UITP-Weltkongress wirft seinen Schatten voraus  

erstellt am
16. 03. 05

Langjährige intensive Verbindung Österreichs zur UITP - Wien war schon als Gründungsmitglied dabei
Wien (rk) - Das öffentliche Verkehrswesen und damit der Öffentliche Personennahverkehr (ÖPNV) verfügen mit dem Internationalen Verband für öffentliches Verkehrswesen UITP (Union Internationale des Transports Publics) mit Sitz in Brüssel, über eine weltweite Organisation, in der 80 Staaten mit insgesamt mehr als 2500 Mitgliedern vereinigt sind. Grundgedanke dabei: Eine "Nachhaltigkeit" bei der Mobilität der Menschen ist umweltpolitisch solide, sozial gerecht und in wirtschaftlicher Hinsicht machbar. Der ÖPNV ist im Sinne der Daseinsvorsorge wesentlicher Teil jeder Lösung, die eine nachhaltige Zukunft der Städte unterstützt. Die Stadtbevölkerung wird in den nächsten 30 Jahren um mindestens ein Viertel wachsen, die Zahl der Städte mit mehr als 10 Millionen Einwohnern wird bis 2030 auf 23 steigen. Darüber hinaus führt in vielen Regionen die demographische Entwicklung zu einer älteren Bevölkerung, deren individuelle Mobilität eingeschränkt sein wird. Die Tarife für den ÖPNV sollten deshalb so bemessen sein, dass sie die Bereitstellung eines qualitativ hochwertigen Verkehrsangebotes ermöglichen, aber auch attraktiv genug sind, um Kraftfahrer zum Umsteigen auf den ÖPNV zu veranlassen. EU-Berechnungen von Staukosten hatten ergaben, dass im (noch) Europa der 15 diese mit 2 Prozent des BIP, also rund 120 Milliarden Euro, anzusetzen waren.

Das Gestaltungs- und Reformpotential beim ÖPNV - im Interesse der Fahrgäste - belegt UITP-Generalsekretär Hans Rat ("Es ist nicht vorstellbar, dass eine Stadt wie Wien ohne öffentlichen Verkehr funktioniert"), zuvor führend im Nahverkehrswesen der Niederlande tätig: Es gelang ihm, auf nationaler Ebene ein landesweites Tarifsystem einzuführen; dazu mussten 60 (!) unterschiedliche Tarifsysteme auf dem Nahverkehrssektor vereinheitlicht werden. Es stellt sich auch die Frage, was sollen bzw. können die öffentlichen Verkehrsunternehmen tun, um den Fußgängern die Verkehrsteilnahme zu erleichtern, ein eigener Fußgängerverband mit Rat als Präsident wurde dazu aktiv. Was Österreich betrifft, ist der Verkehrsverbund Ost-Region (VOR) unmittelbar nach Aufnahme seiner Tätigkeit 1984 der UITP beigetreten. Wien zeigte damit auf, welche Bedeutung dem öffentlichen Verkehr beigemessen wird; es ging darum, innerhalb der UITP den Verkehrsverbünden eine neue größere Rolle zuzuweisen. Dazu wurde eine eigene Spartenkommission "Verbünde und Behörden" unter dem Vorsitz von VOR-Geschäftsführer Direktor Manfred Novy gegründet.

Eine besondere Plattform für die Erörterung aller das öffentliche Verkehrswesen betreffenden Fragen durch Wissenschafter, Planer, Praktiker, Wirtschaftsfachleute und politische Entscheidungsträger stellt der in einem Zweijahresturnus (Juni 2005 in Rom) abgehaltene Weltkongress der UITP dar.Auch wenn 2009 kalendarisch fern scheint, für den Kongress, zu dem an die 3000 Delegierten erwartet werden, wird die Entscheidung über den Austragungsort durch den 70köpfigen UITP- Lenkungsausschuss, schon im April 2005 in Berlin erwartet. Insider räumen Wien, nicht zuletzt auf Grund des international vorbildlichen, dichten und gleichmäßig verteilten ÖPNV-Netzes, beste Chancen ein. Hier hakt auch UITP-Vizepräsident und VOR- Geschäftsführer Direktor Manfred Novy ein: Wien ist doppelt prädestiniert - zum einen als zentraler Punkt des größten österreichischen Verkehrsverbundes, zum anderen ist hier mit den Wiener Linien das größte Nahverkehrsunternehmen Österreichs beheimatet. Für die Durchführung des UITP-Weltkongresses ist eine Trägergesellschaft vorgesehen, an der (in Klammer Anteil in Prozent) die Wiener Linien (50), der Verkehrsverbund Ost-Region (25) und die ÖBB (25) beteiligt sein werden. Mitbewerber Wiens sind Brüssel, Lyon und (kurioserweise) Dubai, signifikant vielleicht für Urlaubsträume, aber - mit einigen wenigen Buslinien - wohl kaum für den ÖPNV.

Die Bestrebungen, den ÖPNV systematisch und zielführend zu fördern, haben eine lange Tradition: Die UITP wurde bereits im Jahr 1885 in Belgien unter der Patronanz von König Leopold II. gegründet, unter den Gründungsmitgliedern befand sich auch bereits ein Vorläuferunternehmen der Wiener Linien.. Es galt schon damals "Informationen und beste Praktiken auszutauschen und für den öffentlichen Personennahverkehr zu werben". Die UITP repräsentiert weltweit vor allem den städtischen, lokalen und regionalen (Personen-) Verkehr und deckt Eisenbahnen, U-Bahnen bzw. Stadtbahnen, Busse und sogar Fähren ab; derzeit, wie schon eingangs angeführt, etwa 2.500 Verkehrsträger und einschlägige Institutionen in 80 Ländern. Auf europäischer Ebene befindet sich Österreich mit 24 Mitgliedern an 10. Stelle, Deutschland mit 110 Mitgliedern an 3., die Schweiz mit 37 Mitgliedern an 8. Stelle: Eine besondere Rolle bei den Aktivitäten des internationaler Verbandes spielen die 2003 gestarteten Bewusstmachungskampagnen mit dem Grundanliegen "Bessere Mobilität für alle - weltweit".
     
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