Hildegard Burjan: "Mitreißendes Beispiel" auch für heute  

erstellt am
09. 05. 05

Gründerin der Schwesterngemeinschaft "Caritas Socialis" wurde im Mutterhaus ihrer Gemeinschaft wiederbestattet - Gottesdienst mit Weihbischof Krätzl
Wien (stephanscom.at) - Das Beispiel von Hildegard Burjan, der Gründerin der Schwesterngemeinschaft "Caritas Socialis" (CS), bedeutet eine "lebendige Herausforderung" für die jungen Menschen von heute und könnte Vorbildwirkung entfalten. Dies betonte Weihbischof Helmut Krätzl bei der feierlichen Wiederbeisetzung der sterblichen Hülle der CS-Gründerin in der Hildegard-Burjan-Kapelle im CS-Mutterhaus in der Pramergasse in Wien-Alsergrund. Im Zuge des Seligsprechungsverfahrens war Hildegard Burjan im Februar exhumiert worden. Der Postular des Seligsprechungsverfahrens, Andrea Ambrosi, rechnet damit, dass die Seligsprechung der Konvertitin, Politikerin und Ordensgründerin noch vor Ende des nächsten Jahres erfolgen kann.

Weihbischof Krätzl erinnerte in seiner Predigt an den Einsatz Hildegard Burjans gegen soziale Ungerechtigkeit, politisches Ränkespiel und Judenhass, unter dem sie als Konvertitin jüdischer Herkunft "doppelt litt". Ihr Engagement in der Sozialarbeit, in Familie, Kirche und Politik stelle ein "mitreißendes Beispiel" dar.

Hildegard Burjan (1883-1933) war in der Zwischenkriegszeit eine wichtige Persönlichkeit in Politik und Kirche. Sie wurde das "Gewissen des Parlaments" und die "Mutter der Heimarbeiterinnen von Wien" genannt. Sie kämpfte für die Rechte und die Gleichberechtigung der Frauen und zog 1919 als erste christlichsoziale Abgeordnete der Ersten Republik ins Parlament ein. "Gleicher Lohn für gleiche Arbeit" zählte zu ihren wichtigsten politischen Forderungen. Als verheiratete Frau und Mutter gründete sie die Schwesterngemeinschaft "Caritas Socialis" (CS), die seit Jahrzehnten Pionierarbeit im sozialen Bereich leistet.

Das Seligsprechungsverfahren für Hildegard Burjan wurde 1963 von Kardinal Franz König eingeleitet. Der erforderliche Wunderprozess fand im Jahre 2001 seinen Abschluss und wurde von der vatikanischen Heiligsprechungskongregation rechtlich anerkannt. Papst Johannes Paul II. besuchte im Juni 1998 das "Caritas Socialis"-Hospiz "Rennweg", wo er sich anerkennend über Hildegard Burjan äußerte. Für die Vizepostulatorin im Seligsprechungsverfahren, die Publizistin Prof. Ingeborg Schödl, wäre ein positiver Abschluss des laufenden Verfahrens ein Zeichen der Anerkennung des Engagements von Frauen in Kirche, Politik und Gesellschaft.

Der Auftrag Hildegard Burjans, die Not der Zeit an der Wurzel zu packen und neben Akuthilfe auch strukturelle Änderungen zu initiieren, ist weiterhin Richtschnur sowohl für die Schwesterngemeinschaft, als auch für die rund 550 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die heute in den verschiedenen Einrichtungen Menschen in Not unterstützen. In den Spuren der Gründerin will die CS auch im 21. Jahrhundert weiterhin tätig sein, so die Generalleiterin der CS, Sr. Serafine Ogrisek CS: "In einer Welt, in der eine tiefe Sinnkrise spürbar wird, ist die Verkündigung des Evangeliums durch den sozialen Dienst notwendiger als je zuvor". Die CS betreibt heute ein Wohnheim für Mutter und Kind, Hilfs- und Beratungsdienste sowie die drei CS-Pflege- und Sozialzentren in Wien für hochbetagte und chronisch kranke Menschen.
     
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