Papierindustrie: wirtschaftliche Entwicklung weiter unbefriedigend  

erstellt am
13. 04. 05

Starkem Mengenwachstum stand 2004 ein nur schwaches Umsatzwachstum gegenüber
Wien (pwk) - 2004 wurden in Österreich fast 4,9 Millionen Tonnen Papier, Karton und Pappe produziert. Das waren 6,3 Prozent mehr als im Jahr 2003. Mengenmäßig war das Jahr 2004 also befriedigend, nicht zufrieden stellend war jedoch die Umsatzentwicklung. Der Umsatz erreichte mit 3,4 Milliarden Euro nur ein Plus von 1,9 Prozent. In vielen Sortenbereichen bestehen international noch immer Überkapazitäten, deshalb ist es nicht gelungen, die Papierpreise entsprechend anzuheben. Zusätzlich wurden die Bilanzen der Unternehmen durch steigende Kosten vor allem bei Energie und Transport belastet. Die Anhebung der Energiesteuer, steigende Ökostromzuschläge und hohe Netztarife haben die Vorteile der Energiemarktliberalisierung weitgehend aufgehoben.

Der Beginn des Jahres 2005 brachte keine Verbesserungen für die Papierwirtschaft. Bei einigen Sorten kam es sogar zu konjunkturell bedingten Mengeneinbrüchen. Eine Wiederholung des überdurchschnittlichen Mengenwachstums wird deshalb nicht möglich sein, zumal die Wachstumsprognosen für 2005 in Österreich und international nach unten revidiert wurden. Der Absatz der stark exportorientierten Papierindustrie ist in Europa durch das unzureichende Wirtschaftswachstum gebremst. Durch den schwachen Dollar besteht ein zusätzlicher Druck auf die Preise. Das sind ungünstige Voraussetzungen für die dringend erforderlichen Preiserhöhungen.

In Österreich gibt es sehr gute Voraussetzungen für die Papierproduktion: Holz, Wasser sowie hervorragend ausgebildete Arbeitskräfte sind ausreichend vorhanden und auch im Papierrecycling zählt unser Land zur Weltspitze. Um in Zukunft weiterhin wichtige Investitionen zu ermöglichen und damit die Schaffung zusätzlicher hochwertiger Arbeitsplätze zu gewährleisten, ist aber eine Eindämmung der Kostenbelastung im Energiebereich und das Erreichen einer engagierten internationalen Vorgangsweise in der Klimapolitik anstelle einer Fortsetzung des EU-Alleinganges sicherzustellen. Derzeit wirken diese Faktoren nachteilig im internationalen Standortwettbewerb.

Auch die rasche Reform des Ökostromgesetzes unter Beachtung von Effizienzkriterien und Kosten-Nutzen-Bewertungen bei der CO2-Vermeidung ist ein Gebot der Stunde. Zusätzlich erforderliche Energieholzmengen müssen bereitgestellt werden, ohne die stoffliche Verwertung von Holz, die deutlich mehr Wertschöpfung und Beschäftigung schafft, zu gefährden. Investitionsfreu
ndliche Rahmenbedingungen für Kraft-Wärme-Kopplungsanlagen würden erheblich dazu beitragen, innovative und energiepolitisch sinnvolle Projekte zu stimulieren.

Die sozialpartnerschaftlichen Aktivitäten des Jahres 2004 waren vor allem durch intensive Verhandlungen mit den Gewerkschaften über die Umsetzung eines Pensionskassenmodells geprägt. In schwierigen Verhandlungen gelang es, in allen strittigen Fragen vernünftige Kompromisse zu finden. Die Papierindustrie ist damit die erste Industriebranche mit einem Pensionskassenmodell auf kollektivvertraglicher Ebene.

Laut Lehrlingsstatistik bildet die Papierindustrie 367 Lehrlinge in 20 Lehrberufen aus. Dies bedeutet eine erfreuliche Steigerung der Lehrlingszahlen um rund 75 Prozent innerhalb der letzten fünf Jahre. Allerdings berichten die Betriebe zunehmend über körperliche und schulische Mängel der Bewerber, letztere vor allem in Rechnen und Physik.

Wichtige Impulse für mehr Wachstum und Beschäftigung in der Papierindustrie werden auch von der kürzlich gegründeten europäischen Technologieplattform Forst - Holz - Papier ausgehen. Die erfolgreiche Umsetzung ihrer Forschungsagenda durch das 7. EU-Forschungsrahmenprogramm soll wesentliche Beiträge zur Erreichung der Lissabon-Ziele leisten und durch zielgerichtete europäische und nationale Förderprogramme bestmöglich unterstützt und beschleunigt werden.

Die österreichische Papierindustrie erneuert und verstärkt ihr Bekenntnis zur Nachhaltigkeit. Sie war vor einem Jahr und ist heute immer noch die einzige Industriebranche in Österreich, die einen Nachhaltigkeitsbericht vorgelegt hat. Natürlich fühlt sich die Papierindustrie verpflichtet, diesen Weg weiter zu gehen. Ein wesentliches Projekt zur Weiterentwicklung der Nachhaltigkeit war die Erarbeitung eines Leitbildes.
     
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