Landau fordert "nationalen Aktionsplan" für Pflege in Österreich  

erstellt am
06. 04. 05

Wiener Caritasdirektor bei Pressekonferenz zur Vorstellung des ersten "Lehrstuhls für Pflege" an der Universität Wien - Pflegenotstand muss vermieden werden
Wien (stephanscom.at) - Einen "nationalen Aktionsplan" für die Pflege in Österreich hat der Wiener Caritasdirektor Michael Landau neuerlich gefordert. Er regte in diesem Zusammenhang eine parlamentarische Enquete zum Thema "Zukunft der Pflege in Österreich" an - in der Hoffnung, dass "dieses wichtige Thema aus dem parteipolitischen Streit herausgehalten werden kann". Der nationale Aktionsplan sollte nicht nur stark auf Prävention und Rehabilitation setzen, sondern auch auf die Entlastung der Angehörigen und auf die Arbeit an den Nahtstellen im Bereich der Pflege.

Anlass für die Aussagen Landaus war eine Pressekonferenz zur Vorstellung des ersten "Lehrstuhls für Pflege" in Österreich, den die Pflegewissenschaftlerin Prof. Elisabeth Seidl an der Universität Wien inne hat. Wie Landau sagte, erfülle sich mit dem ersten "Stiftungslehrstuhl für Pflegewissenschaft" eine fast 20 Jahre alte Forderung. Der neue Lehrstuhl solle der Motor für die Einrichtung eines ordentlichen Studiums für Pflegewissenschaften in Wien sein. Wie Landau sagte, brauche Pflege ein solidarisches Grundgefüge in der Gesellschaft und Aufmerksamkeit füreinander. Sie brauche aber auch Professionalität. Und dies verlange nicht zuletzt nach einem ordentlichen Studium und einem Lehrstuhl auf Dauer.

Wie der Wiener Caritasdirektor sagte, sei in anderen Ländern eine Ausbildung im Pflegebereich an den Universitäten und Fachhochschulen, also ein ordentliches Studium für Pflegewissenschaften, als Angebot obligatorisch. In Österreich sei dies nicht der Fall. Dagegen sei in Ländern wie Belgien, Dänemark, Deutschland , Finnland, Frankreich, Griechenland, Großbritannien, Irland, Italien, Niederlande, Portugal, Polen, Schweden, Schweiz, Slowakei, Spanien, Tschechien, Türkei und Ungarn die Pflege als universitäre Wissenschaft etabliert. In den USA, so Landau, gehöre Pflegeforschung seit mehr als 50 Jahren zu den gesundheitspolitisch relevanten Forschungsgebieten.

In Österreich - so Landau - müsse das Thema Pflege insgesamt noch "viel entschiedener" angegangen werden. Es gehe darum, heute die Zukunft der Pflege nachhaltig zu sichern, "sonst drophfischen Herausforderungen ein Pflegenotstand". Umso mehr wünsche er sich eine "nationale Anstrengung im Einsatz für alte und pflegebedürftige Menschen", so Landau.

Lehrstuhl auch in Graz
Bei der Pressekonferenz wurde die neue Stiftungsprofessur für Pflegewissenschaft an der Fakultät für Sozialwissenschaften an der Universität Wien vorgestellt. Die vorerst auf drei Jahre befristete Professur hat Prof. Elisabeth Seidl inne. Die Personalkosten des Stiftungslehrstuhls werden nach Vereinbarung mit der Universität Wien vom Österreichischen Roten Kreuz, dem Roten Kreuz Wien und von der Caritas finanziert. Ein Ziel ist, dass es innerhalb dieser drei Jahre gelingt, ein ordentliches Diplomstudium zu etablieren, das dann dem Bildungsministerium zur Zulassung vorgelegt werden kann. Seit 1999 besteht an der Universität Wien ein individuelles Diplomstudium "Pflegewissenschaft", das Kernfach wird dabei von der von Prof. Seidl geführten Abteilung Pflegeforschung der Universität Linz bestritten.

Seit dem Herbstsemester 2004 wird in Graz österreichweit erstmals ein reguläres Studium der Pflegewissenschaft an der Medizinischen Universität angeboten. Ein Lehrstuhl wurde allerdings noch nicht eingerichtet, die Ausschreibung läuft.
     
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