Bildungspolitik  

erstellt am
14. 04. 05

 Broukal: Die späte Rache der Elisabeth Gehrer
Nach 130 Tagen "Zweifel an PISA" - Böse Retourkutsche gegen Prof. Haider
Wien (sk) - "Ich bin fassungslos über soviel Doppelbödigkeit", sagte Josef Broukal vom SPÖ-Bildungsteam zur Ankündigung von Bildungsministerin Gehrer, die PISA-Studie 130 Tage nach ihrer Veröffentlichung nachprüfen zu lassen. Während Gehrer mit PISA-Leiter Haider eine Pressekonferenz zur Zukunft der Schule gibt, meldet "news" den Frontalangriff der Ministerin auf diesen seriösen Wissenschafter. "Zynischer geht’s nicht mehr, und man kann nur hoffen, dass es sich dabei um einen zeitlichen Zufall handelt", so Broukal Mittwoch (13. 04.) gegenüber dem Pressedienst der SPÖ.

"Check, Re-Check, Double-Check sind bewährte Arbeitsweisen im Journalismus, aber doch nicht nach vier Monaten!" Wenn Gehrer von Anfang an Zweifel an PISA hatte, dann hätte sie diese noch im Dezember äußern und die Überprüfung anordnen müssen. Diese Zweifel aber erst nach mehr als vier Monaten zu äußern, ist eine Verhöhnung der Öffentlichkeit. Hat Gehrer am Tag des "Bildungsdialogs" eigentlich schon gewusst, dass sie PISA misstraut. Hat sie die Öffentlichkeit absichtlich im Dunklen gelassen? Diese Fragen wird Broukal als parlamentarische Anfrage der Ministerin stellen.

 

 Brinek: Broukal kennt PISA-Hintergründe nicht
Brandsteidl polemisiert gegen Vorschläge unabhängiger Experten
Wien (övp-pk) - "Wer sich bei PISA nicht auskennt, sollte den Mund nicht zu voll nehmen", sagte ÖVP-Wissenschaftssprecherin Dr. Gertrude Brinek am Mittwoch (13. 04.) zu Aussagen von Broukal und Brandsteidl. Prof. Dr. Haider habe mit der Grundbasis der Erhebungen nichts zu tun. Als Leiter des PISA- Zentrums habe er die Testmaßnahmen vorbereitet und an den einzelnen Schulen durchgeführt. Welche Schüler zu testen seien, werde durch ein genormtes Verfahren durch das weltweite PISA-Zentrum mit Sitz in Australien vorgegeben. "Die Vorbereitung der Auswertungen durch Prof. Haider sind perfekt vorgenommen worden und er hat sich auch als Vorsitzender der Zukunftskommission gute Arbeit geleistet", so Brinek.

Bei genauerer Nachfrage nach der Basis der Erhebung habe sich herausgestellt, dass vom PISA-Zentrum eine Veränderung der Erhebung genehmigt wurde. Es wurde mitgeteilt, dass beim Test im Jahr 2003 der Anteil der Lehrlinge nicht 12 Prozent wie 2000, sondern 20 Prozent betragen habe. "Damit ist keineswegs das Ergebnis des PISA- Tests in Frage gestellt. Es ist aber sehr wohl zu hinterfragen ob die Vergleichbarkeit zum Test im Jahr 2000 gegeben ist", so Brinek. Diese Frage müsse auch zum Schutz der Lehrerschaft geklärt werden, da mit Veränderungen in den Ergebnissen auch die Arbeit der Lehrerschaft in Österreich bewertet werde.

Weiters sei es eine offenen Frage, ob auch die internationale Vergleichbarkeit genau dargestellt werden könne: Werden zum Beispiel so wie in Österreich 2003 Kurse des Arbeitsmarktservice in anderen Ländern auch in die Testreihe mit aufgenommen? Wie wird mit außerordentlichen Schülerinnen und Schülern verfahren? Diese Fragen der Vergleichbarkeit der nationalen und der internationalen Erhebungsgrundlagen sei auch für zukünftige PISA-Tests von besonderer Bedeutung, da damit langfristige Entwicklungen dokumentiert werden sollen.

Die übertriebene Reaktion von Abgeordnetem Broukal zeige auf der einen Seite, "dass er keine Ahnung hat, wie PISA-Tests erarbeitet und durchgeführt werden und auf der anderen Seite scheint er Angst zu haben, dass ihm die Grundlage für seine Katastrophenrhetorik im Bildungsbereich abhanden kommen könnte", so Brinek. Beides sei kein guter Qualitätsnachweis für einen Wissenschaftssprecher.

Stadtschulratspräsidentin Brandsteidl dagegen betätige sich einmal mehr als "Speerspitze der Opposition". Ihre hämischen Ausführungen zu den Ergebnissen der Zukunftskommission, die sich aus unabhängigen Wissenschafterinnen und Wissenschaftern zusammen setzt und das darauf aufbauende Arbeitsprogramm des Bildungsministeriums zeigen, dass sie ihre Aufgabe als Präsidentin eines großen Stadtschulrates nicht verstanden habe. "Sie sieht sich als Oppositionspolitikerin, welche zur Aufgabe hat, die Arbeit des Ministeriums schlecht zu machen und abzulehnen", so Brinek. Es sei daher nicht verwunderlich, wenn im Wiener Schulbereich Missstimmung herrsche und die Lehrerschaft verunsichert und schlecht informiert sei. "Eine derartig nur parteipolitisch agierende Präsidentin haben sich die vielen engagierten Lehrerinnen und Lehrer in Wien nicht verdient", so Brinek.

Die Aufgabe eines Präsidenten, einer Präsidentin des Landesschulrates sei es, die inhaltliche, bauliche und auch personelle Entwicklung des gesamten Schulwesens zu leiten, positive Akzente für die Jugend zu setzen und zur Motivation der Lehrerschaft beizutragen. "Es war daher immer üblich, dass ein Präsident, eine Präsidentin die Zusammenarbeit mit dem Ministerium und mit den Aktivitäten des Ministeriums positiv vorangetrieben hat", so Brinek. Eine gute Entwicklung des Schulwesens sei bisher immer über den "parteipolitischen Wadlbeißereien" gestanden. Präsidentin Susanne Brandsteidl halte scheinbar nichts von konstruktiver Arbeit für die Jugend, ihr gehen parteipolitische Agitationen über das Wohl des gesamten Schulbereichs. "Das ist schade und unverantwortlich", so Brinek abschließend.
     

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