LH Pröll: Europäischen Geist und Geist des Miteinander hochhalten  

erstellt am
02. 05. 05

Tschechisch-Österreichisches Treffen bei der Eröffnung des "Dr. Karl Renner-Hauses"
Dolni Dunajovice (nlk) - Dieses Haus sei nicht nur der Geburtsort eines großen Staatsmannes, sondern auch ein Ort und ein wichtiges Signal dafür, dass „wir nach vielen Jahren der Trennung wieder zusammenwachsen“, betonte Landeshauptmann Dr. Erwin Pröll am Freitag (29. 04.) anlässlich der Eröffnung der Karl Renner-Gedenkstätte in dessen Geburtshaus im tschechischen Dolni Dunajovice (Unter-Tannowitz), die auch mit Hilfe der Republik Österreich und der Bundesländer Niederösterreich und Wien errichtet wurde. Renner wurde hier am 14. Dezember 1870 als eines von 18 Kindern einer Weinbauernfamilie im heutigen Südmähren nur wenige Kilometer von der österreichischen Grenze entfernt geboren.

Das Gedenken an Karl Renner reihe sich nahtlos in das Gedenkjahr 2005 ein. Dieser Ort, so Pröll, solle zudem auch dazu beitragen, noch „bestehende Grenzen in den Köpfen und Herzen niederzureißen“. Die Geschichte habe zwar Wunden hinterlassen, Wunden seien aber schlechte Wegbegleiter in die Zukunft. Nun gelte es, den europäischen Geist und den Geist des Miteinander hochzuhalten.

Bundespräsident Dr. Heinz Fischer erinnerte zunächst an die wichtigen April-Tage im Jahr 1945 im Zuge der Gründung der Zweiten Republik vor 60 Jahren. Renner habe dabei eine wichtige Rolle gespielt und die Chance ergriffen, mit allen politischen Parteien Konsens herzustellen. Auch bei der Gründung der Ersten Republik habe Renner, der sicher nicht fehlerfrei gewesen sei, eine entscheidende Rolle gespielt. Für Fischer, der auch den Lebensweg und wichtige Stationen Renners skizzierte, soll das Renner-Haus u. a. ein sichtbares Zeichen für das Miteinander von Österreich und Tschechien sein.

Der tschechische Staatspräsident Dr. Vaclav Klaus bezeichnete Karl Renner als bedeutenden österreichischen Politiker, der bereit und fähig gewesen sei, im Jahr 1918 und im Jahr 1945 eine historische Schlüsselposition zu übernehmen. Ziel bei der Aufarbeitung der Geschichte müsse es sein, möglichst viel aus der Vergangenheit für die Zukunft zu lernen. Den heutigen Tag bezeichnete Klaus auf jeden Fall als einen „bedeutenden Tag für die Beziehungen zwischen Tschechien und Österreich“.

Wiens Bürgermeister Dr. Michael Häupl meinte, dass nicht zuletzt dank Renner Österreich ein Schicksal Deutschlands (Teilung in Ost- und Westdeutschland) erspart geblieben sei. Das Geburtshaus und die Gedenkstätte sei ein Symbol für die gute Nachbarschaft und die Freundschaft sowie ein Beitrag zur „demokratischen Normalität“. Für Häupl ist das Europäische Projekt auf jeden Fall „das größte Friedensprojekt dieses Kontinents“.

Renner meldete sich im April 1945 am Tag nach dem sowjetischen Einmarsch zurück und bot seine Dienste bei der Errichtung der Republik an. Als Staatskanzler leitete er die erste provisorische Regierung, die am 27. April 1945 die Wiederherstellung der Republik Österreich proklamierte. Kurz nach der ersten freien Nationalratswahl im November 1945 wählte die Bundesversammlung Renner zum Bundespräsidenten. Die vollständige Freiheit Österreichs erlebte Renner nicht mehr; er starb am 31. Dezember 1950.
     
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