Brüssel (europarl) - In einem neuen Grünbuch der Europäischen Kommission werden Überlegungen
zur weiteren Integration der europäischen Finanzmärkte angestellt. Anstatt neue Rechtsvorschriften vorzuschlagen,
geht es vielmehr darum, die bestehenden und im Rahmen des Aktionsplans für Finanzdienstleistungen ("Financial
Services Action Plan"/ FSAP) formulierten Bestimmungen in die Praxis umzusetzen und die Zusammenarbeit auszubauen.
Untersucht wird auch, wie der grenzübergreifende Zugang zu Finanzdienstleistungen für Privatkunden und
zur Vermögensverwaltung ausgebaut werden kann. Zum Grünbuch kann bis zum 1. August 2005 Stellung genommen
werden. Das endgültige Programm auf dem Gebiet der Finanzdienst- leistungspolitik soll dann im November 2005
vorgelegt werden.
Das für den Binnenmarkt zuständige Kommissionsmitglied Charlie McCreevy meinte dazu: "Fortsetzungen
selbst zu den besten Originalen führen dazu, dass die Begeisterung geschwächt wird. Deshalb wird es keinen
FSAP 2 geben. Die Parole lautet jetzt, die Fortschritte auf dem Weg zu einer europäischen Finanzintegration
in den nächsten fünf Jahren zu konsolidieren. Die Integration der Finanzdienstleistungen muss zu realen
fühlbaren Vorteilen für die Bürger Europas führen. Dies sollte in Form einer Kostensenkung
für ihre finanziellen Bedürfnisse, besserer Altersversorgungen sowie günstigerer und sicherer Finanzprodukten
für Privatkunden erfolgen. Aus diesem Grunde möchte ich die Bereiche der Finanzdienstleistungen für
Privatkunden und der Vermögensverwaltung einer sehr sorgfältigen Analyse unterziehen und alle neuen Überlegungen
den rigorosen Prinzipien der "besseren Regulierungs-Agenda unterwerfen."
Grundlage ist der FSAP
Das weitere Vorantreiben der Integration der europäischen Finanzmärkte ist von ganz ausschlaggebender
Bedeutung, will man dem Wirtschaftswachstum und dem Beschäftigungspotenzial in Europa einen Schwung versetzen.
In den letzten sechs Jahren zielte der FSAP darauf ab, die integrierten, wirksamen, tiefen und liquiden Finanzmärkte
in den Dienst der europäischen Emittenten, Anleger und Finanzdienstleister zu stellen. Fast alle FSAP-Maßnahmen
sind nun verabschiedet und der Beschlussfassungsprozess in der EU sowie die Regulierungsstrukturen sind effizienter
geworden.
Kurzfristig müssen nun die noch ausstehenden Fragen geregelt und die Rechtsvorschriften angenommen werden,
über die derzeit noch im Parlament und im Rat verhandelt wird. Darüber hinaus müssen die bestehenden
Rechtsvorschriften in drei Phasen wirksam umgesetzt werden: effiziente Umsetzung der EU-Vorschriften in nationales
Recht, rigorosere rechtliche Durchsetzung von Seiten der Aufsichtsbehörden und kontinuierliche Bewertung im
Nachhinein.
In allen Phasen des künftigen Regulierungsprozesses wird die Kommission die strengen Grundsätze ihres
Ansatzes der "besseren Regulierung" zu Grunde legen, zu dem auch eine sorgfältige Folgenabschätzung
und eine ausführliche Konsultation zählen.
In einigen wenigen Bereichen werden eventuell neue Initiativen vorgeschlagen. So soll im Juli 2005 ein gesondertes
Grünbuch zur Vermögensverwaltung veröffentlicht werden. Das Investmentfondsgewerbe verwaltet derzeit
rund 5 Bio. Euro und eine geringe Verbesserung der Effizienz zeitigt unmittelbare günstige Auswirkungen auf
die Wirtschaft.
Auch der europäische Markt der Finanzdienstleistungen für Privatkunden ist nach wie vor fragmentiert.
Die Kommission wird beispielsweise nach Mitteln und Wegen suchen, wie Bankkonten verbraucherfreundlicher gestaltet
und die Hindernisse beseitigt werden können. Folglich könnten die Verbraucher europaweit nach den besten
Sparplänen, Hypotheken, Versicherungs- und Pensionsprodukten suchen, und dies auf der Grundlage klarer Informationen,
die einen Vergleich der Produkte gestatten. Die Kommission wird Rechtsvorschriften nur dann vorschlagen, wenn sie
einen deutlichen wirtschaftlichen Nutzen mit sich bringen.
Andere im Grünbuch angesprochene Themen sind z.B. die Gewährleistung der Konvergenz der Aufsichtspraktiken
und -standards in ganz Europa, die Förderung grenzübergreifender Investitionen und die Nutzung des strategischen
Vorteils Europas bei der Beeinflussung der regulatorischen Parameter für die neuen internationalen Finanzmärkte.
Auch spielen die Finanzbeziehungen zu den USA, Japan und China eine immer wichtigere Rolle. |