Bewusstsein im Umgang mit der enormen Macht der Medien  

erstellt am
15. 03. 05

Haslauer überreichte René-Marcic-Preis an Werner Mück / "Genialer Journalist mit Ecken und Kanten"
Salzburg (lk) - „Journalisten haben Macht, enorme Macht, und von ihnen ist das Bewusstsein um diese Macht, aber auch um die Gefährlichkeit ihres Missbrauches abzuverlangen. Journalismus und Massenmedien haben eine öffentliche Aufgabe, die sie für die Gesellschaft zu erfüllen haben, weil sie in wesentlichem Ausmaß an der politischen Meinungs- und Willensbildung mitwirken. Durch ihren Einfluss auf und ihre Kontrollfunktion am öffentlichen Leben und an der politischen Willensbildung gewinnen die Massenmedien Macht und diese bedingt die Frage nach der Verantwortung“. Dies erklärte Landeshauptmann-Stellvertreter Dr. Wilfried Haslauer am Sonntag (13. 03.) in der Max-Gandolph-Bibliothek im Residenz-Neugebäude bei der Verleihung des René-Marcic-Preises 2005 für publizistische Leistungen an ORF-Chefredakteur Prof. Werner Mück.

Macht und Verantwortung zu verbinden und Orientierung zu geben – das habe der große Salzburger Publizist René Marcic in einer Zeit vorgelebt, in der die Strukturen der heutigen Gesellschaft Gestalt annahmen. „Gehasst und geliebt“ und das heiße „Nicht gleichgültig, nicht durchschnittlich und nicht „everybody‘s darling“, so werde der heurige Preisträger Werner Mück charakterisiert. „Das heißt auch Ecken und Kanten, an denen mancher – und manche – anstößt und gelegentlich auch Verletzung nimmt. Die Etikette ‚Gehasst und geliebt’ schließt aber auch eine hohe Anerkennung mit ein, die über bloße Akzeptanz weit hinaus reicht. Die ganz individuelle Aussage der Jury über Werner Mück aber lautete: ‚Genial als Journalist’. Diese ebenso knappe wie eindeutige Zensur findet sich in der Liste der Besten unter den Guten nur ein einziges Mal und rechtfertigt auf glänzende Weise die heutige Preisverleihung“, so Haslauer. Mück habe in seinem publizistischen Wirken das Wechselspiel und die Verwobenheit von Macht und Verantwortung nie vergessen. Er habe in der guten journalistischen Tradition eines René Marcic Maß und Augenmaß nie verloren und Orientierung gegeben, Mück habe provoziert, ohne zu beleidigen, kommentiert ohne zu belehren, informiert ohne zu manipulieren und seine Macht mit Verantwortung unterlegt. Mück wähle aus der Vielfalt, ohne zu verschweigen, und ordne die Information, um deren Flüchtigkeit Konturen zu geben.

Reale und mediale Wirklichkeiten nebeneinander
„Wir leben in einer Informationsgesellschaft. Der Fortschritt der Informationstechnik ist so rasant, dass erstmals in der Geschichte die menschliche Phantasie den real ablaufenden Entwicklungen nachhinkt. Neuerungen, die heute unser Vorstellungsvermögen übersteigen, sind morgen bereits zu Aktionspreisen in den Großmärkten erhältlich und übermorgen Selbstverständlichkeit unseres Alltags.“ Drei Phänomene sieht Haslauer als Zeichen für eine geänderte Welt:

  • Die Gesellschaft nimmt die Welt, ihre eigene Welt, im Wesentlichen nur noch durch die Vermittlung der Medien wahr. Der Kampf um den Platz im Bewusstsein der Menschen wird mit Nachrichten geführt, egal ob diese falsch oder unsinnig übertrieben sind.
  • Wir leben in einer Informationsgesellschaft, aber keineswegs in einer informierten Gesellschaft. Noch nie waren so viele Menschen einer so großen Meldungsfülle so hilflos ausgeliefert. Das Drama unserer Zeit besteht im zuviel an Gleichzeitigkeit, nicht Information, Zeit ist die Mangelressource. Das Informationsdilemma macht eine der vornehmsten Aufgabe der seriösen Medien und deren Mitarbeiter sichtbar, nämlich im Informationsgewitter Orientierung zu geben.
  • Realität und das mediale Bild von ihr haben oftmals nichts mehr miteinander zu tun, die Wirklichkeit wird virtuell und überlagert die wahre Wirklichkeit. Die Wirklichkeit wird ohne Aufscheinen in den Medien nicht bewusst, sie findet nicht statt.
     
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