Wertvolles Juwel in "Grazer Stadtkrone"  

erstellt am
02. 05. 05

"Alte Universität" als modernes Veranstaltungszentrum eröffnet
Graz (lk) - Wenn mit Dom, Burg und Mausoleum von der "Grazer Stadtkrone" die Rede ist, dann ist diese Krone nunmehr um einen wertvollen Edelstein bereichert: am Samstag (30. 04.) wurde nach nur zweijähriger Bauzeit vier Monate vor dem ursprünglich geplanten Fertigstellungstermin und um mehr als 200.000 Euro unter den prognostizierten Baukosten die "Alte Universität" feierlich eröffnet. Das 400 Jahre alte Gebäude hat eine wechselvolle Geschichte einschließlich eines hundertjährigen "Dornröschenschlafes" als Archiv-Depot hinter sich.

Wie groß das Interesse der Bevölkerung an diesem historischen Gebäude einschließlich seinen neuen Nutzungsmöglichkeiten ist, bewiesen die Menschenschlangen, die sich Tage zuvor schon vor dem am Freiheitsplatz aufgestellten Büro-Container, an dem die Zählkarten für die Führungen Eröffnungstag ausgegeben wurden, gebildet hatten. Eine von der großartigen Leistung der Restauratoren und der planerischen sowie baulichen Umsetzung durch den Grazer Architekten Dipl.-Ing. Alfred Bramberger beeindruckte Waltraud Klasnic sparte in ihrer Eröffnungsrede auch nicht mit Dank an ihren früheren Stellvertreter als Landeshauptmann, DDr. Peter Schachner-Blazizek, der sich für den Neubau des Landesarchivs am Karmeliterplatz besonders eingesetzt hatte. 95 Jahre lang, von 1905 bis zu seiner Absiedelung im Jahre 2000 war die der spätbarocke Prunksaal im ersten Stock der früheren Jesuitenuniversität nichts anderes als ein Akten- und Bücherdepot. Ab sofort ist er ein modernes Veranstaltungszentrum mit dem bezaubernden baulichen Charme des späten Barocks. Landeshauptmann Waltraud Klasnic in ihrer Begrüßungsrede: "Ich habe bis jetzt nur einen einstimmigen Tenor aller bewundernden Aussagen zu diesem Veranstaltungszentrum gehört, nämlich schade, dass man diesen Raum bis jetzt nicht sehen konnte."

Neben Diözesanbischof Dr. Egon Kapellari und Superintendenten Mag. Hermann Miklas, den drei Landtagspräsidenten Reinhold Purr, Dr. Anna Rieder und Walpurga Beutl, Altlandeshauptmann Dr. Friedrich Niederl, ihren Regierungskollegen Mag. Kristina Edlinger-Ploder, DDr. Gerald Schöpfer, Hermann Schützenhöfer, ferner den Militärkommandanten Heinrich Winkelmayer, Sicherheitsdirektor Mag. Josef Klamminger, von der Stadt Graz Bürgermeister Mag. Siegfried Nagl und die beiden Stadträte Gerhard Rüsch und Christian Buchmann, alle fünf Rektoren der Universitäten sowie die beiden Geschäftsführer der Landesimmobiliengesellschaft (LIG), Mag. Dieter Johs und Architekt Mag. Axel Johannes Justin, und die Vertreter des diplomatischen Corps konnte Waltraud Klasnic auch den slowakischen Botschafter Dr. Jozef Klimko begrüßen. Außerdem unter den Festgästen gesehen Porr-Vorstandsdirektor Dipl.-Ing. Stepahn Gillich, Univ. Prof. Dr. Johann Trummer und Jesuiten-Provinzial Severin Leitner.

Ebenso offene wie berührende Worte von Superintendent Mag. Hermann Miklas und Diözesanbischof Dr. Egon Kapellari, die beide angesichts der tragischen konfessionell-ideologischen Auseinandersetzungen in der Zeit der Jesuitenuniversitätsgründung vor 400 Jahren den heute vorherrschenden Geist der Toleranz als Basis für die geistige Weiterentwicklung des Christentums hervorhoben.

Einen bauhistorischen Abriss von den ersten Entscheidungsfindungen bis zur baulichen Umsetzung bot Architekt Dipl.-Ing. Alfred Bramberger. Bekanntlich wurde das Gebäude als Jesuitenuniversität im Jahre 1607 fertig gestellt, im Parterre befanden sich damals sechs Hörsäle, in denen nunmehr der Landespressedienst, das Medienzentrum Steiermark, ein Empfangscafe und ein Garderobentrakt einschließlich Sanitäranlagen untergebracht sind. Die frühere Aula im ersten Stock, die auch als Theater diente, wurde mit der Auflassung der Jesuitenuniversität im Jahre 1773 zu einem Bibliothekssaal umgebaut und als solcher im Jahre 1781 fertig gestellt. Mit dem Bau der heutigen Universität im Bezirk Geidorf wurde auch die Bibliothek im Jahre 1895 dorthin verlagert. Zehn Jahre später im Jahre 1905 lagerte das Steirische Landesarchiv dort einen Großteil seiner Bestände ein - erst 95 Jahre später übersiedelte es auf den Karmeliterplatz und machte damit den spätbarocken Prunkraum für neue Nutzungen frei. Nach einem Beschluss der Landesregierung wurde in einem Wettbewerbsverfahren ein Revitalisierungskonzept ermittelt, das mit Ende 1999 fest stand. Nach intensiven Bauvorbereitungen und Feinabstimmungen mit dem Bundesdenkmalamt wurde im September 2003 mit dem Bau begonnen, der nunmehr vier Monate vor der Zeit übergeben wurde.

Der Historiker Univ. Prof. Dr. Helmut Konrad spannte in seiner Rede den Bogen über die universitäre Entwicklung und ihren geistigen Ausprägungen bis zum Neubau der heutigen Universität, der frühere Schauspielhaus-Direktor Rainer Hauer rezitierte von der Balustrade herunter Abraham a Sancta Clara.
     
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