Wirtschaft feilt an der Lehrlingsausbildung  

erstellt am
15. 03. 05

St. Pölten (nöwpd) - Wie die PISA-Studie deutlich gemacht hat, zeigen insbesondere Hauptschüler zum Teil erhebliche Lernschwächen, z.B. in Mathematik. "Hier muss man unbedingt ansetzen. Denn nach einer Umfrage, die wir bei 300 niederösterreichischen Betrieben durchgeführt haben, bezeichnet jedes zweite Unternehmen die ungenügende Vorbildung der Lehrlinge als größtes Hemmnis in der Lehrlingsausbildung", erklärt NÖ Wirtschaftskammerpräsidentin Sonja Zwazl.

In Zusammenarbeit mit der Volkswirtschaftlichen Gesellschaft mache man deshalb Aufnahmetests, deren positive Bewältigung Firmen von den Jugendlichen vor Beginn der Ausbildung verlangen, bereits in den Hauptschulen probeweise. Gut entwickelt habe sich auch die gemeinsam mit dem AMS durchgeführte Aktion "Lernhilfe für Lehrlinge". Für diese kostenlose Nachhilfe, die in ganz Niederösterreich flächendeckend angeboten wird, gebe es bereits 61 konkrete Anmeldungen, berichtet Zwazl. Am stärksten nachgefragt werden Mathematik, Rechnungswesen sowie Steuer- und Regeltechnik.

Ein klares Bekenntnis legt die NÖ Wirtschaftskammerpräsidentin zum bestehenden dualen Ausbildungssystem ­ der Lehrausbildung im Betrieb und in der Berufsschule ­ ab. Aber: "Es ist nicht einzusehen, dass die Betriebe die Lehrlingsentschädigung auch in der Zeit zahlen müssen, in der der Lehrling nicht im Betrieb ist, weil er die Berufsschule besucht. Während der Berufsschulzeit sollte die Lehrlingsentschädigung ruhen. Weshalb muss die Wirtschaft für die Unterbringung der Jugendlichen, wie z.B. Internatskosten, aufkommen?", fragt Zwazl. Auch die nur sehr schwer auflösbaren Lehrverträge sind ihr ein Dorn im Auge.

18.000 Lehrlinge werden derzeit in Niederösterreich in den verschiedensten Berufen ausgebildet ­ ein Plus von zwei Prozent gegenüber der letzten Lehrlingsstatistik. Interessantes Detail: In Niederösterreich bilden vier von fünf Kleinbetrieben mit bis zu fünf Mitarbeitern mindestens einen Lehrling aus. Wie die Umfrage ergeben hat, nutzen neun von zehn Unternehmen die Lehre als innerbetriebliche Kaderschmiede und ziehen sich so ihren qualifizierten Nachwuchs selbst heran.

Erfreulich: "Für 2006 planen die NÖ Betriebe noch mehr Lehrlinge auszubilden als heuer", teilt Zwazl mit. Um eine größere Zahl von Lehrstellen zu akquirieren, hat die NÖ Wirtschaftskammer den Lehrbetrieben drei sogenannte "Lehrstellenberater" zur Seite gestellt. Bei den rund 1.000 Kontakten mit Unternehmern seien so 232 neue Lehrplätze entstanden, gibt die NÖ Wirtschaftskammerpräsidentin bekannt.
     
zurück