Presswerkes ist das österreichische Unternehmen Unger, das wiederum andere heimische Betriebe, wie die Firmen Doka und Karl Reisenhofer GesmbH, zum Zug kommen lässt.

Die Kfz-Industrie ist eine der wichtigsten Branchen dieser Region und bietet auch jede Menge Chancen für österreichische Zulieferer. Spalek: „Generell bietet sich Ostfrankreich und hier insbesondere das Elsass als idealer Einstiegsmarkt für Frankreich an. Die zentrale Lage und Zweisprachigkeit der Bevölkerung – 70 Prozent der Elsässer sprechen Deutsch und Französisch - sowie gut ausgebildete Arbeitskräfte, erleichtern den Zugang nach Frankreich.“ Die Region ist aber nicht nur das Tor zu Frankreich, sondern bietet auch direkten Zugang zum süddeutschen und Schweizer Markt. Das lokale Lohnniveau liegt unter dem der Schweiz oder Deutschlands, was die Attraktivität des Elsass als potentiellen Wirtschaftsstandort weiter erhöht. Die größten Chancen für österreichische Unternehmen im Elsass liegen vor allem in den Bereichen Automobilzulieferung, Bauholzlieferungen und Umweltindustrie. Das Elsass ist zwar die kleinste Region Frankreichs, liegt aber bei seinem Beitrag zum französischen BIP an dritter Stelle. 12% der österreichischen Exporte nach Frankreich gingen 2004 ins Elsass, weitere 12% der Exporte gehen in die Region Rhône- Alpes.
     
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