"Es gibt sicherlich keine kollektive Schuld, aber es gibt eine kollektive Schande"  

erstellt am
09. 05. 05

Landeshauptmann DDr. Herwig van Staa nahm in seiner Radiosendung am 7. Mai Bezug zu aktuellen Themen.
Innsbruck (lk) - Anfang dieser Woche wurde im Rahmen eines Festaktes im Landhaus der Befreiung Tirols vor 60 Jahren gedacht. In seiner turnusmäßigen Radiorede erinnerte auch Landeshauptmann Herwig van Staa an dieses Ereignis: „Anfang Mai des Jahres 1945 haben beherzte Widerstandskämpfer die Schreckensherrschaft des Nationalsozialismus beendet und die Landeshauptstadt Innsbruck und das Land Tirol befreit. Allen Menschen, die aktiv im Widerstand waren, gebührt unser Dank.“ Besonders beeindruckt zeigte sich der Landeshauptmann von den Aussagen von Botschafter Dr. Ludwig Steiner, bei diesem Festakt, der selbst aktiv im Widerstand tätig war und dessen Vater in der Folge der Schreckensherrschaft der Nazis umgekommen war.

„Unsere Aufgabe ist es, uns immer an diese schreckliche Zeit zu erinnern um dadurch das Gedenken wach zu halten und um zu verhindern, dass sich die Geschichte wiederholt. Wir müssen uns auch stets der Verantwortung bewusst sein, die Österreich durch die Ereignisse und die Verbrechen des Nationalsozialismus hat. Es gibt sicherlich keine kollektive Schuld, aber es gibt eine kollektive Schande – ein gesellschaftliches Umfeld an dem viele beteiligt waren, die so etwas zugelassen haben“, erklärte LH van Staa. „Ich verneige mich vor den Millionen Opfern, die dieses unmenschliche und menschenverachtende Regime hinterlassen hat. Ich verneige vor allem vor jenen in Scham, die Opfer des Holocaust geworden sind.“

Bereits am 27. April vertrat LH van Staa das Bundesland Tirol bei einem Festaktes anlässlich des 60jährigen Jubiläums der Wiedererrichtung der Republik Österreich. „An diesem Tag vor 60 Jahren ist die Demokratie in Österreich wieder erstanden und 10 Jahre später wurde Österreich von der Besatzung geräumt und damit ist Österreich frei geworden.“ Van Staa brachte dazu auch zwei Aussagen des früheren Bundeskanzlers Leopold Figl in Erinnerung, der in einer Weihnachtsansprache 1945 gesagt hat: „Wir haben nichts, ich kann euch nichts geben, aber glaubt an dieses Österreich.“ Und eine zweite Aussage, die unvergessen bleibt, als er vom Balkon des Belvedere verkündete: „Österreich ist frei.“

„Wir sollen uns daran erinnern, dass Österreich und auch das Land Tirol eine hervorragende Wiederaufbauarbeit geleistet haben. Der Fleiß der Menschen, die Leidensfähigkeit der Menschen müssen uns nicht nur eine dankbare Erinnerung wert sein, sondern müssen uns Ansporn sein, unsere Verantwortung auch in Zukunft in diesem Geiste wahr zu nehmen. Darin liegt die Bedeutung dieser Jubiläen in diesem Jahr“, mahnte der Landeshauptmann.

Van Staa ging abschließend auch auf das Jubiläum 10 Jahre Mitgliedschaft bei der Europäischen Union ein. „Bei allen Negativ-Erscheinungen der Europäischen Union müssen wir bedenken, dass nur ein vereinigtes Europa in der Lage ist, die Defizite, die mit der Globalisierung verbunden sind, zu beheben. Wir müssen die Herausforderungen der Zukunft und der Gegenwart mutig angehen. Wir dürfen uns nicht fürchten und müssen die besten Voraussetzungen für unser Land und die Menschen schaffen, damit sie eine gute Zukunft haben“, so der Landeshauptmann abschließend.
     
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