Jazz – globaler Sound der Freiheit  

erstellt am
11. 04. 05

Historiker der Universität Salzburg beim New Orleans International Music Colloquium
Sa.zburg (universität) - Die „originäre Weltmusik“ Jazz wird als globaler „Sound der Freiheit“ in die Geschichte eingehen, so Reinhold Wagnleitner, Historiker an der Universität Salzburg. Seine Forschungsergebnisse zum Jazz stellte der Spezialist für die Geschichte der US-Populärkultur am 8. April beim 2005 New Orleans International Music Colloquium vor. Musikbeispiele zum Vortrag liefert der Pianist Tom McDermott, New Orleans.

Multikulturell geprägt war Jazz schon bei seiner Entstehung. In der ersten Phase der Weltwirtschaftsentwicklung verschiffte man Manufakturwaren aus Europa nach Westafrika, tauschte sie gegen afrikanische Sklaven, die weiter nach Nord- und Südamerika transportiert wurden. Der Gewinn aus diesem „atlantischen Dreieckshandel“ ging zurück nach Europa, oft in Form von Rum. Mit der weltweiten „Umschichtung“ von Menschen, Kapital und Waren entstand nicht nur das Weltsystem des Kapitalismus, sondern auch der Jazz als die Musik der Unterdrückten und ihres radikalen Freiheitswillens.

Am Beginn des 20. Jahrhunderts begann dann der einzigartige Siegeszug des Jazz. Wie ein Flächenbrand breitete er sich in alle Metropolen der USA aus, überquerte in kürzester Zeit den Atlantik und Pazifik, raste über Eurasien und Lateinamerika hinweg. Bald gab es blühende Jazz-Szenen auch in Paris, Prag, Berlin, Moskau, Tokio und Shanghai, in Australien, Südafrika und Südamerika. Für diese Expansion gibt es - was Geschwindigkeit und Reichweite anbelangt – keine Entsprechung in der Welt-Kulturgeschichte, so Wagnleitner.

Für totalitäre Herrschaftssysteme wie Nationalsozialismus oder Stalinismus stellte Jazz eine immense symbolische Bedrohung dar und wurde entsprechend hart bekämpft. Viele Musiker starben in Zuchthäusern, Konzentrationslagern, Irrenanstalten. Doch der Jazz überdauerte seine Kritiker und wurde zu einer Sprache, die auf der ganzen Welt verstanden wird.

Beim alljährlichen Music Colloquium in New Orleans behandeln Wissenschafter jedes Mal ein anderes Thema der reichen Musikgeschichte dieser Stadt. Dazu gibt es entsprechende Konzerte. Weiters wird eine Reihe von Preisen vergeben, so etwa für besondere Leistungen in der Musikforschung und -erziehung oder musikalische Innovation.

Mit McDermott arbeitet Wagnleitner schon länger zusammen. Eine gemeinsame Veranstaltung vor EU-VertreterInnen in Thessaloniki im Herbst 2003 brachte europaweite Einladungen zu Vorträgen über die Kulturgeschichte des Jazz. Im Frühjahr 2004 stand ein Abend im Rahmen des von Wolfgang Pillinger, Uni Mozarteum, und Reinhold Wagnleitner veranstalteten interuniversitären Seminars „Kulturelle Hegemonie der USA im 20. Jahrhundert“ auf dem Programm.
     
zurück