Mit dem Taschencomputer am Einsatzort  

erstellt am
13. 05. 05

Fraunhofer IPSI zeigt Prototyp für digitale Unterstützung von Notfalleinsätzen auf Interschutz-Messe vom 6. bis 11. Juni in Hannover
Darmstadt (fraunhofer) - Bald könnte der drahtlos vernetzte Taschencomputer für Feuerwehrleute ebenso unentbehrlich sein wie der rot gestrichene Spritzenwagen. Was sich noch wie Zukunftsmusik anhört, soll demnächst Alltag sein bei Feuerwehren, Polizei und Rettungs- diensten - und könnte so das Ende des knarzigen Analog-Sprechfunks einläuten. Denn geht es nach den Forschern des Fraunhofer Instituts für Integrierte Publikations- und Informationssysteme (IPSI) in Darmstadt, werden künftig Einsatzbefehle, Messwerte und Gebäudepläne, ja sogar Bilder und Videos, digital in Echtzeit zwischen Einsatzkräften und Leitstelle ausgetauscht. Ermöglichen soll dies eine Software, die alle einsatzrelevanten Informationen verwaltet, und zur Übermittlung nach Bedarf über verschiedenste Techniken von Satellitenkommunikation bis Wireless LAN versendet. Auch der geplante digitale Bündelfunk TETRA soll integriert werden. Präsentieren wollen die Forscher ihre Vision vom 6. bis 11. Juni auf der Interschutz-Messe in Hannover. Dort sind sie zu Gast auf dem Stand des Leitstellensystemherstellers CKS Systeme GmbH & Co KG (Halle 27, Stand J52).

„Die Einsatzkoordination läuft heute noch über Technik, die sich in den vergangenen vierzig Jahren nicht wesentlich weiter entwickelt hat“, sagt Dr. Andreas Meißner, Leiter der Fraunhofer- Arbeitsgruppe „Mobile“. „Doch jetzt stehen wir an der Schwelle zum Katastrophenmanagement des 21. Jahrhunderts.“ An diesen so genannten E-Emergency-Lösungen will Meißner mit seiner Arbeitsgruppe aber nicht nur forschen, sondern praktikable Lösungen entwickeln:„Als Fraunhofer-Institut bieten wir Behörden und Organisationen mit Sicherheitsaufgaben unabhängige Beratung und die Entwicklung maßgeschneiderter Systeme.“ Daher präsentierte das Fraunhofer IPSI bereits auf der diesjährigen Cebit sein mobiles Entwicklungslabor für Datenkommunikation. Auf der Interschutz-Messe, die aus der früheren Feuerwehr-Messe „Der Rote Hahn“ hervorgegangen ist und in diesem Jahr auch um einen Ausstellungsbereich „Interpolice“ erweitert wird, wollen die Fraunhofer-Wissenschaftler der Zielgruppe das Thema näher bringen.

Labor für drahtlose Übertragungstechniken
Im IPSI-Labor steht ein ganzes Arsenal drahtloser Übertragungstechniken bereit: Wireless LAN, Bluetooth, GPRS und UMTS, aber auch Geräte für Satellitenfunk für gleich vier Himmelsnetze – namentlich Iridium, Thuraya, Globalstar und Inmarsat. Diese Netze sind – dank wachsender Konkurrenz – längst nicht mehr so unerschwinglich wie noch vor Jahren. Und weil sich bestehende Systeme integrieren lassen sollen, steht auch eine Datenfunklösung für die bestehenden analogen Funksysteme im Regal. Ein komplettes Leitstellensystem der Firma CKS, Server, Laptops und PDAs vervollständigen die Ausstattung. Auf den digitalen Bündelfunk TETRA, wie er nach dem Willen der Bundesregierung bald verfügbar sein soll, sind die Darmstädter Forscher schon vorbereitet. „Wir integrieren alle Geräte so, dass sie reibungslos zusammenarbeiten – unabhängig von den Standards. Das ist es auch, was unser System kostengünstig und sehr stabil gegen Ausfälle machen wird“, ist Meißner überzeugt.

Ziel der E-Emergency Projekte der Fraunhofer-Gesellschaft ist es, Einsatzmöglichkeiten für Informationstechnologie sowohl im Tagesgeschäft der Rettungskräfte als auch in Katastrophenfällen zu erforschen. Dabei soll die aktuelle Entwicklung aus Darmstadt helfen, die Chaosphase zu Beginn von Einsätzen zu verkürzen. Digitale Datenkommunikation wird hierbei schnelleren Zugriff auf wichtige Informationen ermöglichen, als dies heute über die häufig überlasteten Sprechfunkverbindungen der Fall ist. Gerade vor dem Hintergrund des Engagements der Bundesregierung für den digitalen Behördenfunk wird ein enormer Bedarf an solchen Informationssystemen erwartet.
     
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